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USA: Rollensuche im Nahen Osten

PlayElliot Ackerman kämpfte 2004 im Irak, heute ist er Schriftsteller.
USA: Rollensuche im Mittleren Osten | Bild: Foto: privat

Hier ist Frieden: Delaware an der Ostküste der USA. Elliot Ackerman ist ehemaliger US-Soldat. Vor 13 Jahren kämpfte er als Marineinfanterist in Falludscha im Irak: "Ich war für alle diese Leute verantwortlich, und ich denke, da habe ich einen guten Job gemacht. Ich bin stolz auf sie. Gleichzeitig wünscht man sich aber, dass man niemals in den Krieg hätte ziehen müssen, dass es keinen Krieg gegeben hätte."

Elliott Ackerman
Elliott Ackerman | Bild: Bild: BR

13 Jahre ist die Schlacht um Falludscha her, die blutigste des ganzen Irak-Kriegs. Hart und schwer war es für Ackerman, aber auch prägend. Vergangenes Jahr ist er wieder hingefahren zu einem Süßigkeitenladen, wo er damals tagelang eingeschlossen war: "In der Schlacht um Falludscha zu kämpfen, war sehr intensiv. Danach ging mein Leben aber weiter. Und dann kommst du nach Falludscha zurück, siehst all diese Orte wieder und siehst, wie wenig sie sich verändert haben im Vergleich zu dir. Darauf war ich nicht vorbereitet."

Fehler Irak-Krieg

Soldaten im Irak-Krieg
Soldaten im Irak-Krieg | Bild: Bild: BR

Der Irak-Krieg – weite Teile der Amerikaner sehen ihn im Nachhinein als Fehler, auch angesichts tausender toter US-Soldaten. Ein Krieg, bis heute prägend für die US-Außenpolitik im Nahen Osten. Denn die Region liegt an vielen Stellen in Trümmern – und die USA haben oft ihre Hände im Spiel: Chaos in Libyen, wo Amerikaner Marschflugkörper einsetzten. Im Jemen herrscht Bürgerkrieg, US-Drohnen treffen dort immer wieder Zivilisten. In Syrien bekämpfen die Amerikaner den IS. Irak, Afghanistan. Und auch über Pakistan fliegen amerikanische Drohnen.

Starke Militärpräsenz

Jon B. Ackerman
Jon B. Ackerman | Bild: Bild: BR

In US-Basen auf der arabischen Halbinsel stehen 40.000 Soldaten bereit. Will Donald Trump sie einsetzen? Bisher ist die Nahostpolitik des US-Präsidenten unklar, selbst für Beobachter in Washington wie Jon B. Ackerman von der Denkfabrik CSIS in Washington: "Er muss sich entscheiden, worauf er den Schwerpunkt legt und worauf nicht. Ich denke, die USA nehmen sich wegen der Gefühle zu Hause eher zurück. Aber ich denke, es ist wichtig, dass die Vereinigten Staaten daran mitarbeiten, diese Konflikte zu lösen, vor allem in Syrien und im Jemen."

Chaos im Außenministerium?

Auch hier grübelt man: Im US-Außenministerium. Was aus dem Gebäude nach draußen dringt, erinnert mehr an eine Behörde, die abgewickelt wird: Posten bleiben unbesetzt, Meetings finden nicht statt. Rex Tillerson, der Außenminister, steht sowohl mit seinen Mitarbeitern als auch mit dem Präsidenten selbst im Konflikt.

Trumps Auftritte in der Region stiften zum Teil Verwirrung. Im Mai gefällt er sich in der Rolle des hofierten Staatsgasts in Saudi-Arabien. Doch sein Besuch bleibt nicht ohne Folgen: Saudi-Arabien setzt kurz danach Nachbar Katar massiv unter Druck.

Dazu Jon B. Ackerman vom CSIS in Washington: "Ich denke, seine Strategie ist genau das nicht zu tun, was Obama getan hat. Er will deshalb die Beziehungen zu befreundeten Staaten im Nahen Osten verbessern. Es gibt allerdings befreundete Staaten, die untereinander nicht klar kommen."

Saudi-Arabien macht Politik

Carrie Levine
Carrie Levine | Bild: Bild: BR

Befreundete Staaten, die sich auch in Washington Gehör verschaffen wollen. Carrie Levine ist US-Journalistin, beobachtet die Lobbyarbeit ausländischer Staaten. Sie erzählt, dass allein Saudi-Arabien in einem halben Jahr über sechs Millionen Dollar an Lobbyfirmen in der amerikanischen Hauptstadt gezahlt hat: "Saudi-Arabien ist einer der aktivsten Staaten aus dem Nahen Osten. Seit der Wahl haben sie mindestens ein halbes Dutzend neuer Verträge unterschrieben. Manchmal kontaktieren sie hunderte Abgeordnete und Regierungsmitarbeiter, um für positive Beziehungen mit den USA zu werben."

Hat solche Lobbyarbeit Auswirkungen auf Trumps Politik?

Irak-Veteran Elliot Ackerman arbeitet heute als Schriftsteller. Seine Bücher sind fiktional, sie spielen aber in Syrien und Afghanistan. Die Region lässt ihn nicht los: "Es ist entmutigend zu sehen, dass der Krieg kein Ende nimmt. Aber niemand von uns, die wir 2004/2005 vor Ort gekämpft haben, hat damals gedacht, es gäbe eine schnelle und einfache Lösung für den Irak."

An die Zeit dort denkt er immer noch zurück und hofft, dass auch dieses Land irgendwann seinen Frieden findet.

Autor: Demian von Osten, ARD Washington D.C

Stand: 16.07.2019 04:33 Uhr

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