Interview mit Robert Atzorn

Gottfried (Robert Atzorn) und Lisbeth (Gundi Ellert) erhalten aus der Nachbarschaft eine anonyme Botschaft.
Gottfried und Lisbeth erhalten aus der Nachbarschaft eine anonyme Botschaft. Zutiefst gekränkt verlässt Kamal das Haus, gefolgt von Barbara, die nicht fassen kann, dass ihre Eltern sich auf einmal so intolerant verhalten. | Bild: ARD Degeto / Erika Hauri

Interview mit Robert Atzorn

Sie sind Vater zweier Söhne. Angenommen, Sie hätten eine Tochter, die sich in einen Palästinenser verliebt hat und ihn heiraten möchte,wie würden Sie darauf reagieren? Anders als Ihr Filmcharakter Gottfried Hinrichs?

Definitiv anders, denn ich habe überhaupt keine Vorurteile den arabischen Staaten gegenüber. Ich habe Freunde aus dem Iran und weiß also,welch eine hohe philosophische Kultur das ist. Außerdem habe ich bereits in Marokko gedreht und in der Türkei Ferien gemacht. Sicher wäre ich einen Moment lang verblüfft (Wie haben die sich kennen gelernt?), aber ich würde eine solche Verbindung als Chance für gegenseitiges Verständnis, Entwicklung undWachstum begrüßen. Ich würde alles dafür tun, die kulturellen Unterschiede der zwei nun zusammenwachsenden Familien zu verstehen und zu überbrücken. Letztlich aber kommt es darauf an,was der ‚Schwiegersohn’ für ein Mensch ist, inwieweit er meine Tochter lieben, respektieren und achten würde.

Glauben Sie, die Vorbehalte gegenüber Arabern, die im Film zur Sprache kommen, sind begründet?

Sicher nicht. Dennoch finde ich es gut, dass die Ängste und Vorbehalte im Film Ausdruck finden, nicht zuletzt, um aufzuzeigen,wie absurd diese Vorurteile sind. Ich bin immer wieder erschrocken über die undifferenzierten Urteile den arabischen Ländern gegenüber – alles wird in einen Topf geschmissen: Islam, Terrorismus, Taliban, Selbstmordattentäter... Im Grunde wissen wir alle viel zu wenig davon.Wir müssen uns damit beschäftigen, bevor wir urteilen.

Fällt es auch Ihnen schwer, als Vater loszulassen? Oder gibt es Unterschiede zwischen Vätern von Söhnen und Vätern von Töchtern?

Aus der Beobachtung von Freunden und Bekannten heraus, die Töchter haben, scheint mir das Erwachsenwerden und Loslassen in der Vater-Tochter-Beziehung schwerer zu sein. Es gibt sicher Eifersüchteleien, da die emotionale Bindung stärker ist als bei Söhnen. Meine Tochter hat etwas Besseres verdient! Der kann ihr doch nichts bieten! Der hat den falschen Beruf! Wie sieht der denn aus? Und dasWichtigste:Väter wissen aus eigener Erfahrung,was junge Männer im Kopf haben… Und davor möchte man eine Tochter wohl mehr beschützen und bewahren als einen Sohn.

Sie stammen wie Gottfried ebenfalls aus dem Norden und haben viele Jahre in Bayern gewohnt.Mussten Sie sich auch erst einleben?

Natürlich gibt es zwischen Hamburg und München riesige Unterschiede – nicht nur landschaftlich, sondern auch rein von der Mentalität. Und so habe ich zuerst schon etwas gefremdelt. Ich war 1979 in München am Residenztheater der einzige Norddeutsche, was bei den bayerischen Kollegen natürlich die Frage aufwarf:Was macht denn der da? Brauchen wir den überhaupt? Aber insgesamt habe ich mich immer willkommen gefühlt! Ich habe die Herzlichkeit, den Humor, die Lebensfreude, das Traditionsbewusstsein und auch die Sprache sofort geliebt. Die Berge, die Seen und der damit verbundene Freizeitwert haben es mir angetan. Ich bin da zu Hause,wo andere Ferien machen. Gibt es etwas Schöneres?

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