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Warum zücken Mongolen bei der Begrüßung immer gleich ihr Schnupftabakfläschchen?

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Schnupftabakfläschchen? | Bild: WDR

Warum zücken Mongolen bei der Begrüßung immer gleich ihr Schnupftabakfläschchen?

Unterwegssein – ist in der Mongolei eine Lebensform. Dies ist Nomadenland. Mit gastfreundlichen Menschen – und Begegnungen, die man nie mehr vergisst. Gleich unsere erste ist so eine. Denn der Hausherr reicht uns als erstes ein Fläschchen. Mit Schnupftabak. „Ich weiss zwar nicht, was ich damit machen soll…“ Ja - Schnupfen natürlich, oder? Anfängerfehler: denn der Tabak ist ein Teufelszeug. Hinterher ist man klüger. Aber – die Frage bleibt.

„Nämlich die, warum alle Mongolen eine Schnupftabakflasche bei sich tragen, und warum sie sie immer dann herausholen wenn sie einen anderen Mongolen treffen oder eine andere Mongolin. Hier in diesem Laden erhoffen wir uns die Antwort.“ Denn hier, in der Hauptstadt Ulan-Bator, werden die Fläschchen verkauft. Und vorher natürlich ausprobiert. Kunstvoll aus Stein oder Glas gearbeitet - sowas hat tatsächlich fast jeder hier.

"Wir begrüßen uns mit Tabak. Das ist älter als die europäische Hochkultur. Man nimmt die Flasche und probiert mit dem Löffelchen, oder man prüft mit dem Finger die Qualität. Man muss gar nicht schnupfen. Andeuten reicht, um Respekt zu erweisen. Einfach dran riechen reicht aus, so."

Das Ritual mit den Tabakfläschchen begegnet uns überall. Alle machen es – auch Frauen. Seit Jahrhunderten. Einer von Dschingis Khans Söhnen soll die Sitte eingeführt haben. Unser Kamerateam beherrscht das Schnupfen am Ende perfekt. Und das Andeuten auch. Mit der Schnupftabakflasche zeigt man auch, was man hat. In diesem Laden gibt es die Luxusversion. Zehntausende Euro kosten manche – aus Jade, Achat, Koralle. Werden über Generationen vererbt.

Und, sagt der Verkäufer: sie haben noch einen - ganz praktischen Wert: „Wenn ich mit einer Frau ins Gespräch kommen will, also mit Ihnen zum Beispiel, dann tauschen wir die Tabakflaschen. Und solange ich Ihre nicht zurückgebe, müssen sie auch meine behalten. Und können nicht gehen. Sie müssen mit mir reden. So entsteht eine Beziehung.“

Also – wieder was dazugelernt. Dieses kleine Fläschchen ist nicht nur das Begrüßungsinstrument, sondern es ist auch eine Art Statussymbol. Und: dem einen oder anderen Mongolen mag es auch schon dabei geholfen haben, seine Herzensdame kennengelernt zu haben.

Autorin: Ina Ruck

Stand: 22.09.2014 09:21 Uhr

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Westdeutscher Rundfunk
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