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Die wahre Schatzinsel

Die schwedische Ostsee-Insel Gotland lockt Schatzjäger aus aller Herren Länder an. Profi- und Hobbyarchäologen unter professioneller Anleitung und Aufsicht suchen Jahr für Jahr nach Wikingerspuren. Manchmal finden sie dabei sogar Silber, Bronze oder Gold, das die Vorfahren der Gotländer hinterlassen haben.

Zwischen ca. 750 und 1150 nach Christus war Gotland fest in Wikingerhand. Etwa 15.000 der wilden Nordmänner lebten damals auf der Insel – auch als Bauern. Die Wikinger gelten als außerordentlich erfolgreiche Händler, die unter anderem mit Fellen und Sklaven handelten und dabei viele Reichtümer anhäuften. Vor allem sind sie für ihre brutalen Raubzüge bekannt. Ihre christianisierten Nachfahren, die nicht mehr als Wikinger bezeichnet werden, waren ebenfalls erfolgreiche Seefahrer und Händler.

Wikinger vergruben ihre Schätze – oftmals für immer

Die Wikinger nutzten die Insel Gotland aufgrund ihrer günstigen Lage im Ostsee-Raum als eine Art Drehscheibe für den Handel zwischen Ost und West. Die mutigen Seefahrer drangen mit ihren beladenen Schiffen bis nach Byzanz vor. Zurück brachten sie große Mengen an Silber, das damals als Zahlungsmittel diente. Zurück auf Gotland vergruben die Wikinger ihre Reichtümer – offenbar meist in unmittelbarer Nähe ihrer Häuser. Warum sie so oft ihre Schätze dort ließen und nie wieder nutzten, darüber lässt sich nur spekulieren: Einige Experten vermuten, dass die Schätze Opfergaben waren. Andere halten das für unwahrscheinlich und vertreten die These, dass die Wikinger ihr Silber schlicht und einfach vergessen haben.

Bislang über 700 Silberschätze gefunden
Bis heute fanden sich auf Gotland über 700 Silberschätze, die aus der Wikingerzeit stammen. Zu bewundern sind sie im Landesmuseum Gotland, das sich in der Hauptstadt Visby befindet. Etwa 168.000 Silbermünzen, unzählige Ringe, Armbänder und Ketten glitzern dort in den Vitrinen. Die Münzen aus dem 9. und 10. Jahrhundert stammen überwiegend aus arabischen Ländern. Die aus dem 11. Jahrhundert vor allem aus Europa – insbesondere auch aus Deutschland.

Der größte Wikinger-Silberschatz aller Zeiten

Auf dem Spillings-Hof im Nordosten der Insel fand Eigentümer Björn Engström 1999 den größten Wikinger-Silberschatz aller Zeiten. Zufällig stieß er auf seinem Land auf ein paar alte Silbermünzen. Die Archäologen, die Engström von dem Fund informierte, legten im Umfeld der Fundstelle 67 Kilogramm Silberschmuck und -münzen frei. Damit nicht genug: Auch etwa zwanzig Kilogramm Bronzeschmuck lag in einer Tiefe von rund dreißig Zentimetern vergraben.

Schatzsucher brauchen offizielle Genehmigung

Die meisten Silberschätze finden die Gotländer eher zufällig: beim Arbeiten auf dem Feld, im Wald oder Garten. Wer gezielt auf Schatzsuche gehen will, braucht eine Genehmigung von der zuständigen Behörde. Allein schon der Besitz eines Metall-Detektors macht verdächtig. Denn in der Vergangenheit kam es immer wieder zu Plünderungen. Ob zufällig oder gezielt entdeckt: Alle Fundstücke gehören dem schwedischen Staat bzw. Gotland und müssen abgegeben werden. Je nach Größe des Schatzes gibt es aber einen ansehnlichen Finderlohn.

Touristen können an Ausgrabungen teilnehmen

Wer Spaß hat in der Vergangenheit zu graben, der kann im Sommer bei einer Ausgrabung gegen eine Gebühr teilnehmen. Diese Ausgrabungen werden von dem Archäologen Dan Carlsson geleitet. Der 62-jährige Archäologe ist zugleich Professor an der Universität Gotland und sucht allerdings weniger nach Silberschätzen, sondern allgemein nach Spuren aus der Wikingerzeit. Und diese Spuren sind auf Gotland zahlreich vorhanden.

Autorin: Maud Schwarz

Stand: 11.05.2012 13:03 Uhr

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