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Erdbebenforschung am Südpol

Der Geophysiker Christian Müller gehörte 1992 zum ersten Team, das in der damals neu errichteten deutschen Forschungsstation überwinterte.

Wenn er heute während des antarktischen Sommers zur Neumayer-Station kommt, gibt er die Erfahrung von inzwischen zehn Antarktisreisen an die Gruppe weiter, die sich im jährlichen Wechsel neu auf die Zeit während des dunklen Polarwinters vorbereitet. Und er bringt die Technik in der Station auf den neusten Stand.

"Horchposten" gegen Atomwaffentests

Seit 2003 betreiben die deutschen Geowissenschaftler in der Nähe der Neumayer-Station eine Infraschall-Messanlage. Mit ihr können Schallwellen, die weit unterhalb des hörbaren Bereichs liegen, über Tausende von Kilometern registriert werden.

Die hoch komplizierte Technik dient der Überwachung des Atomwaffenteststopp-Abkommens. Ein Netz solcher Anlagen überzieht die ganze Welt, und Deutschland garantiert durch die Arbeit von Experten wie Christian Müller, dass keine Atomexplosion im Bereich des Südpols unentdeckt bleiben würde.

Erdbeben in Südamerika

Nebenbei machte der Geophysiker aus Bremerhaven im Januar 2006 eine für die Erdbebenforschung sehr interessante Beobachtung. Ein außergewöhnlich starkes Erdbeben vor der Spitze von Südamerika tauchte in den Infraschall-Daten in der Antarktis auf.

Das Schelfeis hatte sich so stark gehoben und gesenkt, dass die Luft über dem sechsten Kontinent in gewaltige Schwingungen geraten war.

Seismische Überwachung

Die seismische Überwachung der Antarktisregion stellt die Hauptaufgabe der Geowissenschaftler in der Neumayer-Station dar.

Es gibt nicht viele seismische Stationen im ewigen Eis, und daher ist es wichtig, dass die vorhandenen Geräte trotz der extremen Umweltbedingungen zuverlässig funktionieren. Regelmäßig zeigt Christian Müller daher den Überwinterern, wie die komplizierte und teure Technik aus dem Eis gegraben und an die Oberfläche gesetzt wird.

Ein bis zwei Meter Neuschnee fallen pro Jahr, und da der Schnee nicht schmilzt, sinkt alles in der Antarktis allmählich tiefer.

Forschungsstation versinkt im Eis

Übrigens versinkt auch die Neumayer-Station selbst immer tiefer im Eis des sechsten Kontinents. Als Christian Müller vor fünfzehn Jahren half, die Station zu bauen, wurden die gigantischen Metallröhren mit den Arbeits- und Wohnräumen für die Wissenschaftler einfach auf die Eisoberfläche gelegt.

Die Techniker des Alfred-Wegener-Instituts rechneten damit, dass Neumayer 2, wie die Station auch genannt wird, im Laufe der Zeit im Eis versinkt. Heute müssen die Antarktisforscher über Treppenschächte 15 Meter in die Tiefe steigen.

Neue Station ist in Planung

Seine nächste Reise in die Antarktis wird Christian Müller Anfang 2008 antreten. Dann wird der Geophysiker dabei sein, wenn das Alfred-Wegener-Institut nicht weit von den unterirdischen Röhren entfernt die neue Forschungsstation Neumayer 3 baut. Die wird auf Stelzen stehen und nicht im Eis versinken.

Autoren: Jens Dücker und Gerold Hofmann

Stand: 31.10.2014 14:42 Uhr

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