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Zu Gast bei Michael Strempel: Gladwell Otieno

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Zu Gast bei Michael Strempel: Gladwell Otieno | Bild: WDR

Michael Strempel:

"Gladville Otieno“ ist bei mir, prominente kenianische Bürgerrechtlerin, und sie spricht hervorragend Deutsch, weil sie in Berlin studiert hat - herzlich willkommen Frau Otieno.

Frau Otieno, wie kann das sein? Es gibt so viele Anzeichen, dass bei der Befreiungsaktion von "Westgate" einiges schief gelaufen ist. Zweieinhalb Monate später hört man von der Regierung noch immer nichts. Warum?

Gladville Otieno

»Es ist schwierig für Außenstehende zu verstehen, aber wir leben in einem Land wo die Straflosigkeit herrscht. Es hat immer wieder in unserer Geschichte schlimme Ereignisse gegeben. Dann wurde entweder nichts gemacht, oder es gab eine Untersuchung, die nicht gefruchtet hat und niemand wurde zur Rechenschaft gezogen. Also, wir sind auch selbst sehr beunruhigt und erwarten dass es aufgeklärt wird, aber im Moment gibt es keine Anzeichen dafür.«

Der Präsident, Uhuru Kenyatta ist ja auch angeklagt vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, weil ihm vorgeworfen wird, er sei mitverantwortlich für die blutigen Unruhen nach den Wahlen 2007 – sie selbst verfolgen den Prozess in Den Haag. Es gibt die These, dass Kenyatta, „Westgate“ jetzt als Vorwand nimmt um sich von diesem Prozess fernzuhalten und zu sagen „ich kann da nicht weg, ich kann mich da nicht drum kümmern“ – ist da was wahres dran?

Gladwell Otieno im Interview mit Michael Strempel
Gladwell Otieno im Interview mit Michael Strempel

Gladville Otieno

»Ja also er hat schon dafür plädiert dass auch die Sicherheit eine Frage ist wo er sich drum kümmern muss. Also er hat es schon benutzt als Vorwand um nicht zu erscheinen, wie er erscheinen sollte in Den Haag.«

Also ein Präsident, der sich vor dem Internationalen Strafgerichtshof drückt, der gleichzeitig hier die Untersuchungen nicht wirklich offen legt, man hat den Eindruck die Führungen hier können sich alles erlauben, wenn sie einmal gewählt ist. Und es gibt ja auch die These dass das größte Problems Afrikas sei, dass man zu wenige Politiker hat mit echten Verantwortungsgefühlen für die Bevölkerung, woran liegt das?

Gladville Otieno

»Ich glaube es stimmt schon dass die Politiker die an die Macht kommen, dass die meisten von Ihnen oder viele von Ihnen sehr wenig verantwortungsgefühl gegenüber ihrer Bevölkerung haben. Man sieht auch wie die Afrikanische Union und seine Verbündeten Kenyatta in Schutz nimmt. Also es liegt auch daran, dass die Art wie wir Politik machen es immer wieder erlaubt dass solche Menschen an die Macht kommen. Sie benutzen Geld, sie benutzen Gewalt um an die Macht zu kommen, und sie teilen die Bevölkerung auf, durch Schürung von ethnischen Feindseligkeiten, um sich an die Macht emporzuheben.«

Jetzt beobachten wir hier aber überall eine wachsende Mittelschicht, Menschen, die einen kleinen Wohlstand geschaffen haben, warum wehren die sich nicht stärker gegen eine Regierung die nicht richtig funktioniert?

Gladville Otieno

»Ich glaube erstmal ist die Mittelschicht sehr damit beschäftigt, einfach die Lebensumstände zu sichern. Sie müssen eigentlich alles mehrmals bezahlen, Strom funktioniert nicht, man muss Gas oder Holzkohle oder so weiter anschaffen. Also sie sind sehr damit beschäftigt die Lebensumstände zu sichern, und sie sind auch sehr apolitisch sobald sie nicht betroffen sind. Und sie sind auch dadurch geteilt dass sie sich von ihren Führern, durch die Schürung von ethnischer Angst auseinander dividieren lassen.«

Was muss passieren damit sich etwas an dieser Situation ändert?

Gladville Otieno

»Wir haben schon jahrelang dafür gekämpft dass sich die Situation ändert. Wir haben eine neue Verfassung, aber die Politiker schaffen es immer wieder, diese Reformen abzuwenden und sich an der Macht zu halten, also müssen wir weiter kämpfen.«

Vielen dank „Gladville Otieno“, dass Sie bei uns waren.

Stand: 15.04.2014 10:37 Uhr

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Westdeutscher Rundfunk
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