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Niesen – Bakterienschleuder mit Höchstgeschwindigkeit

Die Versuchsanordnung: Ein Mann wird beim Niesen gefilmt
Eine Zeitlupenkamera zeichnet das Niesen auf | Bild: WDR

Egal ob Viren, Bakterien, Staub oder Pfeffer: Was nicht in die Nase gehört, will der Körper mit einem kräftigen Niesen loswerden. Daher gehen auch die meisten typischen Erkältungen oder eine Grippe mit einer laufenden Nase und kräftigem Niesen einher. Die Tröpfchen, die dabei in die Umgebung abgegeben werden, tragen wesentlich zur Verbreitung der Erkältungen bei. Denn auf ihnen können die Erreger bis zum nächsten Opfer mitreisen.

[W] wie Wissen hat sich mit einer speziellen Zeitlupenkamera angeschaut, was genau beim Niesen passiert und wie weit die Nieströpfchen kommen.

Augen zu als Schutzreflex

Mann niest mit geschlossenen Augen
Augen zu als Schutzreflex | Bild: WDR

Erste Erkenntnis: Beim Niesen schließt man unwillkürlich die Augen. Auch mit größten Anstrengung und Konzentration kann man sie nicht offen halten. Warum das so ist, weiß man bis heute nicht. Wissenschaftler vermuten jedoch einen Schutzreflex.

Millionen Tröpfchen

Eine große Tröpfchenwolke verlässt Mund und Nase
Vom Niesen bleibt ein feiner "Nebel" in der Luft | Bild: WDR

Zweite Erkenntnis: Es wird sehr viel Schleim ausgestoßen. Bis zu einer Millionen Tröpfchen. Die meisten sind winzig, kleiner als ein Hunderstel Millimeter. Dadurch sind sie so leicht, dass sie wie ein feiner Nebel minutenlang in der Luft schweben. Allerdings sind auch einige richtig dicke Tropfen dabei, deren Durchmesser bis zu einen Millimeter betragen können. Diese Tropfen fliegen wie ein geworfener Ball, fallen also in einem Bogen auf die Erde zurück.
Bei den Niesversuchen von [W] wie Wissen sind einige dieser Tropfen sogar über drei Meter weit geflogen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass sie mit Tempo 100 aus Nase und Mund herausgeschleudert werden. Wenn man sich nicht anstecken möchte, sollte man daher mindestens zwei Meter Sicherheitsabstand von einem Erkrankten halten.

Richtig Niesen

Trotzdem ist es gesund und sinnvoll zu niesen, denn nur so können Krankheitserreger und andere Fremdkörper aus der Nase befördert werden. Denn auf der Nasenschleimhaut beginnen die meisten typischen Erkältungskrankheiten. Und hier wird auch der Niesreflex ausgelöst. Zum Beispiel durch einen Fremdkörper auf der Schleimhaut. Dann atmen wir tief ein, verschließen die Stimmritze und bauen in den Lungen Druck auf. Die Stimmritze öffnet sich schlagartig und die Luft zischt durch Mund und Nase und reißt Fremdkörper und Schleim mit.

Auf keinen Fall sollte man sich die Nase zuhalten, denn sonst können die Erreger in die Nasennebenhöhlen Richtung Mittelohr gepresst werden. Hier können sie dann zu einer Entzündung führen. Am besten lässt man die Nase also ihre Reinigungsarbeit machen. Um trotzdem seine Umgebung vor den fliegenden Erregern zu schützen, sollte man in ein Papiertaschentuch niesen und es dann wegwerfen. Ist kein Taschentuch da, auf keinen Fall in die Handinnenfläche niesen. Denn beim nächsten Händeschütteln hat man die Erreger dann doch weitergegeben. Besser ist es in den Ärmel oder den Oberarm zu niesen – auch wenn das eigentlich gegen die Etikette verstößt.

Autor: Ulrich Grünewald (WDR)

Stand: 17.09.2015 13:58 Uhr

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