Ein Meilenstein im Tier- und Naturfilm

Klaus Kunde-Neimöth
Klaus Kunde-Neimöth | Bild: ARD

Klaus Kunde-Neimöth, Redakteur für Tier- und Naturfilm beim Federführer WDR:

Der Schimpanse David ist das Familienoberhaupt eines wilden Clans von Menschenaffen im westafrikanischen Senegal. Seit drei Jahren ist David das dominante Männchen. Ständig muss er sich gegen aufmuckende Widersacher behaupten. Die Schimpansen leiden unter den Folgen einer extremen Dürre, monatelang hat es nicht geregnet, Futter wird knapp und auch bei David schwinden die Kräfte. Drei Rivalen nutzen einen kurzen Moment der Schwäche gnadenlos aus.

David wird in einem hart geführten Kampf besiegt, bewusstlos geschlagen und er verliert einen Finger. Doch David ist ein echter Anführer und gibt sich so schnell nicht geschlagen. Zumal die engsten Angehörigen seiner Familie im wahrsten Sinne des Wortes seine Wunden lecken und ihm helfen, seine alte Stärke zurück zu erlangen. Am Ende des Films kehrt er zurück auf den Thron, als kurz angezählter, aber am Ende unbestrittener König seiner Wilden Dynastie.

Personalisierte Erzählweise

"Wilde Dynastien" sind fünf Filme über Familien im Tierreich und ihre Anführer. Es geht ums Überleben in einer hart umkämpften Welt, in der es vor allem darum geht, die eigene Familie zu beschützen und die Dynastie in die nächste Generation zu führen.

Unsere BBC-Kollegen haben weltweit beeindruckende Familien- und Tierbanden ausgesucht: Die Schimpansen im Senegal, ein Rudel Löwen im Masai Mara Nationalpark in Kenia, eine riesige Kolonie Kaiserpinguine in der Antarktis, ein Rudel Afrikanischer Wildhunde im Mana Pools Nationalpark im Norden Zimbabwes und eine Tigermutter mit vier Jungtieren im Bandhavgarh National Park in Indien.

Neue Form des Tierfilms

Mit den "Wilden Dynastien" haben die Produzenten Michael Gunton und Rupert Barrington eine neue Form des Tierfilms geschaffen. Die Geschichten werden sehr personalisiert erzählt. Es geht um David, den Herrscher unter den Schimpansen oder um Raj Bhera, die Beschützerin, die ihren Nachwuchs umsorgt und ihr Territorium gegen eindringende Tiger verteidigt. Es sind sehr persönliche Geschichten aus dem Königreich der Tiere.

Zuschauer fiebern mit den "Hauptdarstellern" mit

Es ist bewegend zu erfahren, dass in einer Gruppe von wild lebenden Tieren jedes seinen eigenen Charakter hat. Man entwickelt Sympathien, steigt immer tiefer in die Filme ein, lebt, fiebert und leidet mit den "Hauptdarstellern". Auf dem afrikanischen Kontinent spielen sich wahre Dramen ab zwischen Löwen, Hyänen und Afrikanischen Wildhunden. Jede wilde Dynastie kämpft mit aller Macht und Geschick ums Überleben.

Da ist das Löwenrudel in der Masai Mara, das seit Generationen in einem Gebiet im Sumpfland herrscht wie in einem Königreich. Und da sind die alternde Hündin Tait und ihre Tochter Blacktip, die Rebellin, die ihre Mutter vertreiben und sich selbst an die Spitze der Familien-Dynastie setzen will. Die Rudel kontrollieren und beherrschen große Landstriche in der afrikanischen Savanne, und das teilweise schon seit Generationen. Um die Dominanz in dem gesteckten Revier gegenüber ständig attackierenden Konkurrenten zu verteidigen, muss jede Generation harte Kämpfe führen.

Game of Thrones im Tierreich! Im gnadenlosen Winter der Antarktis, dem härtesten und längsten auf der Erde, ist Überleben nur in der Gemeinschaft möglich. Da wird eine mehrere tausend Tiere umfassende Kolonie von Kaiserpinguinen symbolisch zum Imperator und die Gruppe wird in dieser Folge zum Hauptdarsteller.

Film-Teams verbrachten bis zu zwei Jahre mit den Wildtieren

"Ich hoffe, dass unsere Zuschauer diese großartigen, charismatischen Tiere in unseren Filmen in einer Art und Weise erleben, wie sie es noch nie zuvor getan haben." So beschreibt Rupert Barrington sein Ziel als Filmemacher und Produzent. Bis zu zwei Jahre verbrachten die Film-Teams mit den Wildtieren und konnten sich so ein umfassendes Bild vom Leben dieser wilden Dynastien machen. Tagtäglich müssen sich die Tiere riesigen Herausforderungen stellen, oft lebensbedrohliche Situationen durchleben und ihre Strapazier- und Widerstandsfähigkeiten werden immer wieder aufs Neue bis an die Grenzen getestet.

Auch Tiere erleben Niederlagen und Trauer, aber auch Siege, Freude oder einfach pures Glück. In England waren bei der Erstausstrahlung auf BBC One die Menschen zu Tränen gerührt. Während der Sendungen brach ein regelrechter Sturm an Kommentaren im Internet los. Mit "Wilde Dynastien" hat die BBC wieder einmal einen Meilenstein im Tier- und Naturfilm gesetzt. Ein grandioses Nachfolgeprojekt von "Der Blaue Planet". Die sechs Folgen im Ersten schauten 2018 im Schnitt viereinhalb Millionen Menschen.

Sechs Monate Dreharbeiten ohne frisches Essen

Die Erkenntnis nach 5 x 45 Minuten "Wilde Dynastien": Das Leben in der Wildnis ist verdammt hart und kennt kaum Pausen. Das galt auch fast zwei Jahre lang für die Film-Crews: Wildnis hautnah zum Erleben und Mitfühlen. Beispiel Antarktis: Am kältesten Tag sank die Temperatur auf - 44,3 Grad Celsius (gefühlte - 62,3 Grad Celsius bei auffrischendem Wind), 62 Tage am Stück war die Sonne verschwunden, sechs lange Monate gab es kein frisches Essen und der längste Schneesturm fegte acht Tage über die Eiswüste.

Schauspieler Sebastian Koch hat die deutschen Filme mit seiner Erzählweise veredelt. Außergewöhnlich gedreht und erzählt bietet die fünfteilige Reihe "Wilde Dynastien" echtes Erlebnisfernsehen erster Klasse. "Wilde Dynastien" ist eine Produktion der BBC, die von den ARD-Partnern WDR, SWR und rbb ins Erste eingebracht wird.

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