SENDETERMIN Sa., 10.10.20 | 16:00 Uhr | Das Erste

Unterm Strich: Auto vs. Rad vs. ÖPNV

Person fährt auf einem Motorrad
Verkehr verursacht externe Kosten. | Bild: SWR

Welches Verkehrsmittel spart am meisten Zeit und Geld und was kommt raus, wenn man eine Gesamtkostenrechnung erstellt? Nicht einfach, denn viele Kosten sind versteckt — sogenannte externe Kosten. Das sind Kosten, die durch Verkehrsteilnehmer verursacht, aber nicht von ihnen getragen werden, sondern von der Allgemeinheit. Zum Beispiel Kosten, die infolge von Treibhausgasen entstehen und auch noch von künftigen Generationen bezahlt werden müssen.

Auch Kosten für die Luftverschmutzung gehören dazu, denn dadurch entstehen Gesundheitskosten, Ernteausfälle, Gebäudeschäden und Biodiversitätsverluste. Zusätzlich belasten die Herstellung von Treibstoff, Fahrzeugen sowie der Bau und Erhalt der Verkehrsinfrastruktur das Budget der Allgemeinheit. Unfälle und Lärm erhöhen die Gesundheitskosten.

Busfahren schadet wenig und ist günstig

Ein Monatsticket für den ÖPNV kostete 2019 in Deutschland durchschnittlich 54,45 Euro. Mehr direkte Kosten haben die Fahrgäste nicht. Dafür dauert eine Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln oft länger als mit dem Auto. Auf dem Land müssen die Fahrgäste oft lange auf einen Bus warten. Außerdem verursachen auch öffentliche Verkehrsmittel externe Kosten, die Fahrgäste nicht selbst tragen.

Die Allianz pro Schiene e.V. hat sie für Linien- und Reisebusse errechnen lassen: Drei Cent pro Kilometer. Zusammengerechnet sind das pro Jahr 1,5 Milliarden Euro. Viel Geld – allerdings nur ein Bruchteil dessen, was Autofahrer verursachen. Fazit: Mit dem Bus fahren ist günstig, kostet aber Zeit.

Was kostet Autofahren wirklich?

Autos im Stau
Autos verursachen hohe externe Kosten.  | Bild: WDR

Das Auto ist schnell, solange man nicht im Stau steht. Die Infrastruktur in Deutschland ermöglicht es, fast überall mit dem Auto hinfahren und direkt vor dem Ziel parken zu können. Doch was kostet dieser Luxus?
Die meisten Autofahrer schätzen die Kosten ihres Autos viel zu niedrig ein. Laut einer Untersuchung des RWI-Leibnitz-Instituts für Wirtschaftsförderung sowie den Unis Mannheim und Yale, wissen sie zwar über Benzinkosten, Steuer und Versicherung Bescheid. Doch alle Betriebs-, Fix-, und Werkstattkosten und der Wertverlust zusammengerechnet, sind oft mehr als doppelt so hoch wie die eigene Schätzung.

Ein Beispiel: Laut ADAC schlägt ein aktuelles Modell des VW Passat mit rund 700 Euro pro Monat zu Buche. Dazu kommen noch erhebliche externe Kosten, die von der Allgemeinheit bezahlt werden müssen: 11 Cent pro Kilometer. Zusammengerechnet sind das pro Jahr knapp 104 Milliarden Euro. Fazit: Autos kosten viel Geld – nicht nur die Besitzer, sondern auch die Allgemeinheit.

Das Fahrrad gewinnt

Radfahrerin winkt
Radfahrer verursachen kaum externe Kosten. | Bild: SWR

Wer mit dem Rad fährt, spart Geld. Denn außer Anschaffung und gelegentlichen Reparaturen verursachen Drahtesel für ihre Besitzer keine Kosten. Und: Radfahrer sparen der Allgemeinheit Geld! Sie verursachen einerseits im Vergleich zum Auto und Bus keine nennenswerten externen Kosten. Andererseits sparen sie dem Gesundheitssystem Geld, weil sie sich beim Radfahren bewegen. Das ist gesund! Die Stadt Kopenhagen hat errechnet, dass jeder mit dem Rad gefahrene Kilometer dort einen volkswirtschaftlichen Gewinn von 26 Cent bringt.

In Innenstädten ist das Fahrrad oft sogar die schnellste Alternative. Und selbst wenn die Fahrradfahrer länger brauchen als Autofahrer und Busfahrgäste, sparen sie Zeit: Wer mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, hat meist schon genug Bewegung für den Tag und die erhöht damit seine Lebenserwartung. Um das aufzuholen, müssten die anderen Verkehrsteilnehmer sich genauso lange bewegen, nachdem sie zuhause angekommen sind. Währenddessen können es sich die Radfahrer auf dem Sofa gemütlich machen.

Fazit: Radfahren bringt finanziell gesehen den größten Benefit für einen selbst und die Allgemeinheit. Und nicht selten spart es sogar Zeit.

Autor: Manuel Gerber (SWR)

Stand: 10.10.2020 17:44 Uhr

Sendetermin

Sa., 10.10.20 | 16:00 Uhr
Das Erste

Produktion

Südwestrundfunk
für
DasErste