SENDETERMIN So., 13.11.11 | 17:03 Uhr | Das Erste

Rheingold

Professor Hermann Wotruba wäscht Gold
Klassische Goldwäsche mit Pfanne. | Bild: HR

Es ist eine Legende, die die Menschen über Jahrhunderte fasziniert hat: das Rheingold. Lange Zeit glaubten die Menschen, dass es Spuren des legendären Nibelungen-Schatzes sind, der vom Bösewicht Hagen von Tronje geraubt und im Rhein versenkt wurde. Trotz intensiver Forschungen konnte jedoch bis jetzt niemand diesen legendären Schatz finden.

Goldwaschen im Rhein, das gibt es schon seit Menschengedenken. Die Kelten taten es, die Römer auch und bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wuschen professionelle Goldwäscher das begehrte Edelmetall aus dem Rhein. Ein Mann hat jetzt damit wieder angefangen. Es ist Professor Hermann Wotruba von der Technischen Hochschule Aachen. Er sucht nicht klassisch - mit Pfanne und Eimer - sondern im großtechnischem Maßstab. Dafür hat er eigens eine Anlage konzipiert.

Der Ursprung des Goldes

Alpengipfel
Als sich die Alpen auffalteten kamen Gesteinsschichten mit Gold nach oben. | Bild: HR

Dass wir überhaupt Gold auf der Erde finden, ist gar nicht so selbstverständlich. Es entstand vor sehr langer Zeit im Weltall, vermutlich bei der Explosion eines Sterns. Als sich dann vor 4,5 Milliarden Jahren die Erde bildete, gelangte das Gold auf unseren Planeten und lagerte sich fein verteilt in tiefen Erdschichten ab.

Doch wie kommt das Gold in den Rhein, wenn es nicht der Nibelungenschatz ist, der immer mal wieder etwas von seinem Gold freigibt? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir dorthin, wo der Rhein seinen Ursprung hat: in den Alpen. Die Geologen Larryn Diamond und Glenn Lambrecht sind hier auf der Spur des Edelmetalls. Vor 31 Millionen Jahren, als sich dann die Alpen auffalteten, gelangte das Gold aus der Tiefe nach oben.

Aus dem Untergrund nach oben

Ein Quarzstück mit Gold
Das Gold der Alpen kann mit Quarz verwachsen sein. | Bild: HR

Dabei spielte Wasser eine wichtige Rolle. In einer verlassenen Goldmine sind die Ereignisse, die sich vor 31 Millionen Jahren hier abspielten, noch zu sehen. Gold löste sich tief im Erdinneren bei hohen Temperaturen und Druck. Es entstand ein Gold-Mineralwasser-Gemisch, Fluid genannt. Dieses gelöste Gold bahnte sich dann durch die Risse, die bei der Auffaltung der Alpen im Untergrund entstanden, einen Weg nach oben. Larry Diamond beschreibt, was sich vor 31 Millionen Jahren hier abspielt haben muss: "Heißes Fluid schießt durch diese Kluft, reagiert chemisch mit dem Gestein, und schließlich fällt Quarz aus. Beim Ausfallen von Quarz und anderen Mineralien fällt auch das Gold aus. Entweder, es ist mit dem Quarz verwachsen, oder es liegt auf dem Quarz."

Der Weg in den Rhein

Doch wie ist das Gold aus dem Berg dann in den Rhein gekommen? Diese Frage lässt sich nur an der Oberfläche beantworten: Vor zehntausend Jahren haben sich die Gletscher nach Norden ausgedehnt. Diese Gletscherbewegungen haben Gold aus den Bergen geschürft. Es fand sich dann in den Geröllmassen, die der Gletscher zurückließ. Nach und nach wurde das Gold dann in die Flüsse gewaschen. Und über die Flüsse des Alpenraums gelangte es dann in den Rhein.

Gold aus dem Kieswerk

Feine Goldteilchen nach mehreren Reinigungsschritten
Nach mehreren Reinigungsschritten: Rheingold gewonnen aus Sand und Kies | Bild: HR

In der Nähe von Karlsruhe wird Kies aus dem Grund des Alt-Rheins gefördert - und mit ihm auch das Rheingold. Noch ist es gut versteckt zwischen Sand und Kies. Es aus diesem Gemisch herauszufiltern, ist eine Herausforderung. Doch Hermann Wotruba und Horst Wayand, der Betriebsleiter des Kieswerks der Firma Holcim, haben gemeinsam eine raffinierte Methode ausgetüftelt, wie man das Gold gewinnen kann. In einer Zentrifuge trennen sie das schwerere Edelmetall vom Sand ab und sieben es dann über mehrere Reinigungsstufen weiter aus. Heraus kommt ein feines Goldgemisch, das immer noch letzte Spuren von Sand enthält. Der letzte Reinigungsschritt ist ein Betriebsgeheimnis: Dabei werden die Goldteilchen mit einer speziellen Emulsion ausgeschwemmt. Übrig bleibt pures Gold in feinen Partikeln. "Es ist ohne jegliche Chemikalien erzeugt wurden. Es wird also kein Quecksilber verwendet wie oft üblich. Es wurde kein Cyanid verwendet, ein ganz giftiges Mittel, das normalerweise bei den meisten großen Firmen zur Goldaufbereitung verwendet wird. Es ist also auf jeden Fall ein Gold, das ganz ökologisch sauber nur mit mechanischen Methoden erzeugt worden ist", erklärt Hermann Wotruba.

Das Gold ist bei Goldschmieden hoch begehrt. Kein Wunder - denn in Schmuck aus Rheingold lebt auch ein unsterblicher Mythos weiter.

Autor: Alexander Schlichter (HR)

Stand: 13.11.2015 14:03 Uhr

Sendetermin

So., 13.11.11 | 17:03 Uhr
Das Erste