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Was von mir bleibt

Ein Mann zieht die Bilanz seines Lebens

Anton E. (r.) im Gespräch mit seinem behandelnden Arzt, Prof. Dr. Günter Wiedemann
Anton E. (r.) im Gespräch mit seinem behandelnden Arzt, Prof. Dr. Günter Wiedemann. | Bild: SWR

Film von Ulrike Michels

Anton E., 58 Jahre, weiß seit April 2010, dass er an einem malignen Melanom, dem schwarzen Hautkrebs, leidet – eine tödliche Diagnose. Aber er lebt jetzt schon länger als die meisten Patienten mit dieser Krankheit.

Seine Hoffnung, den Tod noch eine Weile hinauszuzögern, schöpft er aus einem Medikamentenversuch der Uni Tübingen, an dem er teilnimmt. Das Medikament hat zwar schlimme Nebenwirkungen, aber: Die Krebszellen in den befallenen Lymphen wachsen über lange Zeit nicht weiter.

Sein Arzt, Prof. Dr. Günter Wiedemann, Chefarzt der Onkologie in Ravensburg, ist überzeugt, dass es hilfreich ist, schwer kranken Patienten besondere Aufgaben zu geben. Für ihn gehört der Tod zu seinem Alltag, ist Teil des Lebens.

Anton E. (l.) mit seiner Ehefrau Irene
Anton E. (l.) mit seiner Ehefrau Irene. | Bild: SWR

Der Arzt will dort, wo sein medizinisches Können, seine Fähigkeit zu heilen, an Grenzen stößt, seinen todkranken Patienten die Möglichkeit geben, sich mit ihrem Tod, ihrem Sterben, aber auch mit ihrem Leben auseinanderzusetzen.

"Machen Sie doch Ihren eigenen Grabstein", forderte er Anton E. heraus. Der Chefarzt der Krebsstation der Oberschwabenklinik sieht dies als Teil der Therapie. Anton E. war zunächst schockiert. Das Wort "Grabstein" irritiert ihn.

Er will den Stein eher "Grabmal" nennen oder "Denkmal". "Ich finde es schön, etwas zu schaffen, was nach mir bleibt, was Bestand hat – für ganz viele Jahre." Er lässt sich von der Idee des Arztes mitreißen.

Anton E. (l.) bei der Arbeit am Grabstein in der Werkstatt von Herbert Leichtle
Anton E. (l.) bei der Arbeit am Grabstein in der Werkstatt von Herbert Leichtle (r.). | Bild: SWR

Anton E., Oberstudiendirektor für Deutsch und Anglistik, verheiratet, zwei Töchter, spürt die Kraft, die Arbeit an seiner Skulptur zu beginnen. Mit dem Meißeln des Steins setzt er sich mit dem Tod auseinander, erschafft etwas, das bleibt, auch wenn er nicht mehr lebt.

Mit jedem Schlag auf den Stein denkt er über sein Leben nach. In der Form soll sich einmal sein Leben spiegeln – und das hinterlässt er für die Nachwelt für lange Zeit.

Im Bildhauerkurs begegnet Anton E. dem Künstler Herbert Leichtle, der schon häufig Grabsteine mit seinen Schülern geschaffen hat. "Da sind runde Seiten, die Harmonie und Schönheit ausdrücken und da sind ganz eckige und spritze Teile, die ich nur mit Wut und Zorn beackern kann", sagt Anton E. Der Stein nimmt Gestalt an.

Anton E. begutachtet den fertigen Grabstein
Anton E. begutachtet den fertigen Grabstein. | Bild: SWR

Dann ein Rückschlag: in seiner Lunge haben sich Metastasen gebildet. Das Medikament, in das er so viel Hoffnung setzte, kann er nicht weiter nehmen. Doch Anton E. ist ein Kämpfer und will für jeden Tag, den er länger mit seiner Frau und seinen Töchtern genießen kann, alles tun. Er gibt nicht auf, beginnt mit einer Strahlen – und Chemotherapie.

Der Film begleitet Anton E. bei der Erschaffung seines Grabsteins von der Auswahl des Materials bis zur fertigen Skulptur.

Am Ende des Films ist der Grabstein fertig. Wie wird es Anton E. dann gehen?

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