Interview mit Diego Wallraff

Das Erste: Sie leben seit Jahren in Santa Monica und spielten schon an der Seite weltberühmter Stars wie Antonio Banderas. Unterscheidet sich die Arbeit als Schauspieler in Amerika sehr von der in Deutschland?
Diego Wallraff: Ich nehme meine Arbeit als Schauspieler immer sehr ernst: Ob ich nun mit Antonio Banderas oder Anjelica Huston spiele oder TV in Deutschland mache ... da mache ich keinen Unterschied in meiner Arbeitsweise.
Bin allerdings auch stolz darauf, dass ich mich (selbst) nicht so ernst nehme und dass ich schöne Chancen zwischen USA + Deutschland wahrnehmen konnte.

Sie haben hier in Hamburg die Schauspielschule besucht und lange am Hamburger Schauspielhaus gespielt. Könnten Sie sich vorstellen, wieder dauerhaft hier zu leben?
Ich komme immer wieder gern nach HH zurück – es ist meine deutsche Heimat – und wenn es nun so wäre, dass ich hier längerfristig zu tun hätte, würde ich gern wieder dauerhaft hier leben, würde aber dann sicherlich auch meine neue Heimat Santa Monica vermissen.

"Feuerkämpfer" ist nicht Ihr erster Tatort mit Thomas Bohn. Was schätzen Sie an diesem Regisseur?
Er scheut sich nicht, mich aus LA zu engagieren!
Ich halte Thomas Bohn für sehr talentiert – mir imponiert immer, wenn einer nicht nur interessante Themen angeht, sondern auch noch ein gutes Drehbuch draus machen kann. Außerdem schätze ich an ihm, wie er mit seinen Schauspielern umgeht und es versteht, neue Farben aus einer Performance herauszukitzeln.

Angelo Panigua, der "Feuerkämpfer", ist ein Verzweiflungstäter. Er legt Brände, damit er seinen Sohn häufiger sehen kann. Wie sehen Sie diese Figur? Sympathisieren Sie mit Angelo?
Ich sympathisiere immer mit den Figuren, die ich spiele, um deren Blickwinkel gerecht zu werden – nur so funktioniert das Puzzle-Spiel in Kombination mit den anderen Elementen in einer Geschichte.
Und Panigua ist genau das: ein Mensch, der sich in einer verzweifelten Situation emotional zu wehren versucht und sich dabei in den Mitteln vergreift.

Glauben Sie, dass Männer in Unterhalts- und Sorgerechtsfragen von der deutschen Justiz benachteiligt werden?
Soweit ich das bei einigen Kollegen und Freunden schon miterlebt habe, ja.

Wie gehen die Amerikaner mit diesem Thema um? Haben Sie von dort Ähnliches gehört oder gar bei anderen miterlebt?
Ich habe das Gefühl, dass die Mütter generell bei der Zusage des Sorgerechtes auch in USA besser dastehen.

Damit Spannung aufkommen kann, muss der Zuschauer Angelo Panigua die Bereitschaft zur Gewaltanwendung zutrauen. Zugleich muss die liebevolle Hinwendung zu seinem Sohn, Paniguas weiche Seite, glaubhaft sein. Eine schwierige und sehr gelungene schauspielerische Leistung. Wie sind Sie an diese Rolle herangegangen?
Für Panigua ist die Situation einfach nicht fair – und da ich selbst Vater eines 8-jährigen Sohnes bin, fiel es mir leicht, mich in diese verzweifelte Lage hineinzuversetzen.
Bei dem Kampf um ein Kind werden starke Emotionen freigesetzt. Gleichzeitig muss man aber versuchen, es mit der Wut, die man in der Lage empfindet, nicht zu verletzen. Da prallen Liebe und Krieg zusammen – und wenn man dann noch einen schauspielerischen Deckel drauflegt, lässt sich das filmen ...

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