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Safari im Gartenteich

Pralles Leben zu Frühlingsbeginn

Nahaufnahme einer Libellenlarve
Die Libellenlarve erwacht aus der Winterstarre. | Bild: WDR

Oberflächlich betrachtet, ist ein Teich ein wenig spektakulärer Ort. Doch wer genau hinsieht, entdeckt, dass unter seiner Oberfläche das Leben brodelt. Mit den ersten Sonnenstrahlen im Frühling spielen sich dort Dramen ab, Liebesgeschichten und Eifersuchtsdramen, Überlebenskämpfe, Geburten, heimtückische Überfälle und magische Verwandlungen.

Duelle unter Wasser

Köcherfliegenlarve in ihrer Schutzhülle aus Pflanzen- und Holzstückchen
Die Köcherfliegenlarve ist in ihrem Haus aus Pflanzen kaum zu erkennen. | Bild: WDR

Anfang März erwacht der Teich, die Überwinterer lösen sich aus der Winterstarre. Die Großlibellenlarve hat die kalte Zeit gut versteckt unter altem Laub auf dem Teichboden verbracht. Sie hat schon einige Jahre im Teich hinter sich und wird diesen Sommer ihren großen Moment erleben: Die Verwandlung zur Libelle. Vorher muss sie aber noch mächtig Energiereserven aufbauen, die sie in der kalten Zeit fast vollständig aufgebraucht hat. Sofort macht sie sich auf die Suche nach Beute. Bei der Köcherfliegenlarve beißt sie aber buchstäblich auf Granit: Die nämlich schützt sich mit einer Hülle aus Holzstückchen und Pflanzenteilen, die sie mit feinen, aber sehr zähen Spinnfäden zusammenhält - dem so genannten "Köcher". Bei Gefahr zieht sie sich einfach vollständig darin zurück. So ein Köcher ist schwer zu knacken, da haben selbst die imposanten Beißwerkzeuge der Libellenlarve keine Chance.

Leben verkehrt herum

Käferartiges Insekt hängt "verkehrt herum" unter der Wasseroberfläche
Rückenschwimmer leben kopfüber. | Bild: WDR

Direkt unter der Wasseroberfläche tummeln sich zur gleichen Zeit die Rückenschwimmer. Verkehrt herum ist für sie normal: Sie verbringen ihr ganzes Leben mit dem Bauch nach oben, egal ob sie schwimmen, fressen oder sich putzen. Sogar gebalzt und geliebt wird bei ihnen in Rückenlage. Weil sie Insekten sind, atmen sie Luft aus einem Luftblasenpolster in den Borsten an ihrem Hinterteil. So können sie sich auch beim Schwimmen unter Wasser mit Sauerstoff versorgen. Doch sie müssen ihr Luftreservoir immer wieder auffüllen. Dafür hängen sie sich kopfunter an die Wasseroberfläche und nutzen dabei die Oberflächenspannung.

Lieben und Sterben im Teich

Gelbrandkäferlave hält Kaulquappe zwischen den Zangen
Die Gelbrandkäferlarve hat eine Kaulquappe erbeutet. | Bild: WDR

Sobald es etwas wärmer wird, beginnt die Paarungszeit der Frösche. Die Männchen streiten heftig um die besten Balzplätze am Ufer und umwerben die Weibchen mit ihrem Quaken – je lauter, desto besser. Hat ein Männchen eine Froschdame überzeugt, steigt er ihr huckepack auf den Rücken und lässt sie nicht mehr los, bis sie ihre Eier in großen Schleimballen zwischen den Wasserpflanzen ablegt. Genau in diesem Moment gibt er seinen Samen dazu. Die Embryos entwickeln sich je nach Wassertemperatur über mehrere Wochen hinweg. Dann müssen sie die größte Anstrengung ihres Kaulquappenlebens meistern: aus der zähen Eihülle schlüpfen und sich aus dem Laichglibber freischwimmen. Ihr ärgster Feind ist die Gelbrandkäferlarve, die erst kurz vor ihnen aus dem Ei geschlüpft ist und ihnen mit ihren Giftzangen auflauert. Sie sieht nicht besonders gut, aber Bewegungen unmittelbar vor sich nimmt sie wahr. Kommt ihr eine unvorsichtige Kaulquappe zu nahe, packt sie zu und injiziert ihrem Opfer eine Mischung aus lähmendem Gift und Verdauungssaft und saugt es dann in aller Ruhe aus. Neben der Gelbrandkäferlave haben Kaulquappen noch viele andere Fressfeinde. Aus diesem Grund legen Frösche viele Hundert Eier - damit einige wenige ihrer Nachkommen überleben und erwachsen werden.

Aus dem Wasser in die Luft

Libellenlarve schlüpft aus ihrer Larvenhaut
Libellenlarve bei der Verwandlung. | Bild: WDR

Im späten Frühjahr steht einigen Libellenlarven eine große Veränderung bevor. Sie verbringen je nach Art ein oder mehrere Jahre als Larven im Teich, um zu fressen und zu wachsen. Dann vollziehen sie ihre Verwandlung zum erwachsenen Tier, dessen Hauptaufgabe die Fortpflanzung ist. Dafür steigt die Larve aus dem Wasser auf einen Halm. Ihre Larvenhaut platzt auf und heraus schlüpft, noch ganz weich und verletzlich, die erwachsene Libelle. Bevor sie zum ersten Flugversuch starten kann, muss sie erst ihre noch schrumpeligen Flügel mit Körperflüssigkeit vollpumpen und vollständig trocken. Erst dann kann sie sich einreihen in das Ballett ihrer Artgenossen über dem Teich.

Literatur

Kosmos-Naturführer: Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher? - Pflanzen und Tiere unserer Gewässer (über 400 Arten)

Wolfgang Engelhardt, Peter Martin, Klaus Rehfeld
Kosmos-Verlag, 320 Seiten
26,90 EUR

Autorin: Ismeni Walter (WDR)

Stand: 04.11.2015 12:02 Uhr

Sendetermin

So., 18.03.12 | 17:00 Uhr
Das Erste

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