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Der Klima-Versicherer

Wenn eine Rückversicherungsgesellschaft wie die Münchner Rück - beziehungsweise Munich Re, wie sie seit neuestem firmiert - mit großen Schadensereignissen zu tun hat, müsste sie sich eigentlich freuen. Eigentlich. Denn je größer die prognostizierten Summen, desto höher sind die Prämien - und desto besser läuft das Geschäft. Solange die Ereignisse statistisch noch vorhersagbar sind.

Peter Höppe
Peter Höppe | Bild: BR

Doch beim Klimawandel könnte das Geschäftsmodell ins Wanken geraten. "Irgendwann sind die Risiken so gewaltig, dass sie nicht mehr versicherbar sind. Und das hat mit dem Klimawandel zu tun", sagt Peter Höppe. Der Professor für Biometeorologie leitet seit fünf Jahren die Abteilung "Georisikoforschung" des Münchner Rückversicherers. Und dort haben sie das weltweit größte Klimadatenarchiv. Vor mehr als 35 Jahren veröffentlichte das Unternehmen erstmals im Zusammenhang mit Überschwemmungen eine Broschüre, die sich mit veränderten Statistiken bei Naturkatastrophen beschäftigte: Während Ereignisse wie Vulkanausbrüche und Erdbeben keine Veränderungen in Häufigkeit und Heftigkeit aufwiesen, verzeichneten die Münchner eine Zunahme von Extremwetterereignissen wie heftige Niederschläge. Schon damals vermuteten sie, dass das nicht allein natürliche Ursachen haben könnte. Sie deuteten an: Der menschengemachte CO2-Ausstoß könnte da eine Rolle spielen. Heute, kurz vor Beginn der Klimakonferenz in Kopenhagen, ist das Allgemeinwissen.

Aus den nackten Zahlen ergibt sich für Peter Höppe und das Unternehmen ein gesellschaftlicher Auftrag: Die Folgen des Klimawandels so zu begrenzen, dass er für die Menschheit noch beherrschbar bleibt. "Deshalb muss in Kopenhagen auch ein verbindliches Ergebnis herauskommen, denn es ist wohl unsere letzte Möglichkeit, noch auf die Bremse zu drücken", sagt Höppe. Dass ihm das Thema "Gerechtigkeit" besonders wichtig ist, unterstreicht er ganz besonders: "Die Länder, die wohl am stärksten vom Klimawandel betroffen sein werden, haben das Geringste in Sachen CO2-Ausstoß dazu beigetragen. Daher ist es nur recht und billig, wenn die Hauptverursacher auch die Hauptlasten übernehmen und die armen Länder finanziell und auch sonst unterstützen."

Dabei gibt es schon heute machbare Alternativen: "Desertec" ist der Name eines gigantischen Vorhabens, über das [W] wie Wissen bereits berichtet hat: Strom aus der Wüste Afrikas, produziert für Europa. Das Solarkraftwerk, für das rund 400 Milliarden Euro veranschlagt werden, könnte ein großer Beitrag zur Abmilderung der Erderwärmung sein - Mitinitiator ist die Münchner Rück. Kein Wunder: Bereits 1978 (!) propagierte sie eine Solarfarm in der Wüste.

Adressen & Links

Informationen zum Umgang der Münchner Rück mit dem Thema Klimawandel gibt es auf deren Website. Als Suchbegriff bietet sich auch Georisikoforschung an:
www.munichre.info

Der Deutsche Wetterdienst bietet auf seiner Website eine Fülle von Informationen: Was ist der Klimawandel, mit welchen Klimamodelle (global bis regional) wird heute gearbeitet, Überblicke über Extremwetterereignisse und Links auf Klimadatenbanken:
www.dwd.de

Autor: Andreas Szelenyi (BR)

Stand: 30.09.2014 14:21 Uhr

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