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Gefährlicher Goldrausch in Südafrika

Die Mine Kloof in Südafrika
Die Mine Kloof in Südafrika | Bild: WDR

W wie Wissen ist dem Weg des Goldes nachgegangen und hat südafrikanische Bergleute bei ihrer Arbeit in einem der tiefsten Bergwerke der Welt begleitet. Die Kumpel müssen untertage viel aushalten: gefährliche, harte körperliche Arbeit und das auch noch bei extremer Hitze. Durch diese Männer ist der Staat am Kap das reichste Land Afrikas. 40 Prozent der gesamten Goldmenge, die jemals abgebaut wurde, stammt aus dem Witwatersrand bei Johannesburg – der berühmtesten Goldbergbauregion der Welt.

Der Weg in die Tiefe

Kumpel steigen in Förderkorb
Hier beginnt die Fahrt in über drei Kilometer Tiefe | Bild: WDR

Fünf Uhr morgens: Schichtbeginn in der Mine Kloof der Firma Goldfields nahe Johannesburg. Im Umkleideraum herrscht ein Stimmengewirr aus elf Sprachen. 17.500 Menschen arbeiten hier. Viele von ihnen wohnen in einem Arbeiterwohnheim in der Nähe. Die Familie sehen sie selten, denn die wohnen oft eine Tagesreise entfernt.

Arbeiter verlassen den Förderkorb
Die Arbeiter haben die 3.200 Meter tiefe Ebene erreicht | Bild: WDR

Der Förderkorb rast mit vier Metern pro Sekunde in die Tiefe. Die Bergleute spüren einen starken Windzug und Druck auf den Ohren. Bei 1.800 Metern machen sie einen Zwischenstopp. Sie steigen um in einen anderen Förderschacht. In einem Stück wäre das Seil, an dem der Förderkorb hängt, so schwer, dass es reißen würde. Nach sechs Minuten reiner Fahrtzeit ist das Ziel erreicht: 3.200 Meter unter der Erdoberfläche. Hier unten ist es erstaunlich kühl – aber nur, weil große Kühlaggregate pausenlos in Betrieb sind. Das Gestein wäre hier eigentlich über 50 Grad Celsius heiß.

Nur kriechend zum Golderz

Arbeiter im Abbaubereich
Im Abbaubereich können sich die Bergleute nur kriechend fortbewegen. | Bild: WDR

Doch die Kumpel sind noch längst nicht am Ziel. Per Bahn fahren sie sechs Kilometer durch die Dunkelheit. In der Nähe der Haltestelle ist ein Schutzraum. Wenn es brennt oder sie eingeschlossen werden, müssen die Bergleute versuchen, sich dahin zu retten, um eine Überlebenschance zu haben. Denn dort gibt es Sauerstofftanks, Verbandszeug und eine Telefonverbindung nach oben. Im Jahr 2009 sind in Südafrikas Bergwerken 171 Menschen umgekommen, 2.700 wurden verletzt. Das ist zu viel, deshalb ist Sicherheit ein großes Thema in der Mine: Jeder Bergmann soll dazu beitragen, sie zu verbessern. Es gibt sogar Lohnzuschläge, wenn tödliche Unfälle ausbleiben. Denn die Hauptursache von Unfällen ist die Missachtung von Sicherheitsvorschriften. Allerdings gibt es auch immer wieder Erdbeben, durch die Arbeiter zu Schaden kommen. Verursacht werden die durch den Bergbau selbst.

Manchmal ist der Gang an der Abbaustelle nur 90 Zentimeter hoch, so dass die Bergleute nur kriechend dorthin kommen. Dort herrscht eine extreme, feuchte Hitze.
Die begehrte Schicht mit dem Gold ist meist nur ein 15 Zentimeter dünner Streifen. Das Gold selbst ist nicht zu sehen: Es ist extrem fein im Gestein verteilt. Das Gestein ist so hart, dass man das Golderz nur aus der Wand sprengen kann.

Ein weiter Weg bis zur Goldgießerei

Rohgoldbarren werden gegossen
Seit 1939 wurden im Bergwerk Kloof mehr als zwei Millionen Kilo Gold gegossen. | Bild: WDR

Nach der Explosion bewegen große Schieber die Gesteinsbrocken, in denen das Gold sitzt. Dabei nutzen die Bergleute das Gefälle, denn die Goldadern laufen abwärts. Das Golderz rutscht bis zu einem kleinen Verlade-Bahnhof. Unter Tage wird es fünf Kilometer per Bahn und dann noch zwei Kilometer auf einem Förderband transportiert. Schließlich landet das Golderz in einen großen Behälter. Der sogenannte Skip wird mit demselben Förderkorb nach oben gebracht, mit dem die Bergmänner vorher eingefahren sind. Um sieben Gramm Gold für einen Ring zu gewinnen, muss eine Tonne Erz nach oben befördert werden.

Über Tage werden die großen Erzbrocken klein gebrochen und kommen dann in eine große Mühle. Darin zertrümmern Stahlkugeln das Material, bis nur noch feines Gesteinsmehl übrigbleibt. Das Gesteinsmehl wird mit Wasser verrührt und weiter gepumpt. In großen Becken wird der Brei mit der hochgiftigen Chemikalie Zyanid versetzt. Nach 36 Stunden hat diese Mischung das Gold aus dem Gesteinsbrei herausgelöst. Jetzt muss das chemisch gebundene Gold wieder vom Zyanid getrennt werden. Dafür sind mehrere Schritte nötig – die Anlage ist eine große Chemiefabrik. Um das Gold für einen Ring zu gewinnen, werden etwa 500 Gramm Zyanid verwendet und anschließend auf einer Deponie gelagert.

Am Ende gelangt das Gold in eine extrem gut bewachte Halle, den "Goldroom": Hier wird es geschmolzen und das glutrote Edelmetall fließt in eine Form. Rohgoldbarren sind entstanden: Goldgehalt 93 Prozent, Gewicht 28 kg, Verkaufswert etwa 650.000 Euro. Wenn schließlich das edel glänzende Gold verkauft wird, sieht man ihm diesen Werdegang nicht mehr an.

Es gibt allerdings auch andere Möglichkeiten Gold zu gewinnen – beispielsweise durch klassisches Goldwaschen in Flusssystemen – aber das macht nur einen kleinen Teil der weltweiten Goldproduktion aus.

Weitere Informationen

Wer beim Kauf von Gold sicher gehen will, dass es biologisch gewonnen und fair gehandelt wurde, sollte den Goldschmied seines Vertrauens darauf ansprechen. Allerdings ist dieses Gold auch etwas teurer.

Literatur

The Golden Crown of Johannesburg
Gerhard Freiherr von Ketelhodt
Willsan Mining Publishers
ISBN 978-0-620-37831-4
149 Seiten

Gerhard von Ketelhodt hat ursprünglich im Ruhrgebiet Bergbau gelernt und ist vor über 50 Jahren nach Südafrika ausgewandert. Das persönlich geschriebene Buch bietet viele interessante Einblicke in die Geschichte und Gegenwart des Goldabbaus in Südafrika. Alles auf Englisch, eine deutsche Ausgabe ist in Vorbereitung.

Autor: Reinhart Brüning (WDR)

Stand: 04.11.2015 14:28 Uhr

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