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Letzte Rettung für Hubble

Hubble Reloaded

24. Mai 2009, Edwards Air Force Base, Kalifornien. Sieben Astronauten kehren von einer Mission zurück, einer der schwierigsten, die je im Weltall durchgeführt wurde. Sie haben Hubble repariert. Das einzigartige Teleskop mit dem biblischen Alter von 18 Jahren war von seinen Erbauern gar nicht für eine solche Reparatur vorgesehen. Doch ohne die Reparatur wäre das Teleskop jetzt erblindet.
Das Weltraumteleskop Hubble hat die bisher tiefsten menschlichen Einblicke in das Universum ermöglicht. Hubble hat die Existenz der Schwarzen Löcher bewiesen, es hat das Deep Field am Rande des Universums entdeckt und unerreicht scharfe Aufnahmen von einzigartigen Ereignissen im Weltall geliefert. Und jetzt ist Hubble wieder fit.

Spezialisten nehmen das Teleskop wieder in Betrieb

Im Goddard Space Flight Center der NASA in Washington DC sind die Spezialisten jetzt dabei, die technischen Systeme und Instrumente des Hubble Teleskops Stück für Stück wieder hochzufahren. Kenneth Carpenter, wissenschaftlicher Leiter des Goddard Space Center ist dafür verantwortlich, dass dabei keine Fehler passieren. Eine zu schnelle Inbetriebnahme könnte erhebliche Schäden auslösen. Die hochempfindlichen Geräte müssen sich erst allmählich an die extremen Bedingungen im Weltraum anpassen. Vorsichtig werden die ersten Tests durchgeführt. Unter anderem mit den Gyroskopen. Das sind die „Gleichgewichtsorgane“ des Teleskops, mit denen es in der Lage ist, sich mit unglaublicher Präzision genau auf einen bestimmten Punkt im All auszurichten und dann zu fotografieren.

Alle technischen Systeme an Bord von Hubble sind doppelt vorhanden. Gibt es ein elektronisches oder mechanisches Problem, können die Wissenschaftler auf die Zweitgeräte umschalten. Nur so konnte Hubble vor der Reparatur mit Mühe und Not noch am Leben erhalten werden. Doch Kenneth Carpenter weiß, dass die Reparatur wirklich auf den letzten Drücker durchgeführt wurde: „Wir hatten bei vielen Systemen Fehler beim Erstgerät und haben aufs Zweitgerät umgeschaltet. So konnten wir trotzdem jahrelang weitermachen. Aber jetzt mussten wir hochgehen und reparieren, denn nun waren wirklich beide Seiten ausgefallen.“

Startschwierigkeiten: Eine Brille für Hubble

Startschwierigkeiten: Eine Brille für Hubble
Technische Probleme gab es mit Hubble gleich von Anfang an. Als Hubble im April 1990 von der 31. Spaceshuttle-Mission ins All gebracht wurde – war die Spannung groß und wurde durch eine noch größere Enttäuschung abgelöst: Die Bilder, die das Teleskop zur Erde schickte waren katastrophal unscharf. Kenneth Carpenter: „Das war natürlich keine Glanzleistung der Nasa. Der Spiegel war einfach falsch geschliffen. Sehr, sehr präzise, aber an den Seiten einfach zu hoch. Doch weil es so präzise falsch war, konnten wir den Fehler korrigieren, so wie man mit einer Brille eine Fehlsichtigkeit korrigiert.“

Die Astronauten der 61. Spaceshuttle-Mission brachten Hubble 1993 die Brille. Sie montierten eine Optik, die eigentlich falsch und in die Gegenrichtung ausgerichtet war. Diese „falsche“ Optik eliminierte den Fehler. Ein spezielles Linsensystem leitete das gesamte Licht wieder in den Focus und Hubble konnte endlich scharf sehen.

Bilder aus den Tiefen des Alls

Damit begann die Erfolgsstory des Teleskops: Hubble hat die Geburt und den Tod von Sternen auf eine nie zuvor gesehene Art begleitet und bei der Erforschung neuer Geheimnisse wie der Dunklen Materie oder der Dunklen Energie geholfen. Es hat viele Milliarden Lichtjahre zurückgeschaut, fast bis zum Urknall. Mit der neuen Kamera soll Hubble seine Erfolgsserie für mindestens fünf weitere Jahre fortsetzen.

Aber inzwischen haben auch die Europäer neue Teleskope ins All geschossen: Herschel und Planck. Vor allem Herschel übertrifft Hubble an Größe und Genauigkeit. Seine Infrarot-Sensoren reagieren nicht auf das sichtbare Licht, sondern auf Wärmestrahlung. Konkurrenz für Hubble? Kenneth Carpenter meint nein: „Mit Planck und Herschel gibt es keinen Wettkampf. Sie ergänzen sich, wir arbeiten zusammen. Es ist eine große Zeit für die Astronomie weltweit.“

Der direkte Nachfolger Hubbles, das von der NASA für 2012 geplante riesige James Webb Teleskop wird ebenfalls ein Infraroteleskop sein. Aber auch wenn die anderen besser, größer und neuer sind: Der Methusalem Hubble ist unter den Teleskopen weiterhin das einzige Weltraumteleskop, das das Licht der Sterne von Rand des Universums so sieht, wie wir es mit unseren Augen sehen würden.

Autor: Benno Wenz (SWR)

Stand: 12.08.2015 11:46 Uhr

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