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USA: Warum setzt Trump auf die Todesstrafe?

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USA: Warum setzt Trump auf die Todesstrafe? | Bild: picture alliance / AP Images

In Terre Haute, Indiana haben sie einst die wohlgeformte Cola-Flasche erfunden. Aber es gibt in der beschaulichen Stadt noch andere Traditionen: etwa die der Henker. Als Hauptstadt der Hinrichtungen gilt Terre Haute wegen dieses Bundesgefängnisses. 17 Jahre lang hatte es hier keine Exekution gegeben – nun gleich drei in einer Woche…

Mitte Juli wurden drei mehrfache Mörder hingerichtet: Daniel Lee, Wesley Purkey, Dustin Honken – Tod durch eine Spritze mit Pentobarbital.

Daniel Lee gehörte zu einer kriminellen Bande: Bei einem Raubüberfall tötete er mit einem Komplizen ein junges Paar und die achtjährige Tochter der Frau. Die Leichen versenkten sie in einem Fluss. Eine Jury in Arkansas verurteilte Lee 1999 zum Tode, gut 21 Jahre später die Hinrichtung.

Sinkende Zahlen

Die Vollstreckung der Todesstrafe wird immer seltener in den USA. Während die Zahl der Hinrichtungen von 1979 bis 1999 auf fast 100 pro Jahr gestiegen war, fällt sie seitdem stark und stetig. Der Trend eindeutig: die Todesstrafe wird weniger häufig verhängt und noch seltener vollstreckt. 28 der 50 Bundesstaaten halten noch an ihr fest.
Mit 570 Hinrichtungen wurden in Texas seit 1974 bei weitem die meisten Menschen exekutiert, gefolgt von Virginia, Oklahoma und Florida. In den vergangenen gut 26 Jahren gab es 1522 Hinrichtungen in den USA, nur sechs davon auf Bundesebene.

Timothy McVeigh war so ein Fall: Mit zwei Komplizen hatte er 1995 ein Bombenattentat auf ein Regierungsgebäude in Oklahoma verübt: 168 Menschen starben. Der Terrorist wurde dafür im Juni 2001 hingerichtet – im Bundesgefängnis in Terre Haute.

Fast zwei Jahrzehnte war auf Bundesebene keine Hinrichtung mehr vollstreckt worden. Dann kam Donald Trump: Der Kampf gegen das Verbrechen, ein zentrales Wahlversprechen. Als "Law & Order"-Präsident will er in 100 Tagen wiedergewählt werden.
Das Justizministerium soll die Wiederbelebung der Todesstrafe auf Bundesebene vorantreiben. Fieberhaft werden geeignete Fälle gesucht für möglichst breiten Rückhalt in der Bevölkerung. Trumps treuer Minister William Barr plädiert für mehr Hinrichtungen und sagt: "Unter Präsidenten beider Parteien hat das Justizministerium die Todesstrafe gegen die schlimmsten Verbrecher angestrebt. Wir sind es den Opfern und ihren Familien schuldig, die durch unser Justizsystem gesprochenen Urteile auch zu vollstrecken."

Konkrete Fälle

Auch er wurde in der vergangenen Woche im Bundegefängnis von Terre Haute durch eine tödliche Injektion hingerichtet: Wesley Purkey. Er hatte 1998 eine 16-Jährige entführt, vergewaltigt und auf besonders grausame Weise ermordet. Für die Familie des Mädchens dauerte es quälend lange bis zur Hinrichtung des Täters.

Schon oft hat sich der Supreme Court mit der Todesstrafe befasst. Das höchste US-Gericht war in der Vergangenheit wechselnder Meinung, ob die Hinrichtungen verfassungskonform sind. Bis heute streiten die Juristen darüber… Doch die von Trump nominierten Richter Gorsuch und Kavanaugh sichern eine 5:4-Mehrheit. Ihr Urteil: Die tödlichen Injektionen seien nicht zu grausam.

Die nächste Hinrichtung in Terre Haute ist für den 28. August geplant.

Autor: Stefan Niemann, ARD Washington D.C.

Stand: 27.07.2020 10:40 Uhr

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