SENDETERMIN Mo., 04.10.21 | 22:50 Uhr | Das Erste

Geschichte im Ersten: HERstory (3)

Wendeman(n)över – Frauen und der Mauerfall

HERstory Teil 3
HERstory Teil 3  | Bild: WDR

Seit Jahrhunderten schreiben und deuten Männer Geschichte. Aber man kann Geschichten nicht wahrhaftig erzählen, wenn man die Hälfte der Menschheit systematisch beiseiteschiebt. Deshalb erzählt "Wendeman(n)över" von der Wendezeit – konsequent aus weiblicher Perspektive. Wovon haben die ostdeutschen Frauen geträumt, wie haben sie die Deutsche Einheit erlebt, und was ist aus ihren Hoffnungen und Wünschen geworden?

Als am 9. November 1989 die Mauer fällt, sind die Erwartungen vieler Frauen hoch: Neuanfang, Freiheit und Wohlstand. Doch die Euphorie des Augenblicks hält nicht lange an. Schnell müssen besonders die ostdeutschen Frauen feststellen, dass das wiedervereinigte Deutschland nicht nur Gutes für sie bereithält.

Vor der Wende sind mehr als 90 Prozent der Frauen im Osten erwerbstätig, die DDR brauchte sie als Arbeitskräfte. Sie stehen in Berufen ihren "Mann"; Arbeiten, die ausschließlich Männern vorbehalten sind, gibt es nicht. Kindergärten sind kostenlos und selbstverständlich. Frauen sind auch finanziell unabhängig von den Männern und entscheiden seit den 1970er Jahren selbst über Schwangerschaften und Ehescheidungen.

Frauenbewegung in der DDR mit der Bürgerrechtlerin Katja Havemann (in der Mitte).
Frauenbewegung in der DDR mit der Bürgerrechtlerin Katja Havemann. | Bild: Robert-Havemann-Gesellschaft/Werner Fischer/RHG_Fo_WF_041

Nach der Wiedervereinigung ist die Lebenswirklichkeit eine andere: Viele Berufs- und Studienabschlüsse und ganze Lebensleistungen werden nicht anerkannt, besonders viele Frauen verlieren ihre Arbeit und finden keine Anstellung mehr. Viele gut ausgebildete, junge Frauen gehen deshalb in den Westen. Die Folgen dieser Abwanderung sind in manchen Regionen Ostdeutschlands bis heute spürbar.

"Ich kann mich sehr gut an den Satz erinnern: Die Erwerbsneigung der ostdeutschen Frauen ist doch sehr übertrieben und die muss auf ein Normalmaß herunter geschrumpft werden. Dann haben wir auch wieder anständige Arbeitslosenzahlen. Das sind so Sätze, die vergisst du nicht als Frau", erinnert sich die Feministin und Referentin der ersten und letzten Gleichstellungsbeauftragten der DDR, Katrin Wolf, an die Zeit des Einigungsvertrages zwischen DDR und BRD im August 1990.

Plakat des unabhängigen Frauenverbandes der DDR.
Plakat des unabhängigen Frauenverbandes der DDR. | Bild: Anke Feuchtenberger

1990 arbeiten nur noch halb so viele Frauen wie vor der Wende. Sie müssen sich neu orientieren, ihr Leben oft fundamental verändern. Mit ihren Erwartungen an eine gleichberechtigte Vereinbarkeit von Beruf und Familie haben die ostdeutschen Frauen aber auch die Bundesrepublik nachhaltig verändert.

In ihrer spannenden Dokumentation erzählt Regisseurin Sabine Michel mit größtenteils unbekanntem Archivmaterial von dieser ambivalenten Zeit. Auch durch ihre Gesprächspartnerinnen, die bisher wenig beleuchtete Aspekte der Wiedervereinigung in der männlich dominierten Geschichtsschreibung thematisieren, ist ein einfühlsamer, erfrischend unterhaltsamer Film entstanden, der die Auswirkungen der Zeit nach dem Mauerfall auf das Leben der Frauen bis heute zeigt.

Ein Film von Sabine Michel

Diese Sendung ist online first ab 20. September 2021 und nach der Ausstrahlung zwölf Monate in der ARD Mediathek verfügbar.

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