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Die Schweinegrippe – Die aktuelle Situation

Deutschland im Herbst 2009: Fußballspiele finden genauso statt wie das Oktoberfest und andere Großveranstaltungen. Das öffentliche Leben bleibt von der anhaltenden, weltweiten Schweinegrippepandemie weitgehend unbeeinflusst. Von Panik vor dem neuen Virus keine Spur. Dabei hatte zu Beginn seiner Ausbreitung noch alles ganz anders ausgesehen.

Die Schweinegrippe weckt schlimme Erinnerungen

Ein Mann mit Mundschutz
Ein Mundschutz gegen Viren | Bild: SWR

Als der Erreger am 23. April 2009 erstmals bei einem kleinen Jungen in Mexiko nachgewiesen wurde, überschlugen sich die Schreckensmeldungen in den Zeitungen. Erinnerungen an verheerende Seuchen wurden wach, wie SARS und die Vogelgrippe. Vor allem in Asien rissen sie am Anfang dieses Jahrtausends Hunderte Menschen in den Tod. Um Ansteckungen zu verhindern, musste damals sämtliches Geflügel vernichtet werden. Noch weiter zurück liegt die Spanische Grippe. Sie wütete in den Jahren 1918 und 1919. Etwa 20 Millionen Menschen starben. Einige Menschen fürchteten nun, dass das neue Virus ähnlich dramatische Auswirkungen haben könnte. Doch so schlimm sollte es zum Glück nicht kommen.

Ursprung der Schweinegrippe ist Mexiko

Entstanden ist das neue Grippevirus vermutlich in Mexiko, in riesigen Schweinemästereien und Zuchtbetrieben. Dort könnte sich ein Schwein zeitgleich mit dem humanen Grippevirus und dem Vogelgrippevirus angesteckt haben.

Vermehrung des Erregers

Erbmaterial des humanen Grippevirus und Vogelgrippevirus
Erbmaterial von dem humanen Grippevirus und Vogelgrippevirus | Bild: SWR

Einmal in der Schweinezelle vermehren sich beide Erreger nach dem gleichen Muster: Zuerst entlassen sie ihr Erbmaterial. Anschließend wird dieses in den Zellkern transportiert und dort vervielfältigt. Es ist möglich, dass sich das Erbmaterial der beiden Erregerstämme dabei vermengt. So könnte aus zwei Viren eines, also ein Mischvirus entstanden sein - die Schweinegrippe.

Verbreitung des Erregers

Von Mexiko breitete sich das Virus Richtung USA aus. Nur drei Tage nach seiner Entdeckung waren auch Menschen in Kanada, Spanien und Neuseeland infiziert. Schnell eroberte die Schweinegrippe anschließend weitere Kontinente. Bis heute (Stand Ende September 2009) wurden der Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa 320.000 Infizierte und 4.000 Todesfälle gemeldet. Besonders stark betroffen sind Kanada, Amerika, England, Indien, Indonesien und Australien.

In Deutschland verläuft die Schweinegrippe mild

Grippeerreger
Grippeerreger | Bild: SWR

Das Robert-Koch-Institut in Berlin, die deutsche Seuchenaufsichtsbehörde wenn man so will, hält seit dem Auftreten des Schweinegrippeerregers jeden Krankheitsfall in Deutschland genau fest. Das Ergebnis (Stand Ende September 2009): Der Großteil verläuft mild. Dennoch wird in den Labors nach wie vor jede eingesandte Speichelprobe intensiv untersucht. Die Forscher wollen beobachten, ob sich das Virus im Laufe der Zeit verändert, also mutiert, und gefährlicher wird. Bisher scheint der Erreger jedoch stabil zu sein.

Experten warnen vor einer zweiten Welle

Dennoch warnt der Leiter der Einrichtung, Prof. Dr. Jörg Hacker, vor zu viel Gelassenheit. Zwar hätten wir im Moment keinen Grund zur Panik oder zu übertriebener Sorge, sagt er, aber auch nicht zur Sorglosigkeit. Seuchenexperten wie er glauben, dass sich die Situation noch zuspitzen könnte, und rechnen für die kommenden Monate mit einer zweiten Welle der Schweinegrippe.

Die Zukunft ist ungewiss

Das Virus könnte sich bis zum Beginn der Grippesaison verändert haben und gefährlicher geworden sein, so dass viele Menschen gleichzeitig stark erkranken könnten. Sollte das wirklich passieren und der Erreger gestärkt zurückschlagen, könnte das zu einer erheblichen Einschränkung des öffentlichen Lebens führen. Tatsächlich weiß momentan jedoch niemand, ob uns das Schlimmste erst noch bevorsteht.

Adressen & Links

Das Robert Koch Institut hat eine Online-Präsentation mit Informationen zur Neuen Grippe (Schweinegrippe) erstellt.
www.pandemierisiko.info

Autor: Lena Ganschow (SWR)

Stand: 11.05.2012 13:05 Uhr

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