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Was Ihr Blut über Sie verrät

Die W wie Wissen-Blutprobe
Gut verpackt: Dennis Blutprobe | Bild: SWR

Das Zentrallabor der Uniklinik Heidelberg ist in Sachen Blut eine der deutschlandweit wichtigsten Institutionen. Täglich werden hier rund 6.000 Proben untersucht. W wie Wissen macht den Test: Was können die Mediziner im Blut einer Testperson wirklich herausfinden?
Was keiner von ihnen weiß: Die Probe stammt von Dennis Wilms, der sich zum Selbstversuch bereit erklärt hat. "Normalerweise dürfen anonyme Proben nicht analysiert werden, aber für W wie Wissen macht das Labor eine exklusive Ausnahme."

Flüssiger Ausweis der Persönlichkeit?

Blut- und Urinproben in Röhrchen
Welche Informationen verstecken sich in den Proben? | Bild: SWR

Was werden die Forscher am Ende wissen über den unbekannten Spender, dessen Blut sie hier untersuchen? "Ich bekomme eine Idee, ob er Sport treibt", meint Prof. Dr. Peter Paul Nawroth. "Wenn zum Beispiel das HDL-Cholesterin besonders hoch ist, passt dies gut zu einem Sportler. Ich kann herausfinden, ob er Vitamine oder Spurenelemente zu sich nimmt, wenn die Konzentration höher ist, als eigentlich notwendig ist. Die Aufgabe der Labormedizin ist es, Krankheiten festzustellen und deswegen sind die ganzen Techniken primär auch darauf ausgerichtet, Erkrankungen festzustellen. Ich kann aber nicht herausfinden, ob Sie gerade verliebt sind, oder ob Sie nett sind, das leistet das Blut auf gar keinen Fall."

Zählung der Blutzellen

Rote Blutkörperchen
Rote Blutkörperchen | Bild: SWR

An der ersten Station werden die roten und weißen Blutkörperchen der W wie Wissen-Probe gezählt. Hier könnten Mediziner erkennen, "wenn ein Patient unter Blutarmut, Anämie, leidet oder an Leukämie erkrankt ist. "Das ist jetzt hier Gott sei Dank nicht der Fall. Hier ist alles ganz normal, die Werte sind alle im normalen Bereich", so Markus Zorn.

Weiße Blutzellen enthalten im Gegensatz zu den roten einen Zellkern, darin steckt der genetische Bauplan des Spenders. Könnte das ein Weg sein, um mehr über den Spender zu erfahren?
"Mit genetischen Untersuchungen bekommt man viel weniger raus, als man heute denkt", entkräftet Mediziner Nawroth. Der Grund: Es gibt immer noch nur sehr wenige Krankheiten, die durch eine DNA-Analyse zuverlässig vorhergesagt werden könnten."

Gelbes Blut?

Die Probe nach dem Zentrifugieren
Die Probe nach dem Zentrifugieren | Bild: SWR

Im nächsten Schritt wird die Blutprobe zentrifugiert und das Blut in seine Bestandteile aufgetrennt: Die Blutzellen setzen sich unten im Röhrchen ab, der zellfreie Überstand ist das Blutplasma. Darin können die Forscher unter anderem untersuchen, ""ob die Blutfette erhöht sind und die Leber- und Nierenwerte bestimmen. "Und dann wollen wir mal sehen, ob wir noch etwas mehr über unserer Patienten erfahren", so Markus Zorn.
Die Messfühler der Analysegeräte ermitteln Hunderte Werte, die den Forschern zeigen sollen, wen sie da vor sich haben. Unter anderem wird auch die Testosteron-Konzentration gemessen. Von diesem Sexualhormon haben Männer mehr im Blut als Frauen. Ein erstes Zwischenergebnis von Laborleiter Zorn: "Ich könnte spekulieren, dass es sich bei unserem unbekannten Patienten um einen Mann handelt, der so um die dreißig ist."

Herpes und Hepatitis

Auflistung der Analyse des Plasmas
Die Probe wurde positiv auf Hepatitis-Antikörper getestet | Bild: SWR

Im Plasma des anonymen Spenders wird allerdings noch mehr gefunden: Herpes-Viren und Antikörper gegen Hepatitis. Mit dem Herpes-Erreger, der die unangenehmen Lippenbläschen auslöst, sind knapp 90 Prozent der deutschen Bevölkerung infiziert. Und auch für die Hepatitis-Antikörper gibt es eine beruhigende Erklärung: Dennis hat sich impfen lassen!

Was können die Mediziner nun abschließend über die Testperson "sagen"?
"Wir können einige Dinge ganz klar erkennen", so Prof. Nawroth. "Erstens, es ist ein Mann, gar keine Frage. Zweitens, er treibt wahrscheinlich auch Sport, denn das HDL-Cholesterin ist in einem guten hohen Bereich. Drittens, er könnte sich etwas gesünder ernähren und dadurch das LDL-Cholesterin weiter senken. Viertens, er hatte gerade einen Infekt, von dem ist er wahrscheinlich ausgeheilt."
Dem hat Dennis nichts hinzuzufügen, außer: Alles richtig!

Autor: Axel Wagner (SWR)

Stand: 16.09.2015 13:53 Uhr

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