Sa., 13.05.17 | 16:30 Uhr
Das Erste
Weltspiegel-Reportage: Iran vor der Wahl – Zwischen Hoffnung und Resignation
Am 19. Mai sind mehr als 50 Millionen Iraner aufgerufen, ihren Präsidenten zu wählen. Hassan Rohani stellt sich zum zweiten Mal zur Wahl. Vor vier Jahren galt er vielen als Hoffnungsträger, als er den Bürgern zwei Versprechen gab: Reformen im Inneren und Öffnung nach außen. Das historische Atomabkommen mit den fünf UN-Vetomächten und Deutschland im Sommer 2015 war ein großer Erfolg für Rohani und beendete die jahrelange Isolation des Iran.
Enttäuschte Erwartungen
Nach der Aufhebung der meisten Sanktionen erwartete und erhoffte die Bevölkerung den wirtschaftlichen Aufschwung. Doch dieser ist bislang nicht eingetreten. Rohani gelang es auch nicht, den Menschen im Iran mehr Freiheiten zu verschaffen. Die erzkonservativen Kleriker und Hardliner wussten das zu verhindern. Sie setzen nun auf den Sieg ihres Kandidaten, Ebrahim Raisi, und ein Ende der pro-westlichen Politik. Raisi leitet eine einflussreiche milliardenschwere religiöse Stiftung. Er soll 1988 an den Massenhinrichtungen von politischen Gefangenen im Iran beteiligt gewesen sein.
Frauen stehen nicht zur Wahl
Auch 137 Frauen ließen sich für die Präsidentenwahl als Kandidatinnen registrieren. Doch der mit 12 Männern besetzte Wächterrat, der dem geistlichen Oberhaupt des Iran, Ayatollah Chamenei, untersteht, lehnte sie alle ab, ohne Angabe von Gründen. Genau das kritisiert Azam Taleghani seit Jahren öffentlich. Die 73-jährige politische Aktivistin kämpft darum, dass auch eine Frau im Iran Staatspräsidentin werden kann.
Ende der Abschottung?
Außerhalb der Hauptstadt Teheran bemerkt man im Land eine Reihe von Veränderungen. Seit der Aufhebung der internationalen Sanktionen bemüht man sich um ausländische Investitionen für die marode Infrastruktur. Vom Kauf neuer Flugzeuge in Europa und in den USA bis zu Kooperationen bei der Gasförderung im Persischen Golf. Und nach Jahrzehnten der Abschottung besuchen immer mehr westliche Touristen den Iran, wie ARD Korrespondentin Natalie Amiri erlebte.
Auf ihrer Reise, 6000 Kilometer quer durch die Islamische Republik, zeigt sie ein facettenreiches Land und seine Bewohner zwischen Hoffnung und Resignation.
Stand: 11.05.2017 17:10 Uhr
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