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USA: Starbase – eine Stadt für Elon Musk

USA: Starbase – eine Stadt für Elon Musk | Bild: IMAGO / UPI Photo

Auch wenn er nicht der Bürgermeister wird, so ist Elon Musk hier doch Chef: Starbase, ganz im Süden Texas. Hier leben etwa 280 Einwohner. Mit überwältigender Mehrheit hatten sie dafür gestimmt, aus ihrer kleinen Community eine offizielle Stadt zu machen. Anders als in Deutschland ist das in den USA möglich. Company Towns sind in den USA nicht ungewöhnlich. Dass nun ganz im Süden Texas aber ausgerechnet Elon Musk mit Hilfe seiner Angestellten Macht darüber bekommen könnte, ob Privatland enteignet werden darf oder welche Straßen und Strände für Transporte und Raketenstarts wann gesperrt werden, finden nicht alle richtig. Umweltschützer protestieren, z. B. weil die Raketen mitten in einem Naturschutzgebiet starten.

Starbase: Vom Firmensitz zur Stadt

Gemälde von Elon Musk an Wand
Elon Musk ist hier allgegenwärtig  | Bild: SWR

Schon am Straßenrand sehen Besucher, wer hier mächtig ist: Elon Musk. "Occupy Mars" – den Mars erobern. Hier testet die Weltraumfirma des Milliardärs, SpaceX, diese Raketen. Sie sollen Menschen zum Mars und für die NASA zum Mond bringen. Staatliche Institutionen entscheiden, wie oft Raketen hier starten. Was Musks Firma darf und was nicht. Aber: Mit Musks politischer Macht wächst die Sorge, ob das so bleibt. Der Start- und Landeplatz liegt in Dünen, umgeben von geschützter Natur. Ein Symbol für die Macht, die Elon Musk habe, sagen diese Umweltschützer.

Mit ihrer Organisation kämpfen sie für die Natur hier. "Jeder Tag mit SpaceX hier draußen ist eine ökologische Katastrophe", sagt Umweltaktivistin Rebekah Hinojosa. Und ihr Kollege Christopher Basaldu meint: "Sie haben beschlossen, diese Monstrosität in die Mitte von geschützter Natur zu bauen." "Außerdem leiten sie verschmutztes Wasser in die Bucht", ergänzt Rebekah Hinojosa. "Allein der Lärm schadet den Tieren in der Gegend, macht sie taub. Wir haben nicht einmal Studien, die die Auswirkung der Raketenstarts auf Schildkrötennester untersuchen, die sich möglicherweise im Sand befinden", so Christopher Basaldu.

Wohnwagen
Wohnwagen als vorübergehende Unterkunft für Mitarbeiter von SpaceX

Sechs Autominuten vom Strand entfernt liegt Starbase – Sternenbasis. Als Elons Musks Stadt macht sie grade Schlagzeilen. Nicht nur im neuen Namen steckt der Weltraum. Er ist hier allgegenwärtig. Von den ursprünglichen Anwohnern ist kaum jemand geblieben. Jetzt wohnen hier hauptsächlich Musks Angestellte und ihre Familien. Und die haben abgestimmt, aus dem alten Ort ganz offiziell eine Stadt zu machen. Das ist in Texas durch eine Wahl möglich. "Die einzigen Wahlberechtigten sind diejenigen, die in dem Gebiet wohnen, das den Gründungsantrag stellt", erklärt Landrat Eddie Treviño. "Das war in diesem speziellen Fall der Fall. Und natürlich haben sie dem Antrag zugestimmt." Besiegelt wird die Entscheidung in diesem Gericht des Landkreises. "Ich gratuliere Starbase, dem Bürgermeister und den zwei Stadträten."

