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Ukraine: Gefahr durch Atomkraftwerke?

PlayEine Kraftwerksanlage unter einem großen Schutzgebäude
Ukraine: Gefahr durch Atomkraftwerke? | Bild: picture alliance/dpa/Russian Defence Ministry | Russian Defence Ministry

Natalia hat Angst. Wir treffen die ukrainische Wissenschaftlerin in München – ein Verwandter ist Ingenieur in Tschernobyl. Als er Mitte vergangener Woche seine Nachtschicht im Atomreaktor antreten will, läuft alles anders als sonst: "Letzten Mittwoch am Abend ist mein Verwandter so wie immer auf Schicht ins AKW gefahren; dann früh am Morgen am Donnerstag hat er angerufen und gesagt, dass er nicht kommen kann sondern dableiben muss."

Festgehalten in Tschernobyl

Russische Soldaten nehmen das stillgelegte Kernkraftwerk ein. Seit Tag eins des Krieges wird Natalias Verwandter zusammen mit schätzungsweise 300 anderen Personen auf der Anlage festgehalten.

Kurzzeitig steigt die Strahlenbelastung rund um das Atomkraftwerk an. Offenbar haben die Kampfhandlungen Radionuklide, also kontaminierte Partikel aus dem Boden freigesetzt. Seit dem Super-Gau 1986 steht Tschernobyl für die bisher größte Katastrophe bei der zivilen Nutzung der Atomenergie. Der Reaktor ist stillgelegt, mit einem Sarkophag geschützt, speziell ausgebildete Ingenieure sorgen für die Sicherheit der Anlage.

Das größte Atomkraftwerk Europas

In der Ukraine gibt es neben Tschernobyl noch vier aktive Atomkraftanlagen. Die größte, Saporischschja, liegt im Süden des Landes. Mit sechs Reaktoren ist sie die leistungsfähigste in ganz Europa. Noch vor wenigen Tagen stellen sich die Bewohner der Region den nahenden russischen Truppen in den Weg, um "ihr Atomkraftwerk" zu schützen.
Am Freitag, Tag 9 des Krieges, in den frühen Morgenstunden ändert sich die Situation schlagartig: Ein Projektil trifft die Anlage Saporischschja, zwar nicht den Reaktor, sondern nur ein Verwaltungsgebäude, trotzdem reagiert die Welt mit Sorge. Für den Nuklearexperten Georg Steinhauser war die Ukraine lange Zeit sein "zweites Wohnzimmer" wie er uns erzählt. Die aktuellen Ereignisse alarmieren ihn: "Das ist eine brenzlige Situation, dass hier Granatenbeschuss stattfindet ist brandgefährlich…"

Steinhauser und sein Team waren häufig in Tschernobyl, forschten über die Strahlungsbelastung in der Sperrzone: "Durch die massive Explosion, die der Reaktor damals erlebt hat, ist auch die ganze Gegend mit Brennstoffpartikeln durchsetzt. Das heißt, das sind höchst radioaktive mikroskopisch kleine Partikelchen, die aufgewirbelt werden können und die dann auch lungengängig sind; die kann man also einatmen und die können dann in der Lunge zu Schäden führen."

Kurz vor der Ausstrahlung des Films erreicht uns ein dramatischer Hilfsappell von Natalia: Die Versorgung mit Nahrungsmitteln in Tschernobyl sei nicht mehr sicher und das Rote Kreuz habe derzeit keine Chance die Anlage zu erreichen.

Autorinnen: Anna Tillack, Susanne Glass, Christian Stücken und Bettina Christianowski, ARD Wien

Stand: 07.03.2022 09:26 Uhr

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