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Wie gesund ist unser Leitungswasser?

Leitungswasser ist das wichtigste Lebensmittel – und das am besten kontrollierte dazu. Von den 128 Litern Trinkwasser, die jeder Deutsche im Schnitt am Tag verbraucht, nutzen wir zwar gerade mal fünf Liter fürs Trinken und Kochen. Auf deren Qualität und Sauberkeit müssen wir uns aber absolut verlassen können.

Meistens können wir das auch: Schließlich werden täglich Leitungen und Rohre überprüft, Schadstoffgehalt und Bakterienbelastung laufend überwacht. Daher verlässt das Trinkwasser die Wasserwerke in der Regel in einwandfreiem Zustand.

Wasserleitungen – das Risiko im eigenen Haus

Dass es nicht immer so makellos aus dem Wasserhahn zu Hause läuft, dafür können die Wasserversorger nichts. Ihre Verantwortung endet an der Wasseruhr im heimischen Keller. Für die Wasserleitungen im Haus ist der Hauseigentümer selbst verantwortlich. Gerade hier aber lauern Gefahren, und zwar durch Wasserleitungen, die das Trinkwasser mit Schwermetallen belasten können.

Saures Trinkwasser löst Kupfer

Problematisch ist Wasser, das längere Zeit in der Leitung gestanden hat. Vor allem in diesem Stagnationswasser können sich Schadstoffe anreichern. Das in den Hausinstallationen am häufigsten verbaute Material ist Kupfer. Kupfer ist ein lebensnotwendiges Spurenelement, gefährlich wird es erst in hohen Dosierungen. Und zwar vor allem für Säuglinge und Kleinkinder: Nehmen sie über längere Zeit Kupfer in hohen Dosen zu sich, kann das zu schweren Leberschäden führen. Problematisch sind vor allem neue, blanke Kupferrohre, bei denen sich noch keine Schutzschicht gebildet hat.

Bei Wasser mit hohem Säure-Wert kann sich Kupfer im Wasser lösen. Die Trinkwasser-Verordnung legt einen Wert von zwei Milligramm pro Liter als gerade noch tolerablen Grenzwert fest. Nach einer Untersuchung des Umweltbundesamtes werden diese Kupfer-Grenzwerte in immerhin drei Prozent aller Haushalte überschritten. In den meisten Fällen ist Kupfer unbedenklich. Bevor man bei sich Kupferrohre einbaut, sollte man sich aber bei dem lokalen Wasserversorger über die Zusammensetzung des regionalen Wasser erkundigen.

Gefahr im Wasserhahn: Nickel

Nicht nur Leitungen, auch Armaturen können eine Quelle von Schwermetall-Belastung im Trinkwasser sein. Hohe Konzentrationen von Nickel können im Stagnationswasser verchromter Armaturen auftreten. Stagnationswasser ist Trinkwasser, das über längere Zeit in den Armaturen still steht. Dadurch können sich Keime vermehren und es lösen sich metallische Bestandteile wie das Nickel aus der Armatur.

Denn wenn die Armatur innen nicht komplett verchromt ist, kommt das Wasser mit der darunter liegenden Nickel-Schicht in Berührung. Speziell für Menschen, die empfindlich gegen die allergene Wirkung von Nickel sind, kann das ein Problem sein – immerhin ein Sechstel der Bevölkerung. Bei ihnen kann Nickel zu allergischen Reaktionen führen.

Sehr hohe Konzentrationen von Nickel können Darmbeschwerden und möglicherweise sogar Hirnschäden auslösen. Zum Glück kommen so hohe Konzentrationen nur äußerst selten vor. Trotzdem: Der durch die Trinkwasser-Verordnung vorgeschriebene Grenzwert für Nickel von 20 Mikrogramm pro Liter wird in fast jedem zehnten deutschen Haushalt überschritten!

Wasserleitungen aus Blei in Altbauten

Das mit Abstand gefährlichste Metall wird heute nicht mehr für Wasserrohre verwendet. Aber über viele Jahrhunderte war Blei das gängigste Material für Wasserleitungen: Noch bis 1973 wurde es in Nord- und Ostdeutschland verbaut, in Süddeutschland schon seit über hundert Jahren nicht mehr. Denn Blei ist extrem giftig. Das Schwermetall lagert sich in Knochen ein und schädigt das Nervensystem. Besonders schädlich ist es für kleine Kinder, bei denen viel mehr Blei ins Gehirn gelangen kann als bei Erwachsenen. Der heutige Grenzwert für Blei im Trinkwasser liegt bei 25 Mikrogramm pro Liter, ab 2013 wird er auf zehn Mikrogramm abgesenkt. Nach Untersuchungen des Umweltbundesamtes werden aber rund drei Prozent der Haushalte mit Kindern unter vierzehn diesen Grenzwert nicht einhalten können. Wer heute noch Bleirohre im Haus hat, sollte diese also möglichst schnell austauschen.

Autor: Jakob Kneser

Stand: 11.05.2012 13:02 Uhr

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