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Was hält Schnittblumen lange frisch?

Blüten in Nahaufnahme
Vergängliche Schönheit: Schnittblumen halten nur wenige Tage | Bild: NDR

Schnittblumen sind schön, aber leider ist diese Schönheit schnell vergänglich. Fünf Tage "Blühgarantie" geben viele Floristen auf ihre Ware. Aber – ist da nicht vielleicht noch ein bisschen mehr drin? Wir haben populäre Tipps aus Online-Foren und Hausmittelsammlungen auf ihre Wirksamkeit überprüft.

Der Testaufbau

Rosen und Tulpen in einer Vase.
Noch ganz frisch: die Testteilnehmer. | Bild: NDR

Als Testobjekte kaufen wir zwei der beliebtesten Schnittblumensorten: Rosen und Tulpen. Sie werden auf zehn Vasen verteilt, mit den zu testenden Hilfsmitteln präpariert und dann zehn Tage lang bei normaler Zimmertemperatur beobachtet. Wir vergleichen die folgenden fünf Zusätze:

  • Nichts: Die Blumen stehen in klarem Leitungswasser.
  • eine Kupfermünze im Wasser: Ein Hausmittelchen aus Großmutters Zeiten. Kupfer wirkt antibakteriell und soll darum den Fäulnisprozess verlangsamen.
  • ein Tropfen Spülmittel: Weil Spüli die Oberflächenspannung des Wassers reduziert, soll die Pflanze angeblich Nährstoffe aus dem Wasser schneller aufnehmen können.
  • spezielles Schnittblumen-Mittel: aus dem Blumenladen: Enthält vor allem Zucker. Der liefert Extra-Nährstoffe für die Blüte – aber auch für Bakterien in der Vase. Damit die sich durch den Zucker nicht massenhaft vermehren, ist zusätzlich Chemie drin: Bakterienhemmer. In einigen Präparaten auch Pflanzenhormone, die Alterungsprozesse aufhalten sollen.
  • Potenzmittel: Israelische Wissenschaftler haben nämlich herausgefunden: Das Potenzmittel greift in eine chemische Signalkette ein, die im Gefäßsystem der Pflanze ganz ähnlich wirken soll wie beim Menschen.

Warten und welken

Bis zum zweiten Tag entwickeln sich alle Blumen ähnlich. Sie stehen aufrecht in ihren Vasen. Doch schon an Tag 3 gibt es erste Veränderungen: Die Blätter der Spülmittel-Blumen wirken angegriffen. Und an Tag 4: braune Blütenblätter bei der Münze.

Regelmäßig füllen wir frisches Wasser nach. Trotzdem werden nach einer Woche die Blattenden der Tulpen bei allen fünf Behandlungsvarianten braun. Davon abgesehen sehen sie aber noch gut aus. Mit einer Ausnahme: die Spüli-Blumen! Das Spülmittel scheint die Zellwände anzugreifen. Der Grund: möglicherweise ein Parfumzusatz, der toxisch wirkt.

Überraschende Ergebnisse

Verwelkte Tulpenblüte
Die Spüli-Tulpe segnet als Erste das Zeitliche. | Bild: NDR

Nach zehn Tagen begutachten wir den Zustand der Testblumen abschließend. Die Kupfermünze und ihre angebliche antibakterielle Wirkung brachten keinerlei Erfolg. Der Blumenstängel ist abgeknickt, es kann kein Wasser mehr hindurch fließen. Beim Spülmittel sind die Blätter trocken, der Stiel hat angefangen zu verrotten. Die dadurch entstehenden Fäulnisbakterien lassen die Vase stinken. Das Potenzmittel zeigt erstaunliche Wirkung: Die Rosen sind auch nach zehn Tagen noch schön anzusehen. Die Tulpen haben die Blüten verloren, aber der Stiel steht wie eine 1.

Das Schnittblumenmittel aus dem Blumenladen hat die Blumen tatsächlich frisch gehalten. Sogar die empfindlichen Tulpenblüten sind noch dran. Aber: Es gibt einen überraschenden Nebeneffekt: Die Stängel sind in der Vase gegenüber der ursprünglichen Länge um fast sechs Zentimeter gewachsen. Nicht völlig ungewöhnlich bei Tulpen, aber das Mittelchen scheint ihnen einen Extrawachstumsschub gegeben zu haben. Sie sind drei Zentimeter länger als die Tulpen, die in klarem Wasser gestanden haben. Klares Wasser zeigt auch ansonsten ein kaum schlechteres Ergebnis als das Spezialmittel.

So halten Blumen am besten frisch

Angeschnittener Blumenstengel in einer Hand.
Ein Anschnitt mit dem Messer legt die Leitbahnen frei. | Bild: NDR

Ja, Potenzmittel wirken auch bei Blumen, aber angesichts des Preises empfiehlt es sich eher, nach einer Woche einfach in einen frischen Strauß zu investieren. Und Spezialmittel wirken zwar tatsächlich, aber doch nicht deutlich besser als herkömmliches Leitungswasser. Der Tipp unseres Floristen daher: Verzichten Sie auf Zusätze, aber achten Sie stattdessen auf einen guten Anschnitt: Schneiden Sie die Enden der Blumenstängel an, damit die Leitbahnen freiliegen und gut Wasser aufnehmen können. Auch bei festen und holzigen Stängeln (zum Beispiel Rosen) keine Schere verwenden, sondern ein Messer. Eine Schere würde die Leitbahnen quetschen und den Wassertransport zur Blüte behindern. Schräg mit dem Messer angeschnitten, so liegen besonders viele Leitbahnen offen, und ein optimaler Wassertransport zur Blüte garantiert maximale Blühdauer.

Autoren: Christine Seidemann, Thomas Wagner (NDR)

Stand: 16.05.2020 14:46 Uhr

Sendetermin

Sa., 16.05.20 | 16:00 Uhr
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