Machtzuwachs für Elon Musk

Musk selbst ist nicht Bürgermeister – aber einer seiner Manager. Das empört Christopher. Er fürchtet: Die Stadtgründung könnte ein weiterer Schritt Musks sein, seine Macht in der Region zu auszubauen – indirekt über seine Angestellten: den Bürgermeister und die Stadtverwaltung. Noch entscheidet der Landkreis und damit auch Eddie Treviño, zum Beispiel ob und wann Straßen für Raketenstarts gesperrt werden. "Im Sinne des öffentlichen Interesses wäre es am besten, die Dinge zu lassen, wie sie sind: Dass der Landkreis die Entscheidungsgewalt hat, wann der Highway 4 und der Strand geschlossen werden. Anstatt das an die brandneue Gemeinde, Starbase, zu geben. Offensichtlich die Stadtgründung eines Unternehmens, die aus den Mitarbeitern von SpaceX besteht."

Autos auf Straße mit Rakete im Hintergrund
Bei Raketenstarts wird hier alles gesperrt  | Bild: SWR

Highway 4: Die einzige Zufahrtsstraße zum Strand und der neugegründeten Stadt Starbase. Der Ort wird für die Raketentestflüge evakuiert. Der Strand gesperrt. Aber nicht nur das: Auch wenn die Raketen hin- und hertransportiert werden, ist alles dicht. Der Highway führt in die nächste, größere Stadt: Brownsville. Hier hängen viele Jobs an SpaceX. Auch hier ist das Weltall Teil des Straßenbildes. Dafür hat unter anderem Gilberto Salinas gesorgt. Sein Job ist es, Unternehmen in die Region zu holen – und damit Geld. Auch er hat mit Elon Musk verhandelt. Natürlich sei die Politik dem Milliardär entgegengekommen. Aber das habe sich ausgezahlt. "Dieses kleine Projekt hier hat einen großen Einfluss auf das Wachstum dieser Stadt." So sieht das aus der Luft aus: SpaceX zieht andere Firmen in die Gegend um die Stadt. Hier wird der so genannte Space Park gebaut, zeigt mir Salinas auf der Karte. Nicht nur das bringe Geld. "Sie bringen pro Raketenstart etwa 20.000 Besucher her, Tendenz steigend. Das ist eine weitere Form der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Menschen kommen in unsere Stadt, übernachten in unseren Hotels." Er nimmt uns mit in eine alte Markthalle. Salinas kennt die Bedenken, Musks Einfluss sei zu groß. Doch der Milliardär kümmere sich, investiere hier mit seiner Stiftung Geld in die Community. "Hier kommt ein Restaurant rein und hier Marktstände für Händler."

Noch mehr Raketenstarts pro Jahr

Nicht für alle zahlt sich Musks Marsmission aus. "For Rent", zu vermieten, steht hier an der Tür. Steigende Preise machen Anwohnern und Geschäftsleuten zu schaffen. In Sichtweite liegt das Restaurant von Robert Thibodeaux. Es kämen mehr jüngere Leute zum Ausgehen in die Stadt. "Nachts gibt es mehr zu verdienen. Aber für mein Restaurant und die anderen kleinen Restaurants hier in der Innenstadt, hat sich nicht viel verändert."

Büste von Elon Musk mit Beschädigungen
Um ihn dreht sich hier alles

Einen Sieg hat Elon Musk schon errungen: Gerade erst hat die US-Luftaufsichtsbehörde genehmigt, dass die Zahl von fünf Raketenstarts pro Jahr hier auf 25 steigen darf. Das habe der Milliardär seinem Einfluss im Weißen Haus zu verdanken, sagt Rebekah Hinojosa. "Sie haben das Regulierungssystem so manipuliert, dass er bekommt, was er will: Mehr entsetzliche Starts pro Jahr." Hier endet die Straße, über die die Stadt Starbase die Kontrolle bekommen könnte. An dem Strand, der für die indigene Bevölkerung ein heiliger Ort ist und für viele andere Platz zum Fischen oder Baden. "Hier leben einkommensschwache Menschen, die, die seit vielen Generationen hier leben. Wir werden vom reichsten Mann der Welt missbraucht und kolonialisiert." Knapp drei Meter hoch überblickt die Musk-Statue  das Land. Das Pflaster auf der Wange ist neu. Genau wie die zertrümmerten Löcher darunter. Der reichste Mann der Welt polarisiert nicht nur Menschen in der Region um Starbase, sondern im ganzen Land.

Autorin: Sarah Schmidt, ARD-Studio Washington

Stand: 25.05.2025 21:46 Uhr

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