Interview mit Pamela Pabst

Christina Athenstädt (l.) mit der blinden Strafverteidigerin Pamela Pabst (r.), von deren Geschichte die Serie inspiriert wurde.
Christina Athenstädt (l.) mit der blinden Strafverteidigerin Pamela Pabst (r.), von deren Geschichte die Serie inspiriert wurde. | Bild: ARD / Reiner Bajo

Frau Pabst, was sehen Sie, was wir nicht sehen?

Mit dieser Frage spielen Sie auf meine Biographie "Ich sehe das, was Ihr nicht seht" an. Natürlich habe ich als Blinde keine übersinnlichen Fähigkeiten oder so, ich kann auch nicht immer hören, ob jemand lügt, aber natürlich nehme ich meine Umwelt stärker durch die anderen Sinne wahr und mir fallen vielleicht Gerüche, Geräusche oder ein anderes Detail auf, von dem der optische Eindruck eher ablenkt. Das ist damit gemeint. Übrigens benutze ich auch oft das Wort sehen, wenn es z.B. gar nichts zu sehen gibt, z.B. Fernsehen, auf die Uhr sehen etc. Ich fühle auf meine tastbare Uhr und höre streng genommen fern.

Aus ihrer Sicht: Warum verhalten sich manche Menschen so unbeholfen gegenüber anderen mit Behinderung? Was sind Ihre Erfahrungen?

Wenn sich Menschen unbeholfen verhalten, dann liegt das vermutlich daran, dass sie sich eine Behinderung als sehr schlimm vorstellen, niemanden kennen, der eine hat und nicht genau wissen, wie sie damit umgehen sollen, gerne aber irgendwie behilflich sein möchten. Ich selbst sehe mich als eine Art Botschafterin, diese Ängste abzubauen, indem ich Hilfe auch annehme, wenn ich vielleicht keine brauche, um den Mut zu belohnen und ins Gespräch zu kommen, um Ängste zu beseitigen. Man darf nicht vergessen, dass ich von Geburt an blind bin; wenn man einfach die Augen zu macht, ist es klar, dass man erst einmal nichts mehr kann. Miteinander reden ist wichtig, es gibt keine dummen Fragen.

Ihre Sehbehinderung nehmen sie meist mit Humor. Spricht man Sie darauf an, erzählen Sie auch gerne mal einen Blindenwitz. Haben Sie einen parat?

Ich bin ein durch und durch positiver Mensch, daher ist es auch nicht schlimm, wenn man z.B. mal den Ampelpfahl mit einem Baum verwechselt. Mein Lieblingsblindenwitz ist: Warum kommen Blinde nicht in die Hölle? Weil der Teufel Angst hat, dass sie ihm auf den Schwanz treten. Dass dies relevant sein kann, kann unsere Katze bestätigen.

Waren Sie während der Dreharbeiten der 3. Staffel auch beratend tätig?

Ja, selbstverständlich, das ist ja meine Hauptaufgabe für die Serie. Ich bekomme stets alle Bücher und muss diese, oft recht kurzfristig, auf juristische sowie sprachliche Fehler und natürlich alle blindenspezifischen Dinge hin prüfen. Das macht großen Spaß. Darüber hinaus coache ich die Schauspieler, wenn erforderlich, und treffe mich mit den neu hinzukommenden Regisseuren und wer sonst vom Team gern vorbeikommen möchte. Für die 3. Staffel war ich z.B. mit Sina Reiß unterwegs und sie war einen Tag lang meine Tilly. Wir wissen auch schon, was wir nicht in einer Talkshow davon erzählen werden.

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