SENDETERMIN Mo., 05.03.12 | 22:45 Uhr | Das Erste

Sendung vom 05.03.2012

"Ein Hingucker – beeindruckend und mutig. Und stimmgewaltig!" Anna Maria Scholz, alias Annamateur kommt aus Dresden und erobert mit ihrer Band Annamateur & Außensaiter die deutschsprachigen Kleinkunstbühnen und heimst Preise und Auszeichnungen ein. Zuletzt wurde Annamateur mit dem Deutschen Kleinkunstpreis und der Freiburger Leiter geehrt.

Frank Lüdecke ist ein "Querdenker, der klug und garstig zugleich Verbindungen herstellt, wo kaum einer sie zu vermuten wagt" – so das Urteil der Jury des Deutschen Kleinkunstpreises 2011.

Horst Evers ist der große Erzähler unter den deutschen Kabarettisten. Seine schrägen Geschichten über die Aberwitzigkeiten unserer Republik, über Ganzkörperadventskalender, tote Briefkästen oder die Ikea-Revolution finden eine immer größere Fangemeinde.

Philip Simon geht auf die Jagd nach dem Wahnsinn des Lebens und so absurd es auch sein mag, so befreiend ist seine Freude an der Sinnlosigkeit politischer Debatten, der Sinnlosigkeit tagtäglicher Handlungen.

Annamateur & Außensaiter

Annamateur & Außensaiter
Annamateur & Außensaiter | Bild: www.annamateur.de / Fabian Stürtz

Annamateur heißt mit bürgerlichem Namen Anna Maria Scholz, kommt aus Dresden und ist ausgebildete Sängerin.

Wenn sie sich nicht gerade halbnackt fotografieren lässt, erobert sie mit ihrer Band "Annamateur & Außensaiter" die deutschsprachigen Kleinkunstbühnen und heimst Preise und Auszeichnungen ein. Zuletzt wurde Annamateur mit dem Deutschen Kleinkunstpreis und der Freiburger Leiter geehrt.

"Ich freue mich über das Feedback und die Preise, aber das ist nicht mein Ziel", sagt sie und man glaubt es ihr. Trotz ihres Erfolges ist Annamateur bodenständig geblieben. Nicht zuletzt durch ihren Sohn Caspar, der sie oft zu ihren Auftritten begleitet. "Mit ihm geht alles ein wenig langsamer. Von den Veranstaltern werde ich im Vorfeld selbstverständlich gefragt, ob wir einen Techniker mitbringen, aber keiner fragt, ob ich eine Kinderbetreuung brauche."

Bald macht Annamateur eine kleine Tour durch die Schweiz. Ihr Sohn bekommt während der Tournee einen Privatlehrer und eine Kinderbetreuung. "In meinem Bekanntenkreis gibt es so viele Arbeitslose, auch Lehrer, die sich über einen Job freuen." Annamateur weiß, worüber sie spricht, sie hat selber erlebt, was es heißt, von Hartz IV leben zu müssen. Darüber singt sie in ihren Liedern, auch über Bulimie oder vom Alleinsein.

"Als die Wende kam, war ich zwölf Jahre alt." Sie ist als Älteste von vier Kindern mit den Eltern, der Großmutter, Hund und Katze in der Nähe von Dresden aufgewachsen. "Der Wechsel vom unbunten Osten in den knalligen Westen hat mir sehr zugesetzt." Aus dieser Zeit erzählt der Text in ihrem Lieblingslied "Um nicht allein zu sein".

"Es ist spannend zu sehen, wie man für sich ist", sagt sie, betont aber auch, wie wichtig Freundschaften für sie sind. Annamateur würde gerne mit allein erziehenden Müttern und ihren Kindern zusammen in einer Gemeinschaft leben. "Frauen sollten sich gegenseitig unterstützen und Inseln bilden."

Auf der Bühne tritt sie seit einigen Jahren immer mit Männern auf. Die Außensaiter, das sind Daniel Sick oder Samuel Halscheidt an der Gitarre und der Cellist Stephan Braun oder Christoph Schenker. Die Lieder sind Cover-Versionen von Tom Waits, Charlie Parker oder Dalida, vom Chanson über Blues, Jazz und Funk. Und alles interpretiert die Annamateur mit einer unglaublichen Bandbreite in ihrer Stimme. Nach "Walgesänge" heißt ihr neuestes Programm "Bandaufstellung nach B. Hellinger" und persifliert bestimmte Arbeitsmethoden von Psychologen.

Soviel ist klar: In ihren Programmen geht Annamateur ganz offen und unbefangen mit Problemen um, ohne zu viel von ihrer Persönlichkeit preis zu geben. Dazu ist sie erfrischend uneitel. Auch in ihren Äußerungen. "Die Frontfresse – das bin ich – geht jetzt von der Bühne". Annamateur – wir wollen noch viel von Dir sehen und hören.

