Gespräch mit Regisseur Lars Kraume

Zum Tatort: Borowski und der brennende Mann (So, 12.05.2013 | 20:15 Uhr)

»Die Dynamik zwischen den Ermittlern stellte sich als der interessanteste Punkt heraus.«

Michael Eckart
Doch plötzlich steht der Schulleiter Michael Eckart lichterloh in Flammen. Er hat keine Chance zu überleben. | Bild: NDR / Marion von der Mehden

War das Thema "Schuld & Sühne" von Anfang an geplant oder hat es sich im Verlauf der Entwicklung ergeben?

Das Thema steckt mehr oder weniger in jedem Verbrechen. Aber in diesem Fall ist es schon ein starker Motor für die Geschichte. Daniel Nocke und ich haben intensiv darüber diskutiert, was es bedeutet, wenn man als Kind unschuldig, durch ein Unglück, in ein Verbrechen hineingezogen wurde. Was macht das mit dem Kind? So rückt dann Schladitz in den Mittelpunkt. Für mich müsste diese Folge eigentlich "Borowski und der alte Freund" heißen, schließlich dreht es sich hier um Schladitz und die Frage, warum er Polizist geworden ist.

Das Thema Schuld bereitet die Grundlage für das zweite Thema des Films: Vertrauen. Vertrauen zwischen den Ermittlern, Vertrauen auf privater als auch beruflicher Ebene.

Im weiteren Umgang mit dem Stoff bot sich das Thema automatisch an. Denn worum geht es letztendlich in der Konsequenz? Darum, dass Borowski seinem Umfeld nicht mehr trauen kann. Schladitz belügt ihn, das Vertrauensverhältnis mit Sarah Brandt ist noch wackelig und dann gibt es die neue Ermittlerin, die er noch nicht einschätzen kann. Die Dynamik zwischen den Ermittlern stellte sich sehr schnell als der interessanteste Punkt heraus. Meist ist es ja so, dass nicht die Ermittler im Vordergrund stehen, es sind vielmehr die Täter und ihre Motivation, die interessanter sind. Ich versuche mich aber auch für die Polizisten zu interessieren.

Insofern ist Frau Einigsen eine sehr dankbare Figur. Durch sie taucht eine neue Größe auf, mit deren Hilfe man die anderen Ermittler neu betrachten kann. Und sie ist vor allem in ihrer positiven Einstellung und Offenheit ein großer Kontrast.

Ja, es hat unglaublich Spaß gemacht, die Figur zu entwickeln. Das große Vorbild war Frances McDormand in "Fargo", die positiv und mit Lust und Neugier ihren Mordfall ermittelt.

Wie haben Sie Lisa Werlinder gefunden?

Das war die Casterin Heta Mantscheff. Sie hatte sie in der Komödie "Freilaufende Männer" von Matthias Tiefenbacher gesehen und vorgeschlagen, weil sie den offenen Charakter von Frau Einigsen am besten verkörpern könnte. Ich habe dann mit ihr telefoniert, ein sehr unterhaltsames Gespräch, in dem sie so viel erzählt hatte, dass ich dachte: "Die ist super, die muss die Rolle spielen!"

Was ist der Unterschied zwischen den Frankfurter "Tatorten", die Sie gemacht haben, und dem Borowski-"Tatort"?

Borowski ist ziemlich exzentrisch. Er ist "bigger than Life". Wenn man sich meine Lieblings-Borowskis "Der stille Gast" oder "Die Frau am Fenster" anschaut, dann sieht man, dass die Protagonisten sehr ausgeklügelte, aber künstliche Figuren sind. Das mag ich an Borowski, und das steht auch Axel Milberg gut. Die unwirklich wirkende Landschaft tut ihr übriges dazu. Wir hatten da Glück mit dem Schnee, der die Kulisse noch etwas weiter entrückte. Ich finde, das gibt dem Borowski-"Tatort" einen schönen Ton: das Märchenhafte, das ein wenig Exzentrische, das Unrealistische. Das waren die Frankfurter nicht. Die basierten vor allem auf wahren Fällen. Es ist interessant, wie die verschiedenen "Tatorte" einen eigenen Ton bekommen, und es ist toll, dass sie ihn sich trotz wechselnder Autoren und Regisseure bewahren.

Menschen zu verbrennen ist schon harter Tobak. Diese Art Gewalt findet sich auch regelmäßig in Henning-Mankell-Romanen und -Verfilmungen. War dies eine beabsichtigte Referenz?

Diese Assoziation hatten schon einige. Mankell steuert zwar regelmäßig Ideen für den Borowski-"Tatort" bei, aber das ist das Ergebnis der Tonalität, die die Borowski-"Tatorte" haben und auf deren Einhaltung die Redaktion achtet.

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