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Weltspiegel

Irak: Die Armee will wieder kämpfen:

Als die Terrormilizen des sogenannten Islamischen Staates (IS) im Sommer die nordirakische Stadt Mossul überrannten und danach eine Offensive in Richtung Bagdad starteten, nahm die Armee Reißaus. Milliarden waren in ihr Training und ihre Ausrüstung gesteckt worden, aber im Ernstfall versagten die irakischen Streitkräfte katastrophal: Eine Stadt nach der anderen eroberte der IS, Offiziere ließen ihre Rekruten im Stich, von denen viele ermordet wurden. Schnell stand der IS vor den Toren der Hauptstadt. Mühsam wurden seitdem die Kräfte gebündelt, und vor einigen Wochen begann das Militär eine Gegenoffensive und errang einen Teilsieg in der strategisch wichtigen Ölstadt Baidschi, 250 Kilometer nördlich von Bagdad. Hier steht die größte Raffinerie des Irak. Thomas Aders begleitet irakische Soldaten bei Ramadi und beobachtet, wie die Armee den IS jetzt besiegen will.

Autor: Thomas Aders, ARD Kairo

USA: Videotestament für Todkranke: Nach 13 Jahren ist der Krebs bei Judy Davanzo zurückgekommen - Endstadium. Der 45-jährigen Mutter bleibt nur noch wenig Zeit, um ihren beiden Kindern eine dauerhafte Erinnerung an ihre Mutter zu hinterlassen, an ihr Aussehen, ihre Stimme, ihre Gesten. Was hat sie bewegt, gefühlt, gedacht? Wie klang ihr Lachen? Ein Videotestament der anderen, der emotionalen Art: „Thru My Eyes", „Mit meinen Augen" heißt die gemeinnützige Organisation in New York, die professionelle Videos für und mit Todkranken filmt und schneidet - kostenlos. Krankenhäuser vermitteln verzweifelte Patienten an die Psychologen, Kameraleute und Helfer der Initiative, weil nicht mehr genügend Zeit bleibt, um auf eine andere Art Erinnerungen für die zu hinterlassen, die Abschied nehmen müssen.

Autor: Markus Schmidt, ARD New York

Südafrika: Die farblosen Schwarzen: „Wenn sie sterben, verschwinden sie einfach", sagte man früher über die „white nigger", wie Albinos in vielen Teilen Afrikas verächtlich gerufen werden. Unglück sollen sie auch bringen, ihre Körperteile preisen Medizinmänner als Wundermittel an. Die ungefähr 13.000 Albinos haben es schwer in Südafrika. Sie gehören weder zu den Weißen noch zu den Schwarzen, werden oft diskriminiert und auch verfolgt. Viermal häufiger ist Albinismus in Afrika als zum Beispiel in Europa.

Aber es gibt auch Gutes zu berichten: In den vergangenen Jahren haben Aufklärungskampagnen geholfen, die Vorurteile abzubauen. Viele wissen jetzt, dass es nichts mit einem Fluch zu tun hat, sondern nur eine Pigmentstörung ist. Und vielleicht hat auch dazu beigetragen, dass die Modedesigner in Südafrika die farblosen Schwarzen für sich entdeckt haben. Sanele Xaba ist Model: „Ich bin nicht anders als die anderen Models", sagt er selbstbewusst, „mein Hautton ist nur heller." Und tatsächlich hat Sanele es geschafft, er kann sich vor Aufträgen nicht retten.

Autor: Ulli Neuhoff, ARD Johannesburg

China: Bio-Boom nach Lebensmittelskandalen: „Öfter mal die Gifte wechseln!" - das ist der hilflos zynische Rat des Shanghaier Lebensmittelaktivisten Wu Heng, den man seinem neuen Buch mit dem Titel „Schmeiß es zum Fenster raus!" entnehmen kann. Lebensmittelskandale sind in China an der Tagesordnung. Besonders bei der chinesischen Mittelschicht geht seitdem die Angst um, was man überhaupt noch essen und ganz besonders den Kindern vorsetzen kann. Selbst in Deutschland kam es vor einiger Zeit zu Engpässen bei der Babynahrung. Der Grund: In China gab es einen Skandal mit Melamin verseuchtem Milchpulver. In der Folge kauften chinesische Importeure, Privatpersonen und Touristen besonders den deutschen Markt leer, um chinesische Kinder mit sauberem Milchpulver zu versorgen. Böden sind in weiten Teilen Chinas verseucht und skrupellose Geschäftemacher bringen selbst Altöl als Speiseöl wieder in den Umlauf. Das Misstrauen der Verbraucher ist berechtigterweise groß. Mit dem Wunsch nach natürlichen und gesunden Lebensmitteln boomt eine noch junge Biobranche in den chinesischen Städten.

Autorin: Christine Adelhardt, ARD-Peking

Norwegen: Slow-TV in der Vorweihnachtszeit - 60 Stunden nonstop Chorgesang: Fernsehen im Wortsinn - das macht Norwegens öffentlich-rechtlicher Sender NRK immer wieder: Nach einem 134-Stunden-Live-Fernsehmarathon über die Fahrt eines Hurtigruten-Schiffs entlang der norwegischen Küste gab es Stricken oder Holzhacken als Dauerfernsehereignis - mit Rekordeinschaltquoten. Die Norweger scheinen „Slow-TV", langsames Fernsehen oder eigentliches „Fern-Sehen" ohne Dramaturgie, Zeitraffung oder eine eigentliche Handlung für sich entdeckt zu haben. Jetzt werden zur Einstimmung auf die Vorweihnachtszeit alle 899 Psalmen aus dem norwegischen Gesangbuch gesungen und landesweit live im Fernsehen übertragen - 60 Stunden lang. Was macht dabei die Faszination aus, fragt unser Korrespondent, und ist das ein Vorbild an Entschleunigung auch für unsere hektische Vorweihnachtszeit?

Autor: Clas Oliver Richter, ARD Stockholm

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