Frank Lüdecke

Frank Lüdecke
Frank Lüdecke | Bild: dpa

Frank Lüdecke ist zweifellos einer der profiliertesten Polit-Kabarettisten. Er hat an der Freien Universität Berlin Germanistik und Geschichte studiert und seine Magisterarbeit über Kurt Tucholsky geschrieben. ‚Er ist ein Querdenker, der klug und garstig zugleich Verbindungen herstellt, wo kaum einer sie zu vermuten wagt.’ – so das Urteil der Jury des Deutschen Kleinkunstpreises 2011.

Zur Abiturfeier (1979) gründet er das Amateurkabarett "Phrasenmäher", das es auf insgesamt 5 Kabarett-Programme bringt. Zusätzlich wird Frank Lüdecke ab 1992 einer der Hauptautoren und Mitspieler von Dieter Hallervordens "Spottlight". Lange als Geheimtipp gehandelt, kommt der Durchbruch für die Phrasenmäher 1994. Das Programm "Bilder einer Einstellung" wird in der ARD ausgestrahlt und die Phrasenmäher erhalten sowohl den Deutschen Kleinkunstpreis als auch den AZ-Stern des Jahres für "das gewichtigste Programm der Kabarett-Saison".

1995 zieht Frank Lüdecke an den Niederrhein, wechselt zum Düsseldorfer Kom(m)ödchen und wird dort Autor und Mitspieler des satirischen Theaterstücks "Faire Verlierer". Seine Solokarriere startet er 1999 mit dem Programm "Verteidigung der Sittsamkeit", für das er den Kabarettpreis Salzburger Stier erhält. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wird Frank Lüdecke durch die 12-teilige satirische Serie "Zebralla" (2000/2001), die er für die ARD verfasst und in der er neben Dieter Hallervorden die Hauptrolle spielt. Die Bühnenfassung, die Anfang 2010 am Berliner Schlossparktheater Premiere hatte, hat er ebenfalls geschrieben. Weitere Soloprogramme (Nullblicker, Bilanz, Elite für alle) und ein Kabarettstück für das Düsseldorfer Kom(m)ödchen (Kopfüber) entstehen. 2005 schreibt und inszeniert Frank Lüdecke für die Distel in Berlin das Kabarett-Stück "Zwischen den Polen" und wird im darauffolgenden Jahr deren neuer Künstlerischer Leiter. Um sich wieder verstärkt den eigenen Bühnenauftritten widmen zu können, kündigt er 2009 die Zusammenarbeit mit der Distel auf. Seit 2004 ist Frank Lüdecke Stammgast in der ARD-Sendung Scheibenwischer und auch im Nachfolgeformat Satire Gipfel ist er regelmäßig zu Gast. Nach seinem überaus erfolgreichen Programm "Verwilderung" ist Frank Lüdecke 2011 mit seinem neuen Programm „Die Kunst des Nehmens“ auf Tour.

Aktuelle Auszeichnungen: Zeck Internetkabarettpreis 2009 (Hauptpreis), Deutscher Kabarettpreis 2009, "Bayerischer Kabarettpreis 2010" (Hauptpreis), Deutscher Kleinkunstpreis 2011.

Horst Evers

Horst Evers
Horst Evers | Bild: dpa

Er ist der große Erzähler unter den deutschen Kabarettisten. Seine schrägen Geschichten über die Aberwitzigkeiten unserer Republik, über Ganzkörper-adventskalender, tote Briefkästen oder die Ikea-Revolution finden eine immer größere Fangemeinde. 2008 zeichnete die Jury des Mainzer Unterhauses den "Meister des Absurden im Alltäglichen" mit dem Deutschen Kleinkunstpreis aus. Dabei würdigten die Juroren Horst Evers als einen Geschichtenerzähler, "der Menschen und Gegenstände genau wie Ereignisse mit ins Extrem getriebener kindlicher Naivität betrachtet. Wie zufällig entdeckt er im Alltäglichen das Phantastische. Mit seiner grotesken Weltsicht gelingt es ihm immer wieder, die Wirklichkeit auszutricksen."

Viele andere Auszeichnungen belegen ebenfalls die hohe Kunst des Geschichtenerzählers aus Absurdistan. "Wie weiland Ernst Jandl bringt Horst Evers die Sprache zum Tanzen", schreibt begeistert die Frankfurter Rundschau, und die Süddeutsche Zeitung jubelt "Einfach klasse. Eins mit Stern. Ein Glücksfall für das Kabarett". "Seine Geschichten zeichnen sich durch ein besonderes Gespür für den zartfühlenden Humor aus, der voller Phantasie und ausgesprochen leichtfüßig daherkommt. Begleitet von seinem herzhaft komischen Mienenspiel und gepaart mit rhetorischer Raffinesse, präsentiert Horst Evers Missgeschicke und Peinlichkeiten, die zuweilen schon die Ausmaße eines britischen Mr. Bean erreichen…", so die Bonner Rundschau.

