So., 15.09.13 | 12:03 Uhr
Das Erste
Presseclub
Gäste: Olivia Schoeller (freie Journalistin), Constanze Stelzenmüller (Publizistin), Clemens Wergin (Die Welt/Welt am Sonntag), Andreas Zumach (freier Journalist)
Eigentlich schien es nur eine Frage der Zeit, bis die USA nach dem Giftgas-Einsatz in Syrien Machthaber Assad angreifen. Doch ob es ein Versehen war oder ein genialer Schachzug - US-Außenminister Kerry hat mit seinem Vorschlag, Assad solle seine Chemiewaffen ausliefern, alles verändert: Die Diplomatie bekommt eine neue Chance, die Vereinten Nationen rücken wieder ins Zentrum. Und, Ironie der Geschichte, Russlands Präsident Putin kann sich als Vermittler inszenieren, nachdem er monatelang jeden Druck auf das syrische Regime verhindert hatte.
Allerdings ist noch völlig offen, wie realistisch der russisch-syrische Vorschlag ist. Die Chemiewaffen in einem laufenden Bürgerkrieg zu kontrollieren, erscheint kaum möglich. Falls sich die Kriegsparteien nicht auf einen Waffenstillstand einigen, hat das Regime Zeit gewonnen, um den Krieg gegen die Rebellen mit konventionellen Bomben und Raketen fortzuführen.
Die politischen Folgen des internationalen Tauziehens gegenüber Syrien reichen tief: US-Präsident Obama hat aus Rücksicht auf seine kriegsmüde Bevölkerung das Ende des „Weltpolizisten USA" verkündet. In Großbritannien hat das Parlament dem Premierminister ein Eingreifen untersagt. Und Russland scheint sich mit seiner knallharten Blockadepolitik Einfluss und Bedeutung zurückerkämpft zu haben.
Stehen wir am Beginn einer neuen Machtordnung in der Weltpolitik? Hält sich der Westen künftig aus internationalen Konflikten heraus? Können die Chemiewaffen wirklich kontrolliert werden? Und wie könnte eine Lösung im syrischen Bürgerkrieg aussehen?
Darüber diskutiert ARD-Programmdirektor Volker Herres am Sonntag im "Presseclub" mit seinen Gästen.