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Diamantentaucher

Die Diamantenminen in Südafrika sind weltbekannt. Weit weniger bekannt hingegen ist, dass es auch entlang der Westküste im Meer Diamanten gibt – von Flüssen im Verlaufe von Jahrmillionen hierher gespült.

Doch die Suche in den Brandungszonen ist naturbedingt sehr schwierig. Deshalb betreiben die großen Minengesellschaften nur an wenigen Plätzen Meeresbergbau in großem Stil. Und das ist die Chance für Kleinunternehmer. Man könnte sie auch besser als abenteuerlustige Glücksritter bezeichnen – die Diamantentaucher.

Tauchende Bergarbeiter

Südafrikansiche Küstenlandschaft
Die südafrikanischen Flüsse spülten viel diamanthaltiges Geröll an die Westküste. | Bild: NDR

Sich selbst bezeichnen die Männer nicht als Abenteurer, sondern eher als tauchende Bergarbeiter, denn es sei ja Bergwerksarbeit und man müsse dabei eben auch tauchen. Aber in gewissem Sinne sind sie schon Glücksritter, suchen hier nach der großen Chance ihres Lebens, und haben dafür oft andere Pläne aufgegeben. Wie zum Beispiel Wolly, ein kräftiger Kerl unbestimmbaren Alters. Ursprünglich wollte er beim Militär auf großen Schiffen Karriere machen. Doch als er von den Diamanten im Meer hörte, ließ er die Bewerbung bei der Marine sausen. Das hier klang viel spannender. Also die Westküste runter und nach Diamanten tauchen.

Diamantenschiffe

Mit kleinen Schiffen, eher großen Booten, die oft einen überaus schrottreifen Eindruck bieten, fahren die Männer hinaus. Einer ihrer Ausgangshäfen ist Port Nolloth.
An Bord der Schiffe steht das notwendige technische Gerät: Kompressoren zur Luftversorgung der Taucher, großen Pumpen und Waschtrommeln für Kies.

Schwerstarbeit unter Wasser

Unten im kalten Wasser ist härteste Handarbeit erforderlich. Wir dürfen uns das einmal ansehen. Mit einem Stemmeisen bricht Tauchveteran Wolly große und kleine Felsbrocken aus dem Meeresgrund, rollt sie zur Seite, stapelt sie auf, um an Kies heran zu kommen, in dem eventuell Rohdiamanten liegen. Der wird dann durch ein dickes Rohr nach oben aufs Schiff gepumpt – eine Art Riesenstaubsauger.

In Relation zum Diamantenbergbau an Land ist die Suche im Meer ertragreicher, rechnet uns Wolly vor: "Für einhundert Karat müssen wir im Durchschnitt 600 Säcke Kies pumpen. Um einhundert Karat über Tage zu bekommen, muss man erst einmal 10 bis 15 Tonnen Erdreich wegräumen, und dann 500 bis 600 Tonnen Gestein bearbeiten."

Hoffen auf den Jackpot

Nach zwei Stunden Steinerücken ist Wolly erschöpft und taucht auf. An Bord
wird der hoch gepumpte Kies in großen Trommeln vorgereinigt. Die Taucher hoffen jedes Mal, dass sie den Fund ihres Lebens machen – der Jackpot, der alle ihre existenziellen Probleme auf einen Schlag lösen würde.

Wie viele Diamanten, bzw. wie viele Karat sie jeweils gefunden haben, können die Taucher jedoch nicht schon auf dem Boot erkennen, sondern es erst später bei der spezialisierte und von der Regierung lizenzierten Firma TransHex. Hier wird der Kies genau durchsucht und die Diamanten heraus gesucht.

Insgesamt aber ist der Lohn für die Taucher äußerst karg. Sie bekommen pro Karat nur umgerechnet 6,- Euro, obwohl der Marktpreis für Rohdiamanten das Fünfzigfache davon beträgt. Nicht zu reden von den exorbitanten Wertsteigerungen, die solche Diamanten erfahren, bis sie schließlich am Ring oder Ohr einer Käuferin glitzern. Mit anderen Worten: das Geschäft machen andere, nicht die Diamantentaucher.

Trotzdem: Bei manchen hält die Hoffnung auf, wie einer sagte, eine ganze Waschtrommel voller Diamanten schon zehn, fünfzehn Jahre lang an. Wen einmal das Diamantenfieber gepackt hat, der hört wohl erst auf, wenn er körperlich den Strapazen nicht mehr gewachsen ist.´

Autoren: Hartmut Jahn/ Uwe Leiterer

Stand: 11.05.2012 13:02 Uhr

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