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Fisch-OP

Gesund wie ein Fisch im Wasser? Für Kois, die aus Japan stammende Buntkarpfen, stimmt das leider nicht immer. Dafür sind sie aber sehr wertvoll. Sammler zahlen für schöne Exemplare weit über 10.000 Euro. Grund genug, um bei Erkrankungen den Tierarzt zu rufen. Und der behandelt Kois fast wie Menschen.

Grißes Aquarium mit vielen Buntkarpfen
Meister der Tarnung: Buntkarpfen zeigen nicht, wenn sie krank sind. | Bild: WDR

Wer Karpfen nur gedbacken schätzt, wird die Faszination kaum nachempfinden können, die Kois auf ihre Besitzer ausüben. Teilweise über einen Meter lang, werden diese bunten Fische zutraulich, fressen aus der Hand und lassen sich von ihren Besitzern sogar streicheln. In China hat die Zucht dieser Tiere eine lange Tradition.

In Japan dagegen wurden Kois erst nach dem Zweiten Weltkrieg zum großen Geschäft. Besonders prächtige Exemplare wechseln dort auf Versteigerungen mit in Euro umgerechneten Verkaufspreisen in fünf- bis sechsstelliger Höhe den Besitzer.

Alterskrankheiten

Kois sind recht robust. Doch anders als ihre Verwandten aus dem Karpfenteich werden Kois nicht mit vier Jahren geschlachtet. Sie erreichen, je nach Haltung, ein Alter von dreißig Jahren und in Einzelfällen sogar bis 60 Jahre. Daher leiden Kois nicht nur an Krankheiten, die durch falsche Haltung und intensive Zucht begünstigt werden. Manchmal sind es schlicht Alterskrankheiten, darunter z.B. Geschwüre und Tumore.

Eine ganz besondere Erkrankung ist die Laichverhaltung. Diese entsteht manchmal, wenn ein Weibchen große Mengen an Laich gebildet hat, sich aber aufgrund einer falschen Haltung nicht fortpflanzen kann. Bildet sich der Laich nicht wieder zurück und stirbt ab, kann dieser den Fisch von innen vergiften. Aber häufiger entpuppt sich der aufgedunsene Bauch als faustgroßer Tumor. Zusammen mit flüssigkeitsgefüllten Blasen, den Zysten, können diese die Eingeweide derart zusammenquetschen, dass diese absterben. Dann ist der Fisch verloren.

Fisch-Operationen

Noch vor wenigen Jahren waren Operationen an Fischen exotische und seltene Ereignisse. Seit aber in immer mehr Gärten die preiswerten Goldfische den edlen und wertvollen Koi-Karpfen weichen, gibt es auch Tierärzte wie Dr. Achim Bretzinger in Lauingen, die sich auf Fischkrankheiten bei diesen wertvollen Tieren spezialisiert haben. Sind Operationen bei Hund und Katze mittlerweile Routine, so sind sie bei Fischen auch heute noch nicht alltäglich.

Fische zeigen Erkrankung nicht

Als Wildtiere verbergen Fische allzu oft ihre Erkrankung. Dies schützt sie in freier Natur vor der Verfolgung durch Raubiere. Doch im Koi-Teich führt dies dazu, dass die Erkrankung oftmals erst in einem sehr fortgeschrittenen Stadium erkannt wird. Vor einer OP nutzt der Arzt daher oftmals Diagnosehilfen wie Ultraschall und Röntgen. So kann er vorab feststellen, ob eine Operation überhaupt noch Aussicht auf Erfolg hat.

Aufwändige OP-Vorbereitungen

Um den Fisch auf dem OP-Tisch zu beatmen, pumpt der Arzt mit Sauerstoff angereichertes Wasser durch die Kiemen. Je nach Bedarf kann er hierüber auch Betäubungsmittel nachdosieren. Nasse Handtücher schützen die empfindliche Schleimhaut, fixiert wird er durch eine V-förmige Halterung.

Die eigentliche Operation unterscheidet sich wenig von der bei anderen Tieren. Nur die Versorgung der vernähten Wunde ist anders. Verbände kann der Arzt im Wasser nicht anbringen. Daher nutzt er Gel bildende Pulver, um desinfizierende Medikamente zumindest über längere Zeit auf der Wunde zu fixieren.

Ruhe und Geselligkeit

Nach einer größeren Operation kommt der Fisch für zwei Wochen in ein Becken, um den Heilungsverlauf zu beobachten. Damit die sehr sozialen Kois den Operationsstress besser bewältigen, setzt man ihnen einige gesunde Artgenossen dazu.

Der Preis für eine solche OP variiert natürlich je nach Aufwand. Er entspricht etwa dem Aufwand für eine umfangreiche Katzensterilisation, die zwischen 200 und 400 Euro kostet.

Autor: Vladimir Rydl

Stand: 11.05.2012 13:01 Uhr

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