Lannert und Bootz (Stuttgart)

Richy Müller als Kommissar Thorsten Lannert

Dabei seit: 2008

Richy Müller als Kommissar Thorsten Lannert
Richy Müller als Kommissar Thorsten Lannert | Bild: SWR/Schweigert

Thorsten Lannert braucht ein neues Leben. Im alten ist zuviel passiert, das er nicht mehr reparieren kann. Lannert ist nicht der Typ Polizist und Mann, der den Kopf in den Sand steckt. Man muss ihn schon vierteilen, damit er nicht wieder aufsteht. Und selbst dann ist das noch nicht sicher. Aber manchmal gibt es Dinge, die unumkehrbar sind. Genau die sind ihm passiert.

Lannert ist das, was man neudeutsch "streetwise" nennt. Er hat von der Pike auf angefangen, er war immer auf der Straße, er hat sich im Job nicht hochgearbeitet, sondern durchgebissen. Zuletzt war er verdeckter Ermittler in Hamburg. Vier Jahre lang. Länger als zwei Jahre lässt man einen VE normalerweise nicht draußen in der Kälte. In Hamburg war Lannert ein wichtiger Mann. In Stuttgart beginnt der Hauptkommissar als ein Niemand.

Andere hätten den Dienst quittiert oder wären Dauergäste in einer psychiatrischen Anstalt geworden. Lannert hat sich verboten, ein verbitterter Mann zu werden. Denn er hat Witz, er hat den Schalk im Nacken. Im Grunde ist er ein lebenslustiger Typ. Und seine Selbstdisziplin sorgt dafür, dass er nicht zurückblickt. Meist gelingt ihm das. So kommt er rüber als ein harter, aber wohlwollender Polizist. Nur manchmal, in einer Geste, in einem Blick, können wir kurz in ihn hineinschauen. Sekundenbruchteile lang. Und wir wollen nicht alles wissen, was wir da gesehen haben.

Thorsten Lannert ist kein Teamplayer, denn sein auf der Straße erworbenes Misstrauen sitzt so tief, dass er niemandem wirklich traut. Nicht mal seinem Briefträger. Instinktmensch ist die Bezeichnung, die am ehesten auf ihn zutrifft. Lannert kennt die Paragraphen ebenso gut wie Sebastian Bootz, aber im Zweifelsfall hört er auf seinen Bauch. Mehr noch: Im Konflikt zwischen seiner persönlichen Moral und dem Gesetz droht das Gesetz manchmal ins Hintertreffen zu geraten.

Lannerts Menschenkenntnis und seine Erfahrung bringen etwas mit, was Bootz sich bisher nur theoretisch erschließen kann: Verständnis für den Täter. Thorsten Lannert hat einen wunden Punkt: Kinder. Wenn es um Kinder geht, sind Polizisten plötzlich besonders sensibilisiert. Für Lannert trifft das in Potenz zu. Steht ein Kind auf dem Spiel, gehen bei Thorsten Lannert komplett die Lichter aus.

Felix Klare als Kommissar Sebastian Bootz

Dabei seit: 2008

Felix Klare als Kommissar Sebastian Bootz
Felix Klare als Kommissar Sebastian Bootz | Bild: SWR/Schweigert

Bootz braucht Ordnung. Das verschafft Überblick, das verschafft Kontrolle. Das verhilft ihm zu der Klarsicht, die ihn auszeichnet. Er sammelt Fakten, er analysiert. Aber Sebastian Bootz hat sich – im Gegensatz zu anderen Menschen dieses Typus’ – einen Humor und eine Lässigkeit bewahrt, die den ersten Eindruck dieses Mannes dominieren. Er lädt also zum Unterschätzen ein. Denn hinter der lockeren Fassade verbirgt sich ein Mann, der dem Gesetz dienen will. Ohne Wenn und Aber.

Er konnte sich nicht damit zufrieden geben, dass er Dinge erarbeiten sollte, die bereits geschehen waren. Er wollte das Vorher begreifen. Er belegte vier Semester Kriminalpsychologie. Für die Kollegen ist das gewöhnungsbedürftig, für sie liest er manchmal aus dem Kaffeesatz. Für Bootz ist das pure Wissenschaft. Jede Hilfe ist eine Demütigung. Diesen polarisierenden Satz hat mal jemand von sich gegeben, für Sebastian Bootz ist es ein Credo. Er legt Wert darauf, dass er Dinge allein bewältigen kann. Dass er niemanden braucht – und er wird diese Haltung ändern.

Der Schreibtisch ist sein bevorzugtes Revier. Er gibt ihm Sicherheit. Da ist sein Gehirn gefragt. Man kann eine Schachpartie mit ihm im Kopf austragen. Mit der Angehörigen eines Opfers, die sich ihm weinend in die Arme wirft, fühlt er sich überfordert. Er wird trotzdem Trost spenden und richtige Worte finden, aber wir merken ihm an, dass er sich dabei an
einen weit entfernten Ort wünscht – zum Beispiel an seinen Schreibtisch.