SENDETERMIN Mo., 22.06.15 | 20:15 Uhr | Das Erste

Wie viel Zucker ist gut für uns?

Folge 2

Tim Mälzer mit Gudrun Köster von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein
Tim Mälzer mit Gudrun Köster von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein | Bild: NDR

Unser Zuckerverbrauch ist enorm. Im Jahr 1900 aßen wir Deutschen durchschnittlich zwölf Kilo Zucker im Jahr, heute sind es mehr als 31 Kilogramm. Das entspricht einer Tagesportion von 88 Gramm oder 22 Teelöffeln Zucker. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt deutlich weniger: 25 Gramm am Tag.

Tim Mälzer will herausfinden, in welchen Lebensmitteln sich diese enorme Zuckermenge versteckt. Er macht den Test: Drei Mahlzeiten mit Getränk über den Tag verteilt, keine Süßigkeiten, kein Nachtisch. Wie viel Zucker nimmt er wohl auf? Es sind 160 Gramm Zucker, versteckt im Essen und in Getränken. Wie kann das sein?

Zahlreiche verschiedene Zuckerarten

Im Supermarkt verschafft er sich einen Überblick, gemeinsam mit Gudrun Köster von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein stellt er fest: Mit den 31 Kilo Zucker, die wir statistisch pro Jahr essen, ist nur der gewöhnliche Haushaltszucker erfasst. Noch etwa die doppelte Menge essen wir an anderen Zuckerarten, die sich hinter unterschiedlichsten Namen verstecken. Es gibt mehr als 70 verschiedene Bezeichnungen für Zuckerarten. Saccharose, Maltose, Laktose, Fruktose, Dextrose, Maltodextrine, Glucose sind einige.

Tim Tim Mälzer mit Professor Andreas Pfeiffer vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung
Tim Tim Mälzer mit Professor Andreas Pfeiffer vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung | Bild: NDR

Tim Mälzer will wissen: Warum zieht uns die Geschmacksrichtung süß so unwiderstehlich an? Im Helmholtz Zentrum München trifft er Professor Matthias Tschöp, einen der weltweit führenden Diabetes-Forscher. Seit Jahren untersuchen er und seine Mitarbeiter die Auswirkungen von Zucker auf unseren Organismus.

"Es gibt eine gewisse Abhängigkeit"

Tschöp: "Das war in der Steinzeit so, dass wir Gutes, Sicheres, Nahrhaftes finden mussten in unserer Umgebung und da leiten uns unsere Geschmacksrezeptoren. Wenn etwas bitter schmeckt oder sauer schmeckt dann ist das meistens ein schlechtes Zeichen. Wenn etwas süß schmeckt, dann sagen uns unsere Rezeptoren: Diese Nahrung ist gut, die gibt uns Energie. Außerdem wirkt Zucker in Gehirnbereichen, in denen Abhängigkeiten ausgelöst werden. Es gibt also eine gewisse Abhängigkeit."

Besonders Kinder essen oft über Jahre hinweg zu viele Süßigkeiten. Laut Statistik geben sechs- bis 13-Jährige rund zwei Drittel ihres Taschengeldes für Süßes aus. Warum ist für Kinder naschen so verlockend? Das erforscht Dr. Thomas Ellrott vom Institut für Ernährungspsychologie in Göttingen. Ist es nur der süße Geschmack oder verleitet noch etwas anderes die Kinder dazu, Süßes zu essen?

Werbetricks locken Kinder

In einem Versuch demonstriert der Psychologe, dass Kinder durch Comicfiguren auf den Verpackungen angelockt werden. Ein Trick, den die Industrie nur zu gern nutzt, obwohl fast alle Hersteller sich 2007 freiwillig dazu verpflichtet haben, keine Werbung für ungesunde Lebensmittel an Kinder unter zwölf zu richten. Nur – es hält sich kaum einer daran.

Tim Mälzer ergründet des weiteren, wie sich der hohe Zuckerkonsum auf unseren Körper auswirkt. Gibt es "gesünderen" Zucker? Wie verhält es sich mit Zuckeralternativen? Experte Prof. Andreas Pfeiffer vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam gibt Antworten. Die größte Überraschung: Der immer als der gesündere Zucker angepriesene Fruchtzucker ist sehr schädlich.

Helfen Süßigkeiten-Verbote?

Pfeiffer: "Tatsächlich ist es aber so, dass wir Fruktose nicht direkt im Stoffwechsel verarbeiten. Der muss über die Leber verarbeitet werden, die ihn in Fett umwandelt. So trägt die Fruktose sehr zur Fettleber bei und ist von daher eigentlich ein ungünstiger Zucker."

Wie soll man also mit Zucker umgehen? Hilft ein Süßigkeiten-Verbot bei Kindern? Ein weiterer Versuch des Ernährungspsychologen Thomas Ellrott zeigt, dass ein Verbot Süßigkeiten für Kinder nur noch reizvoller macht. Besser ist es, eine bestimmte Menge an Süßem pro Tag zu verteilen und selbst ein Vorbild für gesunde Ernährung zu sein.

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