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USA: Autos aus dem 3D-Drucker?

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USA: Autos aus dem 3D-Drucker? | Bild: BR

Anthony ist ein kleiner Unternehmer. Er fährt für Internetfahrdienste wie Uber mit seinen Auto durch New York. Als Fahrer gibt er sich noch maximal zehn Jahre: Die Internetunternehmen, so sagt er, setzten auf selbstfahrende Autos, investierten Milliarden in die neue Technik. Sein Job sei ein Auslaufmodell: "In zehn Jahren wird es kaum noch Berufsfahrer geben. Millionen Jobs gehen da verloren, einfach so."

Der große 3-D-Drucker
Der große 3-D-Drucker | Bild: Bild: BR

Schöne neue Autowelt – hier bei Local Motors in Knoxville wird sie vorgedacht und verwirklicht. Und das ist der Werkstoff, aus dem ihr Traumauto demnächst hergestellt werden soll: Plastikpellets, wiederverwertbar, verarbeitet vom riesigen 3-D-Drucker in der Mikrofabrik in ihrer Nachbarschaft. Aber bis dahin sei es noch ein weiter Weg, sagt Werkschef Greg Haye: "So haben wir angefangen: damit haben wir vor zwei Jahren unser erstes Auto gedruckt. Zurzeit experimentieren wir hier mit 70 Materialien für verschiedene Anwendungen im Auto. Wir drucken jetzt unsere Autos zu 100 Prozent." "Sogar den Motor?" "Nein, den Motor nicht, alles drum herum."

Testen, testen, testen – noch ist das keine richtige Fabrik sondern ein Probebetrieb. Im Firmenvideo klappt die Revolution im Autobau schon wunderbar: "Schauen sie persönlich zu, wie genau das Auto entsteht, das Sie haben wollen; ein Auto, das Sie jederzeit zu ihrem nächsten Auto umschmelzen können. Was Sie hier sehen, bedeutet das Ende der Autoproduktion, wie Sie sie bisher kennen."

Ein Prototyp
Ein Prototyp | Bild: Bild: BR

Gut, die Prototypen könnten noch ein wenig mehr Pepp vertragen, und für den Straßenverkehr sind sie auch noch nicht zugelassen – aber das hier sei die Zukunft, da solle sich niemand vertun, sagen die Experten wie Kristin Dziczek, Director Industry, Labor & Economics Group, Center for Automotive Research: "3-D wird auf lange Sicht die Produktion von Grund auf verändern. Es spart viele herkömmliche Arbeitsprozesse wie Formen und Gießen ein. Die Einzelteile werden im Computer vorgedacht und gehen von dort ohne Umweg direkt in die Produktion."

Markus Schmidt und Greg Haye
Markus Schmidt und Greg Haye | Bild: Bild: BR

Das Problem: Nur wenn ein Trick nachhilft, geht es mit dem Drucken schnell. Aber auch dieses Problem sei lösbar, meint Greg Haye, General Manager von Local Motors: "Wir haben den Zeitaufwand schon von 44 auf 27 Stunden fast halbiert. Klar, für die Massenproduktion von Autos eignet sich 3-D noch nicht. Unser Vorteil ist die Flexibilität. Wir wollen nur so viele Autos produzieren, wie unsere Kunden bei uns bestellen."

Fahrzeug "Olli"
Fahrzeug "Olli" | Bild: Bild: BR

Neue flexible Produktionsweise in der Nachbarschaft, ganz nah an den Wünschen des Kunden – der Autozwischenhändler hat ausgedient. Den Berufsfahrer will Local Motors mit seinen 3-D-Produkten auch noch unnötig machen: mit "Olli", der Revolution im Nahverkehr. "Olli" wird grade für die große Verkehrsmesse in Las Vegas vorbereitet. Führerlos fahren und kommunizieren kann er dank des großen Bruders in der Cloud, dem Riesencomputer Watson von IBM. Im Firmenvideo spricht "Olli": "Guten Tag! Ich bin Olli. Ich bin das erste denkende Fahrzeug. Ich sehe alle 12 Fahrgäste und Sie können mich alles fragen." "Olli, wo krieg ich was zu essen?" "Ich empfehle das Crab Café." Für uns fährt Olli auf dem Firmenparkplatz "remote" gesteuert per Joystick. Marktreif ist Olli noch nicht, aber er lerne rasend schnell, sagt Alex Fieken von Local Motors: "Olli kann auf ein riesiges Netzwerk zugreifen, das alle Fahrzeuge einbezieht, und passt sich in Realzeit an. Ein Mensch lernt erst, wenn er ins Auto einsteigt, beim Fahren."

Detroit, die Stadt, die 120 Jahre Autogeschichte schreibt. Hier hängt so gut wie jeder Arbeitsplatz an der Autoproduktion. Detroit – die Stadt, in der Henry Ford seine Modelle erstmals am Fließband herstellen ließ. Hier sind in der Krise hunderttausende Arbeitsplätze verloren gegangen. Heute testen hier alle Hersteller die neue 3-D-Fertigungsmethode und sie experimentieren mit selbstfahrenden Autos. Für sie ist das der Wachstumsmarkt der Zukunft. Und an der Universität von Michigan wird diese Zukunft ausprobiert.

Teststrecke Mcity
Teststrecke Mcity | Bild: Bild: BR

Mcity, die Versuchsstadt: die Fassaden sind falsch – hier lebt keiner; hier wird getestet, wie unsere Zukunft aussieht, wenn auf den Straßen selbstfahrende Autos unterwegs sind. Noch muss hier immer einer hinter dem Steuer sitzen, aus Sicherheitsgründen, wenn große Hersteller wie Ford ihre Technik testen. Wie werden wir uns fühlen, wenn Sensoren und Computer über unser Leben entscheiden? Und wer versichert uns eigentlich? Der Autokäufer, der Hersteller und der Betreiber der externen Steuerungstechnik? Wer gibt die Regeln vor? Die neue Technik kommt und sie wird als erstes die Berufsfahrer unnötig machen, wie Kristin Dziczek vom Center for Automotive Research feststellt: "So ist das halt! Die müssen sich was Neues suchen. Aber diese Veränderungen kommen ja nicht über Nacht. Da wird ja kein Schalter umgelegt und alle werden arbeitslos. Nein! Das wird eine Evolution, ein langsamer Anpassungsprozess."

Und Anthony, der sich und sein Auto Tag für Tag in New York verkauft, wie sieht er seine Chancen als kleiner Unternehmer in dieser neuen fahrerlosen Transportwelt? "Diese neuen selbstfahrenden Autos mit all der tollen Technik werden den großen Konzernen wie Google, Uber und anderen gehören. Ich werde sie mir als kleiner Transportunternehmer nicht leisten können – viel zu teuer."

Autor: Markus Schmidt, ARD New York

Stand: 13.07.2019 03:20 Uhr

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