So., 21.02.16 | 19:20 Uhr
Thailand: Engels-Puppen

Riesige Augen, still und starr und doch am Leben. So glauben es die Thailänder. Die Engels-Puppen. Geliebt, gehätschelt und umsorgt wie Glücksbringer aus einer anderen Welt.
Ich hab nur eine Frage: Warum? Warum verlieben sich erwachsene Menschen in eine Puppe aus Plastik?
Luk Thep heißen die magischen Puppen. Sie sollen eine Seele haben wie ein Kind. Sich um sie zu kümmern, bringe Glück, Zufriedenheit und Wohlstand. Eine Puppe, die alles kann? Auch Kultida Singhaseree ist so einer mysteriösen Figur verfallen.
Kultida Singhaseree, Besitzerin:
„Ich bin glücklich mit meiner Puppe. Wenn ich nach einem harten Tag nach Hause komme. Dann ist sie da für mich, sie gibt mir Liebe und Fröhlichkeit. Ein echter Glücksbringer.”
Hier entstehen die magischen Puppen. In der Werkstatt von Ponyamon Kayanmak. Ein paar lokale Berühmtheiten haben im Netz behauptet, die Figuren hätten alles im Leben von Grund auf geändert. Das hat einen echten Hype in Thailand ausgelöst. Für Ponyamons Geschäft ein Glücksfall. Manche Puppen können bis zu 800 Euro kosten.
Ponyamon Kayanmak, Besitzer einer Werkstatt:
„Diese Puppe kommt aus Deutschland. Sie sieht so echt aus. Unser Nachbar sagt, er hat sie schon draußen im Hof spazieren sehen. Ich allerdings noch nie.”
Das all den Dingen eine Seele innewohnt, daran glauben viele Thailänder immer schon. Magische Kräfte aber bekommen die Puppen angeblich erst durch den Segen von Priestern und Predigern. Gegen eine kleine Spende versteht sich. Ohm Mahamontra sagt, er könne den Puppen Leben einhauchen. Mit der Energie aus dem Himmel. Und mit Hilfe eines Wollknäuels.
Ohm Mahamontra:
“Ich mache aus den Puppen Persönlichkeiten. Mit Ausstrahlung und besonderen Kräften. Wenn sich der Besitzer Erfolg im Geschäft wünscht, oder in der Liebe oder einfach nur reich werden will, dann können meine Puppen helfen.“
Die magischen Puppen haben ein schönes Leben. Kultida hat 20 Kleider für ihre Luk Thep. Jeden zweiten Tag gibt es eine neue Garnitur. Es soll ihrer Puppe an nichts fehlen.
Kultida Singhaseree, Besitzerin:
„Wie lange das noch weitergeht, darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Aber ich werde ja so oder so vor meiner Puppe sterben. Sie wird mich überleben. Also soll sie es jetzt mit mir so gut wie möglich haben.“
Kultida liebt ihre Puppe wie ihr eigenes Kind. Einigen anderen Besitzern sind ihre kleinen Begleiter wohl zu unheimlich geworden. Weggeschmissen haben sie ihre Plastikfiguren zwar nicht. Aber in den Tempel gegeben. Man weiß ja nie, ob nicht doch ein Geist, eine Seele, ein bisschen Leben, im Innern wohnt.
Autor: Philipp Abresch
Stand: 21.02.2016 19:58 Uhr
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