'Dem Zuschauer werden permanent überraschende Wendepunkte geboten'

Der Regisseur Gregor Schnitzler über den Film

Regisseur Gregor Schnitzler
Regisseur Gregor Schnitzler | Bild: ARD Degeto / Britta Krehl

»Der Tatortdreh war ein großer Spaß für mich. Schon als ich das Drehbuch von Nanni Erben bekommen habe, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Die Geschichte ist eine wunderbare Kombination aus Komik und Spannung, ständigen Überraschungen und echten Emotionen. Ich finde den Weimarer Tatort in der 'Tatortlandschaft' herausragend. Gerade durch die skurrilen Geschichten kann man etwas kreieren, was eigentlich sonst nur in den amerikanischen Serien wie z.B. Fargo, Breaking Bad etc. möglich ist. Bei dem Humor des Films war es für mich wichtig, genau den richtigen Ton zu treffen. Für mich ging es darum, nicht Figuren zu präsentieren, die permanent Lacher wegen des Lachers servieren, sondern eine Welt zu zeigen, die glaubhaft ist und in ihrer Verstiegenheit höchst komisch wirkt.

Ich liebe die Filme der Coen-Brüder, sie gaben mir ein gutes Vorbild für den Tatort. Die Basis, von der aus ich mein Ziel erreichen wollte, bildeten natürlich Nora und Christian. Mit ihrem Ausnahmetalent glaubhaft und komisch zu sein, mit ihrem hervorragenden Timing und dem richtigen Gefühl für ihre Figuren, kam ich schnell zu dem, was ich brauchte. Und natürlich freut es mich, dass sie in ihrem Können durch manche Szene im Film richtig gefordert wurden und man Nora selten so intensiv wie in einer Szene gesehen hat.

Neben den beiden hatte ich außerdem ein überragendes Ensemble an bekannten und herausragenden Schauspielern wie Fritzi Haberlandt und Florian Lukas, aber auch viele unbekannte Gesichter, denen ich noch Großes vorhersage. Visuell habe ich versucht, eine Welt zu kreieren, die sich von den letzten beiden Weimarer Tatorten absetzt. Mit Ralf Noack, dem Kameramann, habe ich eine Bildsprache entwickelt, die nicht hektisch den Schauspielern hinterher läuft, um ihr Spiel einzufangen, sondern es ging darum, spannungsgeladene Cadragen, also Bildausschnitte, zu setzen, die das Skurrile der Story unterstreichen und den Schauspielern Platz zum Wirken lassen.

Das Buch forderte ein anderes Weimar – nicht die Pilgerstätte des Bürgertums, herausgeputzt für Touristen, die durch die Straßen berühmter Dichter und Philosophen flanieren. Ich begab mich also auf die Suche nach der anderen Seite von Weimar, nach der proletarischen, und bin schließlich fündig geworden. Zum Beispiel der zerfallene Hinterhof, auf dem Siegrid und Roy wohnen, ist keine fünf Gehminuten vom Zentrum Weimars entfernt. Auch die Tankstelle oder der kleine Flughafen sind sozusagen 'round the corner.'

Für mich war das Thema des Films 'Illusionen“. Menschen geben sich Illusionen hin und sehen oftmals nicht, was wirklich in ihrem Leben passiert. Menschen laufen Illusionen hinterher und tun Dinge, die sie nicht reflektieren können oder wollen. Dadurch entstehen gefährliche Situationen, die sie zum Rand ihrer eigenen Existenz bringen. Für die Geschichte von 'Der treue Roy' ist das natürlich sehr interessant, weil dem Zuschauer permanent überraschende Wendepunkte geboten werden und er ständig mehr über die Figuren und den Plot wissen will. Über die Story an sich will ich hier nicht zu viel verraten und wer der Mörder ist, tja, da werden Sie wohl suchen müssen. Also, viel Spaß beim Schauen!«

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