Einleitung

Friedrich Flick als Generaldirektor der Charlottenhütte
Friedrich Flick als Generaldirektor der Charlottenhütte | Bild: SWR

Die Flicks zählen seit fast hundert Jahren zu den reichsten Familien Deutschlands. Keine Familie verkörpert das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Politik so wie sie, kaum eine Familie hat größeren Einfluss auf die deutsche Politik im 20. Jahrhundert genommen und größeren Nutzen daraus gezogen.

Der Name Flick steht für einen milliardenschweren Industriekonzern, für Börsenspekulation und feindliche Übernahmen, für "Arisierung" in der NS-Zeit und für die Ausbeutung von Zwangsarbeitern – Flick steht für den Wiederaufstieg der westdeutschen Industrie nach dem Krieg, aber auch für den größten Skandal der Bonner Demokratie, die Parteispendenaffäre.

Und die Flicks sind eine Familie, die ihre Geschäfte äußerst verschwiegen betrieb und sich bis heute schwer tut, offen zur eigenen Geschichte zu stehen.

Der Zweiteiler "Flick" erzählt die Geschichte von Friedrich Flick und seiner Familie erstmals im Fernsehen – mit einer Fülle neu entdeckten Film- und Fotomaterials, auf der Basis interner Dokumente und einer Vielzahl erstmals ausgewerteter Quellen.

Zum ersten Mal gewähren enge Vertraute wie der ehemalige Flick-Gesellschafter Eberhard von Brauchitsch, Friedrich Karl Flicks erste Ehefrau Elga und der Patensohn von Friedrich Flick, Otto Kaletsch, tiefe Einblicke in das Innenleben und die Machtstrukturen der Familie.

So räumt der Film auch mit einigen Legenden auf. Die neu erschlossenen Quellen zeigen deutlich: Flick hing weder vor noch nach dem Krieg irgendeiner politischen Idee an. Wohl aber hat er Politiker zu allen Zeiten systematisch instrumentalisiert und für seine finanziellen Interessen eingespannt. Sein enges Verhältnis zur Politik zeigt sich beispielhaft in der Gelsenberg-Affäre 1932, bei der "Arisierung" jüdischen Eigentums, während der Übernahme französischer Stahlwerke 1940 als Kriegsbeute oder dem Verkauf der Maxhütte an den bayerischen Staat, schließlich im Spendenskandal der achtziger Jahre.

Der Film zeigt deutlich, dass Flick vor allem auf seinen eigenen Vorteil aus war. Bei Flick ist ein Wesenszug feststellbar, der von allen politischen Systemen unabhängig war: Er hat die eigenen Interessen über alles gestellt und sie mit einer Entschlossenheit und Härte verfolgt, die moralische Einwände nicht kennt. Tragischerweise hat sich diese Härte auch gegen die eigenen Söhne gerichtet. Den Untergang des Flick-Konzerns hat Friedrich Flick selbst mit verschuldet – indem er seine Söhne spüren ließ, dass sie seinem übergroßen Vorbild nicht gerecht werden können.

Die Dokumentation mit szenischen Elementen erzählt die Geschichte der Flicks in zwei Teilen: von 1883 bis 1947 und von 1947 bis 2006. Im Mittelpunkt von Folge 1 – "Der Aufstieg" steht Friedrich Flick senior, in Folge 2 – "Das Erbe" sind es seine Söhne Otto-Ernst und Friedrich Karl, die um die Nachfolge kämpfen, aber vom mächtigen Vater immer wieder in die zweite Reihe verwiesen werden.

Zweiteiliges Dokudrama von SWR und ARTE

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