Horst Evers kam 1987 nach Berlin, studierte Publizistik und Germanistik und jobbte als Taxifahrer und Eilzusteller bei der Post, bevor er "Geschichtenerzähler" wurde. Mit Freunden gründete er in den Neunziger Jahren die Textleseshow "Dr. Seltsams Frühschoppen" und das "Mittwochsfazit". Wöchentlich kann man seine Geschichten im Radio hören und immer öfter seine Auftritte im Fernsehen sehen, so in Ottis Schlachthof, bei den Mitternachtsspitzen, im 3-sat-Festival, bei Roglers rasendem Kabarett, in Inas Nacht und beim Satire Gipfel.

Auszeichnungen:
Gaul von Niedersachsen 2010
Deutscher Kleinkunstpreis 2008
Salzburger Stier 2001
Prix Pantheon 2001
Tuttlinger Krähe 2002
Paulaner Solo 2000

Philip Simon

Philip Simon
Philip Simon | Bild: www.philipsimon.de

Vor der Befreiung aus der Zwangsjacke stellt sich die Frage: Wie verrückt ist wahnsinnig? Philip Simon geht auf die Jagd nach dem Wahnsinn des Lebens und so absurd es auch sein mag, so befreiend ist seine Freude an der Sinnlosigkeit politischer Debatten, der Sinnlosigkeit tagtäglicher Handlungen. Ganz zu schweigen von der Sinnlosigkeit des Seins. Und so nimmt der Hobbyphilosoph und Lebemensch sein Publikum an die Hand und führt sie durch seine Welt der verrückten, lustigen, stillen und auch traurigen Momente. Manchmal gar banal, aber das vielleicht auch nur auf den ersten Blick. Von himmelhochjauchzend bis tieftraurig, denn das Weinen liegt dem Lachen so nah. Philip Simon ist ein integrationswilliger Niederländer, der im Humor seine heile Welt gefunden hat. Zu poetisch? Dann gibt es jetzt die Fakten: Warum Peter Zwegat die Dummheit von Menschen in Zahlen auf ein Flipchart schreiben kann und Katharina Saalfrank ein Argument für die Antibabypille ist. Warum Angela Merkel die alten Jacken von Krusty dem Clown aufträgt und der Papst Kondome verbietet, während die Bank des Vatikan in Pharmaunternehmen investiert die Antibabypillen herstellen. Warum Rechtspopulist Geert Wilders seinen Weg finden wird und Multikulti gar nicht scheitern kann. Oder eben auf den ersten Blick ganz banal: Erleben Sie in seiner neuen Show, warum das Bestellen eines Sprudelwassers an Bord eines Ferienfliegers zum Höhepunkt Ihrer nächsten Reise wird. Konfrontationen mit holländischer Lebensweisheit. Ende der Schonzeit!

Der Niederländer Philip Simon lebt in Berlin und auf der niederländischen Nordseeinsel Texel. Nach der "Abschiedstournee" ist "Ende der Schonzeit" sein zweites Soloprogramm. Seit Mai 2009 ist Philip Simon mit seinem Wochenrückblick jeden Freitag beim Berliner Radiosender 104.6 RTL fester Bestandteil bei "Arno und der Morgencrew". 2011 gewann Philip Simon den Jurypreis des Prix Pantheon sowie den Publikumspreis des Berliner Kabarett-Theaters "Die Wühlmäuse".

Jurypreis "Prix Pantheon 2011":
In der Laudatio der Jury zu Philip Simon heißt es u. a.: "Dieser Niederländer ist mit Abstand das Beste, was der Kabarettlandschaft passieren konnte: Er ist jung, unkonventionell, blitzgescheit – noch dazu ein akkurater Beobachter und brillanter Performer. Seine versierte Stand-up-Kunst verknüpft Simon auf das Virtuoseste mit lupenreinem politischen Kabarett. Dank seiner Analyse wissen wir nun, dass nicht Holland, sondern die Schweiz die Kifferhochburg Nummer eins ist. 'Das Leben wird einfacher, wenn alle dich für bekloppt halten' meint der integrationswillige Holländer, der im Humor nicht nur seine heile Welt, sondern vor allem seine Bestimmung gefunden hat."

Publikumspreis "Kleinkunstfestival der Wühlmäuse 2011":
Er ist einer, der immer wieder fassungslos und doch mit Sympathie die Menschen und den Wahnsinn um sich herum beobachtet – und die tagtäglichen Unsinnigkeiten des Lebens mit charmantem holländischem Akzent und viel Witz in Worte fassen kann. Für seine lustigen bis nachdenklichen Alltagsbeobachtungen unter dem Motto "Wie verrückt ist wahnsinnig?« erhielt der niederländische Comedian und Prix Pantheon-Preisträger Philip Simon beim Großen Kleinkunstfestival am Samstag in den "Wühlmäusen" nicht nur jede Menge Applaus, sondern konnte am Ende des Abends auch den Publikumspreis nach Hause tragen.

Sendung verpasst?

Die Sendung vom 2. April 2012 wird zu folgenden Sendeterminen in den Dritten wiederholt:

Freitag, 09.03.12 | 21:00 Uhr (rbb)
Samstag, 10.03.12 | 22:25 Uhr (WDR)
Montag, 12.03.12 | 20:15 Uhr (3Sat)
Samstag, 31.03.12 | 22:05 Uhr (MDR)

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