SENDETERMIN Sa., 28.03.20 | 16:00 Uhr | Das Erste

Ehrenamt: Senioren im Einsatz

Ein Mann begrüßt einen Straßenhändler per Handschlag
Mit 70 in die weite Welt – Ehrenamt macht es möglich. | Bild: WDR

Der Senior Experten Service vermittelt Senioren als ehrenamtliche Experten in die Arbeitswelt oder als Freiwillige in Hilfsprojekte. Doch mit ihrem Einsatz helfen die Senioren auch sich selbst: aktiv im Alter zu sein hält fit!

Der Senior-Expertenservice in Bonn

Beim Senior Experten Service Bonn (SES) können pensionierte Arbeitskräfte tätig werden – und zwar in allen Bereichen. 1983 wurde er von verschiedenen Wirtschaftsverbänden ins Leben gerufen, seitdem können Senioren mitmachen und in ihrem Fachbereich andere ehrenamtlich unterstützen. Von der Bundesregierung wird der SES finanziell unterstützt. Der erste Einsatz im Ausland war in Brasilien. Ende der 1980er-Jahre fanden die Einsätze vor allem in Ostdeutschland und Osteuropa statt, um dort beim Wirtschaftsaufbau nach der Wende zu unterstützen. In den 2000ern kamen Einsätze in Entwicklungs- und Schwellenländern – vor allem Afrika und Asien – dazu.

Die Expertinnen und Experten arbeiten heute weltweit in kleinen und mittleren Unternehmen, öffentlichen Institutionen und Verwaltungen sowie Einrichtungen der Schul- und Berufsbildung. Dort unterstützen die Senior Experten Auszubildende in schwierigen Situationen. Gesucht werden vor allem Senioren im Handwerk. Ein Einsatz im Ausland dauert in der Regel vier bis sechs Wochen und geht maximal ein halbes Jahr. Bis jetzt wurden über 50.000 Einsätze in mehr als 160 Ländern durchgeführt. Bezahlt werden die Reisekosten, der Einsatz selbst ist ein Ehrenamt.

Was können ältere Menschen besser?

Ältere haben viel Erfahrung. Sie haben Veränderungen im Berufsleben miterlebt, Neuerungen eingeführt und Prozesse verändert. Die Erfahrung, die sie dabei gesammelt haben, können sie weitergeben. Und ihr Wissen, auch wenn dieses immer wieder auf dem neuesten Stand gebracht werden muss. Zum Beispiel im Bereich der digitalen Maschine: Hier bereiten sich die Seniorexperten – so gut es geht – vor. Sie gehen noch einmal zum ehemaligen Arbeitgeber und lassen sich auf den neusten Stand bringen oder lesen sich ein. Der Vorteil eines Seniorexperten liegt auch darin, dass er ohne Druck arbeiten kann. Er muss kein Geld mehr verdienen, nichts mehr beweisen – er wird zum Berater. Manchen fällt der Rollenwechsel erst einmal nicht leicht: Einige waren selbst in leitenden Funktionen, haben immer vieles selbst gemacht oder haben Anweisungen gegeben und es wurde dann gemacht. Als Seniorexperte geht man weg vom Machen, hin zum Beobachten und Rat geben.

Engagement im Alter – gibt es Grenzen?

Ein begrüßt beobachtet Schüler während einer Schulstunde.
Ältere haben viel Erfahrung. | Bild: WDR

Um für den SES ins Ausland zu gehen, sollte man sich vorher mit dem Hausarzt besprechen und für sich selbst entscheiden, ob man die Herausforderung annimmt. Denn so ein Einsatz ist kein Luxus – anderes Klima, andere Sprache, andere Kultur und dann noch eine Aufgabe, die man gut meistern möchte! Eine Altersgrenze gibt es beim SES nicht. Menschen altern unterschiedlich. Das haben die Geschäftsführerin Dr. Nonnen und die Schirmherrin und Alternsforscherin Prof. Ursula Lehr immer wieder festgestellt.

Laut dem deutschen Freiwilligensurvey 2014 und der Generali Altersstudie 2017 engagieren sich in den vergangenen Jahren immer mehr Senioren in einem Ehrenamt. Das Motiv: Sie wollen am gesellschaftlichen Leben teilhaben und soziale Kontakte halten. Egal welche Art von Engagement – es hält fit. Vor allem durch den wirtschaftlichen Wandel und die steigende Lebenserwartung sind Ältere heutzutage vermutlich noch leistungsfähiger als früher. Auffällig in Befragungen ist: Wer früher schon ehrenamtliche Tätigkeiten übernommen hat und glücklich und erfolgreich im Beruf war, neigt eher dazu, sich auch im Alter zu engagieren.

Mit einem kleinen Job die Rente aufbessern

Nicht nur ehrenamtliche Tätigkeiten können fit halten! Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) ist in Deutschland mehr als ein Viertel aller Rentnerinnen und Rentner in den ersten drei Jahren nach Übergang in die Altersrente erwerbstätig. Die meisten wollen einfach noch das Gefühl haben, gebraucht zu werden. Jedoch geben immer mehr Senioren auch finanzielle Gründe an. Das betrifft vor allem Frauen.

Auch hierfür gibt es Anbieter und kleine Online-Jobbörsen, bei denen sich Senioren anmelden können:

Im Gegensatz zum Senior-Expertenservice sind diese Tätigkeiten nicht ehrenamtlich. Und es geht darum, sich in der Nachbarschaft und in der Umgebung nützlich zu machen.

Autoren: Lena Paul, Julia Jaki (WDR)

Weitere hilfreiche Informationen:

Stand: 26.03.2020 16:59 Uhr