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Volker Herres, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen:

Volker Herres
Volker Herres, Programmdirektor des Ersten Deutschen Fernsehens | Bild: ARD/WDR / Herby Sachs

Der Albtraum schlechthin: Die Wohnung wird verpfändet, zurück bleibt ein Koffer und der unbedingte Wille, aus dieser Notlage wieder rauszukommen. Nur wie, wenn man alt und allein ist, keine Arbeit mehr findet und niemandem zur Last fallen will? Der Fernsehfilm "Auf der Straße" zum Themenabend "Armut und Verschuldung" entwirft dieses beklemmende Szenario und zeigt, wie schnell es gehen kann, unverschuldet obdachlos zu werden und wie viel innere Überwindung es kostet, in öffentlichen Einrichtungen einen Schlafplatz zu nutzen.

Lebensabend unter Brücken

In eben eine solche Situation gerät Hanna Berger, die nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes erfährt, wie hoch ihre gemeinsamen Schulden sind, und dass die Eigentumswohnung nicht mehr zu halten ist. Christiane Hörbiger verkörpert diese Witwe mit einer grandiosen, inneren Haltung. Um keinen Preis will Hanna Berger, dass das Sozialamt ihre Tochter benachrichtigt, besteht zwischen den beiden doch schon lange kein Kontakt mehr. Sie will alles allein meistern, auch wenn dies bedeuten sollte, den Lebensabend unter den Brücken Hamburgs zu verbringen.

Hanna Berger (Christiane Hörbiger)
Ohne Wohnung und Bankkarte keine Arbeit, ohne Arbeit keine Wohnung und Bankkarte – am Ende bettelt Hanna Berger. | Bild: ARD Degeto / Svenja von Schultzendorff

Ein Tabuthema im Fokus

"Auf der Straße" thematisiert ein gesellschaftliches Problem, über das keiner gerne spricht. Fast jeder Zehnte in Deutschland – so die Statistik – lebt über seine Verhältnisse, ist also verschuldet, und das angesichts eines Arbeitsmarktes, auf dem Jobsicherheit keineswegs mehr selbstverständlich ist. Eine Lebensplanung, die von einem immerwährenden, gesicherten Einkommen ausgeht, ist heute schwieriger geworden.

Umso wichtiger erscheint da ein altes, traditionell bewährtes Beziehungsgefüge: die Familie. Dass diese aber mehr bedeutet als eine finanzielle Absicherung, davon erzählt der Fernsehfilm "Auf der Straße" ebenfalls. Familie ist ein empfindlicher Kosmos, der sorgsam gepflegt werden muss. Tochter Elke Berger, eindrücklich gespielt von Margarita Broich, glaubt, diese Fürsorge nie erhalten zu haben, und hat sich ihrer Familie entzogen. Sie will keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter, obwohl sie darunter leidet.

Mit dem Thema "Armut und Verschuldung" wird sich im Anschluss an diesen Fernsehfilm auch "#Beckmann" beschäftigen.

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