Die weiße Gefahr

Wer denkt bei dem Wort "Berghütte" nicht unweigerlich an gemütliche Wochenenden mit knisterndem Kaminfeuer, warmen Hüttenschuhen, leckerem Käsefondue und lustigen Kartenspielrunden? Ganz so gesellig soll es bei Sandra (Sarah Stork) und Lukas (Wolfgang Cerny) nicht zugehen. Sie ziehen sich in eine einsame Berghütte im Hochgebirge zurück, um dort endlich mal ungestört zu sein und Zeit für sich zu haben. Doch plötzlich geschieht die Katastrophe: Eine Lawine begräbt ihr kuscheliges Liebesnest unter sich. Die romantische Hütte wird innerhalb von Sekunden zum düsteren, kalten Gefängnis.

Realität und Illusion

Fernsehserien arbeiten oft mit Illusionen – das ist bei einer Telenovela natürlich nicht anders. Und so sieht die Realität bei "Sturm der Liebe" bisweilen auch nicht ganz so romantisch aus, wie die fertige Geschichte später auf dem Bildschirm – in diesem Fall vor allem nicht ganz so bergig. Denn Sandras und Lukas' Liebesnest thront gar nicht in luftiger Alpenhöhe, sondern steht auf dem Bavaria-Filmgelände. Aber zumindest ist auf der einen Seite der Hütte Naturromantik geboten, auch wenn es sich um einen Fichtenwald mit Moosflechten im Münchner Süden und nicht um eine Hochgebirgslandschaft handelt.

Schnuckelige Mogelpackung

"Die Hütte ist im Moment noch eine Mogelpackung. Von außen sieht sie ein bisschen wie ein Spielhäuschen aus. Im Inneren befindet sich jedoch eine voll ausgestatte und ausgeklügelte Hütten-Kulisse", erklärt Claudia Walter, Chef-Szenenbildnerin von "Sturm der Liebe". Sie habe die Hütte aus logistischen Gründen auf dem Bavaria-Film-Gelände realisieren müssen. "Vom Zeitpensum ist es einfach nicht möglich, jedes Mal mit dem ganzen Drehteam ins Gebirge zu fahren. So schön so ein Betriebsausflug auch wäre – die Anfahrt wäre einfach zu lang", sagt Claudia Walter. Aber warum ist das Gebäude eigentlich gänzlich mit schwarzem Stoff verhüllt? "Ich habe ein wenig Christo, den Verpackungskünstler, gespielt", schmunzelt Claudia Walter und fährt fort: "Spaß beiseite. Die Hütte ist verhüllt, um von innen die Illusion eines von Schnee eingeschlossenen Raumes zu erwecken. In einer komplizierten Choreografie haben meine Mitarbeiter das schwarze Tuch von vorne nach hinten über die Hütte geworfen, damit es von innen so wirkt, als würde man wirklich verschüttet werden."

In eisiger Tiefe

Apropos verschüttet: Andreas Borcherding, der Lukas' Vater Götz Zastrow spielt, war wirklich schon mal in einer Lawine eingeschlossen. "Zu Lawinen-Übungszwecken hab ich mich von einem Freund extra einbuddeln lassen. In fünf Metern Tiefe kauerte ich mit einem Funkgerät, als mir kurz in den Sinn kam: 'Wenn mich jetzt die Hunde nicht finden?'. Aber ich hatte ja ein Funkgerät und an sich bin ich eher ein sorgloser Mensch", erklärt der "Sturm der Liebe"-Bösewicht, der den Lawinenabsturz mit ansieht, aber nichts zur Rettung seines eingeschlossenen Sohnes Lukas unternimmt.

Außen pfui, innen hui

Zurück zur Hütte. Das Drehteam verlässt gerade das Set in die wohlverdiente Mittagspause und wir können einen Blick ins Innere der Hütte werfen. Wow, unter dem schwarzen Stoff verbirgt sich wirklich ein Hüttenkleinod! Richtig romantisch sieht es hier drinnen aus – wie in einer richtigen Hütte eben. Schöne Kleinigkeiten wie Filzpantoffeln, Krüge, Tassen und sogar Familienfotos der Saalfelds zaubern Hüttenstimmung. "Alles Holz der Innenraumkonstruktion ist extra patiniert und angeflammt, damit es nach gealtertem Holz aussieht", verrät Claudia Walter.

Da die Hütte nur 20 Quadratmeter misst, habe es im Vorfeld einer perfekten Planung bedurft. "In der Wand befindet sich eine zwei Mal zwei Meter große Nische, in der eine der beiden Kameras Platz findet. Später, wenn die Hütte auch mal von außen bespielbar gemacht wird, also auch mal von außen nach einer Hütte aussieht, wird aus der Nische ein Plumpsklo mit Herzchen-Fenster in der Tür", freut sich die Chef-Szenenbildnerin schon.

Kaltes Verließ

Obwohl die Hütte im Moment nicht ganz verhüllt ist und auf einer Seite helles Tageslicht hereinströmt, kann man sich gut vorstellen, wie es ist, wenn sie ganz bedeckt ist – wenn der Raum plötzlich etwas Klaustrophobisches, etwas Bedrohliches bekommt.
Das Team ist zurück aus der Pause und der Dreh geht weiter. Wir räumen das Feld und gehen nach draußen. Vögel zwitschern, die Sonne dringt hier und da durch die dichten Fichten. Von all dem bekommen Sarah und Wolfgang die nächsten Stunden nicht viel mit. Sie bleiben mit Ausnahmen fast die ganze Zeit in der Hütte. Über einen Monitor verfolgen wir, was drinnen nun passiert.

Todeskampf in den Bergen

Sarah liegt als Sandra auf einem der beiden Bauernbetten. Es ist düster, denn in der Geschichte ist bereits der Generator ausgefallen. Ein beängstigendes Zwielicht herrscht und die Hütte wirkt gar nicht mehr kuschelig und gemütlich wie kurz zuvor. Während Sandra bleich auf dem Bett liegt, ertönt ihre schwache Stimme aus dem Off: "Ich fühle mich so schwach und fiebrig. Ich will nicht sterben, nicht gerade jetzt, wo ich mit Lukas so glücklich bin. Warum hab ich auch die verdammten Tabletten im Auto vergessen?"

Eine existenzielle Frage, die den Lauf der Geschichte stark beeinflussen wird. Der Leser wird jetzt sicher gerne wissen wollen: Kommt für Sandra, die nach ihrer Herztransplantation regelmäßig Medikamente nehmen muss, noch rechtzeitig Hilfe? Das verraten wir natürlich nicht. Dafür aber, wie Sandra und Wolfgang den Hüttendreh erlebt haben. Nach Drehschluss haben wir sie nämlich beide befragt ... Das Interview finden Sie hier!

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