Pressemeldung vom 03.05.2018

Weltspiegel - Auslandskorrespondenten berichten

Am Sonntag, 6. Mai 2018, 19:20 Uhr vom BR im Ersten

Moderation: Natalie Amiri

Geplante Themen:

Iran: Atomabkommen vor dem Ende?
Am 12. Mai könnten die USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran aussteigen. Zumindest droht Präsident Trump damit seit vier Monaten der EU, sollte diese die Islamische Republik nicht dazu bewegen, das Abkommen zu „erneuern". Besonders Irans Raketenprogramm soll auf den Prüfstand. Und auch die Einmischung Irans in den Machtkampf in der gesamten Region spielt eine Rolle. Der Iran sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt: bisher wurde ihm von der IAEA, der internationalen Atomenergiebehörde in Wien, zehn Mal bestätigt, dass es seit Abschluss des Abkommens keinen Vertragsbruch gegeben habe. Die iranische Regierung fühlt sich machtlos genauso wie große Teile der Bevölkerung: Sie hatte gehofft, dass es eine Öffnung zum Westen geben könnte, der Handel mit dem Ausland florieren und Arbeitsplätze geschaffen würden.
Der „Weltspiegel" begleitet eine Gruppe von Künstlern: Sie wollen mit Friedensinitiativen zeigen, dass viele im Iran letzten Endes doch auch nur Frieden möchten. Doch große Hoffnung hat keiner mehr, deshalb sind die Sprachschulen so voll wie noch nie. Für viele junge Menschen scheint jetzt die einzige Lösung zu sein, ihr Land zu verlassen.
Autorin: Natalie Amiri, ARD Teheran

Russland: In Wolokolamsk stinkt's zum Himmel
Am Stadtrand von Moskau, in Wolokolamsk, versinkt Russland im Müll. Früher ist man der guten Luft wegen hierher gezogen, heute tragen die Menschen Atemschutzmasken. Die Müllberge wachsen in den Himmel: Es gibt schätzungsweise 20.000 wilde Deponien, aber vor allem rund um Moskau stapelt sich der Müll aus der boomenden Hauptstadt. Dass die Mülldeponien eine tickende Zeitbombe sind, ist schon lange bekannt. Rund 20 Millionen Menschen produzieren allein rund um Moskau jährlich elf Millionen Tonnen Abfall. In ganz Russland sind es insgesamt 70 Millionen Tonnen im Jahr. Und der landet zu 94 Prozent auf Deponien. Nur vier Prozent des Abfalls werden verarbeitet und zwei Prozent in Müllverbrennungsanlagen verbrannt, so eine Studie von Greenpeace Russland.
In Wolokolamsk wollen die Menschen nicht länger hinnehmen, dass sie ihre Fenster abkleben müssen und ihre Kinder an Hautausschlag und Asthma leiden. Sie ziehen aus Verzweiflung vor Gericht und organisieren Demonstrationen gegen die stinkenden Müllberge.
Autor: Birgit Virnich, ARD Moskau

Tunesien: Mit Bach und Chopin gegen Extremismus
Erstmals seit der Revolution finden in Tunesien Kommunalwahlen statt, nachdem sie in den letzten Jahren immer wieder verschoben wurden. Das wirft ein Schlaglicht auf die äußerst schwierige Situation in vielen Landesteilen: Gerade für Jugendliche ist die Situation problematisch und das Bildungsgefälle zwischen Küste und Landesinnerem riesig. Bei der letzten internationalen Pisa-Studie landete Tunesien auf dem fünftletzten Platz. Ein bemerkenswertes Projekt will da Abhilfe schaffen - „Tunesien 88" nennt es sich. Dahinter verbirgt sich eine Gruppe aus internationalen und einheimischen Musikern, die kreuz und quer durchs Land reisen, Konzerte geben und Musikclubs gründen. Mit dieser Privatinitiative sollen Lücken im maroden Bildungssystem gefüllt und gleichzeitig auch ein Abgleiten von Jugendlichen in den Islamismus verhindert werden: mit Bach gegen den Extremismus.
Autor: Stefan Schaaf, ARD Madrid

Italien: Made in Italy?
Wenn es um Essen geht, dann verstehen die Italiener keinen Spaß: Sie sind bereit, deutlich mehr Geld für gute Lebensmittel und heimische Produkte auszugeben als beispielsweise wir Deutschen. „Made in Italy" ist für italienische Verbraucher ein Qualitätsgarant. Nur zu häufig mischen vor allem Pasta-Hersteller australischen Weizen mit italienischem oder die Milch für Mozzarella kommt aus Spanien. Kann das sein? Muss das sein? Was geschieht mit gentechnisch veränderten Zutaten oder Glyphosat? Italien produziert nicht genug, klagen die Großen! Sie machen uns kaputt, schimpfen die Kleinen. Seit fünf Jahren sind die Carabinieri unterwegs, kontrollieren Herkunft der Zutaten und auch die Qualität. Jetzt hat die italienische Regierung „Made in Italy" sogar qua Gesetz geregelt: Wo Italien draufsteht, muss auch Italien drin sein.
Autorin: Ellen Trapp, ARD Rom

Chile: Colonia Dignidad
Harald Lindemann ist 58 Jahre alt und lebt mittlerweile in Südchile. Mehr als 35 Jahre lang war er Sklave der Sekte Colonia Dignidad, erhielt Elektroschocks, wurde von Sektenführer Schäfer missbraucht und musste sieben Tage die Woche hart schuften. Neben Schmerzen und Krankheiten setzen ihm heute Geldsorgen zu. Obwohl er sein Leben lang arbeiten musste, bekommt er weder Hilfe aus Deutschland noch aus Chile.
Auf dem Gelände der Colonia Dignidad - der sogenannten „Kolonie der Würde" - liegen laut Experten noch immer etwa hundert Opfer der rechtsgerichteten Militärdiktatur Pinochets verscharrt, nach deren sterblichen Überresten gegraben wird. Die Opfer der deutschstämmigen Kollaborateure der chilenischen Militärjunta haben keine Entschädigung erhalten; Täter sind bis heute noch auf freiem Fuß. Viele Opfer sterben langsam weg. Ein Versagen auch der Bundesrepublik Deutschland, die die Colonia Dignidad jahrzehntelang deckte und bei Verbrechen wegsah.
Autor: Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro

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