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Fünf Minuten Himmel

PlayHauptkommissarin Ellen Berlinger (Heike Makatsch) bei ihrem ersten Einsatz in Freiburg.
Fünf Minuten Himmel | Video verfügbar bis 08.01.2025 | Bild: SWR/Ziegler Film

Spielfilm Deutschland 2016

An der Rechtssteuerung des Auto ist es noch zu erkennen: Ellen Berlinger, neuerdings Hauptkommissarin in Freiburg, hat die letzten Jahre in England verbracht. Jetzt ist sie in ihre Heimatstadt zurückgekehrt – hat es aber noch nicht über sich gebracht, den abgebrochenen Kontakt zu ihrer Mutter wieder aufzunehmen. Weil Ellen Berlinger schon an ihrem ersten Arbeitstag zu einem Einsatz eilen muss, bleibt keine Zeit für Einarbeitung oder ausführliches Kennenlernen der Kollegen. Ihr scheint das gerade recht zu sein. Es genügt ihr, wenn sie ihren neuen Chef Volker Gaus, den Kollegen Henrik Koch oder Kriminaltechniker Frank Hensel bei der konkreten Arbeit kennenlernt. Smalltalk ist Ellens Sache nicht. Wobei das Team ohnehin erst mal das Erstaunen über die Schwangerschaft der neuen Kollegin verarbeiten muss.

Der Fall führt Ellen Berlinger in die Leistungsabteilung des Jobcenters. Dort wurde am frühen Morgen Mitarbeiter Holger Kunath an seinem Schreibtisch gefunden, stranguliert mit einem Kabelbinder. Der Monitor seines Computers zeigt einen Abschiedsbrief, aber ist der glaubhaft? Ellen Berlinger zweifelt.

Die Arbeit im Jobcenter ist nichts für sensible Gemüter, nicht selten sind die Mitarbeiter Aggressionen oder Drohungen ihrer Kunden ausgesetzt. Bei Holger Kunath bezogen die sich vor allem auf Wohnungsfragen. Aufwendige Sanierungen von Innenstadtquartieren und die Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentum verdrängen auch in Freiburg die bisherigen Mieter, und dazu gehören viele Jobcenter-Kunden. Das Schicksal droht auch Cornelia Mai, die mit ihrer 16-jährigen Tochter Melinda im Jobcenter auftaucht. Frau Mai könnte wütend auf Holger Kunath sein, denn die Zahlung ihrer Miete lief über das Jobcenter. Ellen Berlinger fragt sich, warum Kunath das Geld nicht überwies, denn nun wird die Kündigung wirksam. Doch Frau Mai ist eher traurig als wütend, resigniert bunkert sie sich in ihrer Wohnung ein, daran kann auch Melinda nichts ändern.

Ungute Geheimnisse

Als Ellen Berlinger Kunaths Ehefrau Jutta aufsucht, erlebt sie dort eine fast spiegelbildliche Situation: Mit einer Eigentumswohnung in einem schicken Freiburger Vorzeigequartier hat Familie Kunath sich finanziell übernommen. Schon seit einer Weile wachsen die Schulden an. Statt zu trauern, müssen Frau Kunath und ihr Sohn Titus nun um ihre Wohnung bangen.

Die Teenager um Titus Kunath, Melinda Mai oder ihre Freunde lenken sich auf ihre eigene Weise von den Familienproblemen ab. Titus' Freundin Harriet steht auf das gerade mal wieder angesagte Ohnmachtsspiel, von den Jugendlichen Passout game oder Biokiffen genannt, und genießt den kurzen, aufregenden Rausch durch Wegdrücken des Sauerstoffs im Hirn. Melinda macht keinen Hehl daraus, dass sie, anders als ihre Freundin Ruth, nichts von dem Spiel hält. Dafür interessiert sie sich für Titus, der wohl nicht allzu viel von seinem Vater hielt.

Tatsächlich erweist Holger Kunath sich als Mann mit unguten Geheimnissen. Er hatte ein Verhältnis mit mindestens einer seiner Kundinnen und Ellen ist klar, dass jemand davon gewusst haben muss, denn es gibt ein Beweisfoto, auf dem allerdings nur Kunath selbst zu erkennen ist. Ellen und ihr Team schließen daraus, dass Kunath leicht unter Druck zu setzen war, was ihn für Menschen wie Bauinvestor Fest interessant machte. Der will das Gebäude, in dem die Mais noch wohnen, möglichst schnell entmieten und wendet dabei so subtile Methoden wie Amtsanmaßung und die Zerstörung von Rohren an. Bei Ellen dagegen versucht er sich einzuschmeicheln. Ohne Erfolg natürlich, auf Süßholzraspeln reagiert sie nicht.

Die kompromisslose Art könnte sie von ihrer Mutter geerbt haben. Denn als Ellen sich endlich entschließt, wieder auf Edelgard Berlinger zuzugehen, wird sie unmissverständlich zurückgewiesen. Edelgards Aversion gegen Ellen, die zur Polizei ging und die Betreuung ihrer Tochter der Großmutter überließ, scheint unverrückbar. Die 16-jährige Niina, die ahnt, dass Ellen ihre unbekannte Mutter ist, würde anders reagieren. Aber dieser Begegnung weicht Ellen immer wieder aus. Als sie allerdings erfährt, dass auch Niina mit Melinda befreundet ist, wird ihr klar, dass sie womöglich im Zuge der Ermittlungen doch miteinander zu tun haben werden.

Mehr zum "Tatort"-Special

Im "Tatort"-Special "Fünf Minuten Himmel" zeigt Heike Makatsch, dass sie auch als "Tatort"-Kommissarin zu überzeugen weiß. Entschlossen, eher unnahbar und vielschichtig ist ihre Ellen Berlinger, und man ahnt, dass es einige ungelöste Rätsel in ihrem Leben gibt. Das Drehbuch von Thomas Wendrich führt sie in ein akutes städtisches Konfliktfeld, zu dem Problem der Gentrifizierung von Innenstadtvierteln, deren Opfer nicht zuletzt die Empfänger von Sozialleistungen sind. Regisseurin Katrin Gebbe, für die "Fünf Minuten Himmel" die Fernsehfilm-Premiere darstellt, inszenierte einen atmosphärischen "Tatort" mit stimmigen Milieus, in dem vor allem die Bilder sprechen.

Playlist

Die Filmmusik wurde eigens für den Tatort von Johannes Lehniger komponiert und ist nicht im Handel erhältlich. Vor- und Abspannmusik stammt von Klaus Doldinger.

Besetzung und Stab

Rolle Darsteller
Ellen Berlinger Heike Makatsch
Melinda Mai Rosmarie Röse
Cornelia Mai Julika Jenkins
Ruth Winterer Jochanah Mahnke
Harriett Wiesler Anna-Lena Klenke
Hendrik Koch Max Thommes
Volker Gaus Holger Kunkel
Frank Hensel Christian Kuchenbuch
Edelgard Berlinger Angela Winkler
Niina Berlinger Emilia Bernsdorf
Titus Kunath Oskar Bökelmann
Rüdiger Fest Pierre Siegenthaler
Kurani André Benndorff
Boris Miklos Robert Besta
Armin Winterer Jörg Pose
Jutta Kunath Antje Westermann
Birgit Meggle Michaela Caspar
Holger Kunath Michael Moritz
Musik: Johannes Lehniger
Kamera: Matthias Bolliger
Buch: Thomas Wendrich
Regie: Katrin Gebbe

Erstausstrahlung: 28.03.2016

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