Bio-/Filmografie Jan Fehse

Film: In jeder Sekunde

Kurzvita

Jan Fehse
Jan Fehse erhält den Nachwuchsregiepreis für den Film "In jeder Sekunde". | Bild: dpa

Jan Fehse wurde im Juli 1968 in München geboren. Nach dem Abitur arbeitete er von 1990 bis 1991 im Kameraleihpark. Parallel dazu war er Kameramann für aktuelle Berichterstattung. Bis 1995 war er dann als Kameraassistent bei Spielfilmen und für Werbefilme tätig. 1995 gründete er die Werbefilmproduktion "picture planet" und stand als Kameramann seither bei zwölf Kinofilmen, sieben Kurzfilmproduktionen, zwanzig Fernsehfilmen und über 200 Werbespots hinter der Kamera, u.a. bei "Alaska.de", "Nitschewo", "Sams in Gefahr", "Tattoo", "Goldene Zeiten", "Es ist ein Elch entsprungen", "Herr Bello", "Zimmer 205" und "Yoko". "In jeder Sekunde" ist sein Regiedebüt. 2010 hat er mit "Jasmin" seine zweite Spielfilmregie abgeschlossen.

Statement

"In jeder Sekunde" unseres Lebens lauert das große Glück und unermessliche Tragik auf uns, der Zeiger tickt unaufhörlich. Volksdrogen wie Berufsunfähigkeitsversicherungen oder Securitychecks am Flughafen gaukeln uns eine Sicherheit vor, die es – glücklicherweise – niemals geben wird. Meinem Film liegt die These zugrunde, dass das wahre Leben erst im Spannungsfeld zwischen Glück und Leid in seiner vollen Wucht spürbar wird. Dieser Erfahrung können sich auch der Psychiater Dr. Frick und die D-Jane Sarah nicht entziehen. Am Anfang des Films scheinen die beiden nichts gemein zu haben, sie agieren in einer vergleichbaren Situation völlig unterschiedlich. Frick ist verhalten und vorsichtig, wie es ihm seine vernarbte Seele und sein Pflichtbewusstsein vorschreiben, Sarah dagegen impulsiv und neugierig, wie es meist nur jüngere Menschen sein können. Beide wären sich wahrscheinlich niemals begegnet, wenn nicht das Schicksal in Form des von seiner inneren Leere getriebenen Partyveranstalters Christoph die fragile Ordnung des Lebens für einen Moment durcheinander gebracht hätte. Doch ohne sich zu kennen, sind sie sich
beide näher als sie es je für möglich gehalten hätten.

Ich wollte den Film möglichst eng an den Figuren erzählen, ihre Empfindungen miterleben. Eine konsequente Handkamera, die sehr begrenzt eingesetzte Filmmusik und der Verzicht auf technische Spielereien dienen dazu, dem Film ein möglichst "echtes" Gesicht zu geben. Die Glaubwürdigkeit der Handlung stand für mich im Vordergrund. Dabei verzichtet der Film ganz bewusst auf eine Wertung, will den Zuschauer mit seiner eigenen Empfindung entlassen. Was bleibt, ist die Aufforderung, das Leben in seiner gesamten Breite und in jeder Sekunde wahrzunehmen, und auch in diesem Bewusstsein zu handeln. Die Protagonisten des Films riskieren etwas und werden dafür nicht belohnt. Trotzdem haben sie gewonnen – weil sie etwas riskiert haben.