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Türkei: Vertuschen statt Helfen

PlayMenschen stehen mit Abstand in einer Schlange vor dem Eingang eines Gebäudes.
Türkei: Vertuschen statt Helfen | Bild: BR

Cem Eksi ist in Pforzheim aufgewachsen und hat dort den Beruf Koch gelernt. Im Herbst 2019 eröffnet er in Istanbul das kleine Restaurant Mabou. Der Erlass des Präsidialamtes, sämtliche Gastronomie mit Publikumsverkehr zu schließen, wäre eigentlich sein existentielles Ende gewesen. Damit es weitergeht, backt er Brot und lässt es an die Kundschaft liefern: "Ich würde auch gerne zumachen, wenn ich könnte, und sagen: 'Gut, jetzt bleibe ich zwei, drei Wochen mit Frau und Kind daheim und wir schauen Fernsehserien an.' Ist aber nicht möglich. Ich muss momentan etwas machen. Und ich sehe, alle haben zugemacht und hier ist eine Nachfrage nach bestimmten Produkten. Es gibt sogar Leute, die nachfragen, ob ich ihnen Obst und Gemüse liefern kann."

Das Präsidialamt hat eine Ausgangssperre für Personen ab dem 65. Lebensjahr erlassen. Müfide Toker ist 78 Jahre alt. Die Ausgangssperre sei in Ordnung sagt sie. Eigentlich müsste diese für alle gelten. Noch immer haben viele Türkinnen und Türken die Sorge, die Regierung erzähle nur die halbe Wahrheit, so die Rentnerin: "Sicher fühle ich mich nicht. Das hat aber nichts mit den Ärzten zu tun; wir haben hervorragende Ärzte und auch nichts mit den Krankenschwestern oder anderen Pflegekräften. Sie sind wundervoll und arbeiten sehr hart. Ich habe Sympathie für sie. Aber ich traue dem System nicht, weil sie keine Erklärungen abgeben."

Zusammenhalt in der Türkei

Mehrere Abende stehen viele Türkinnen und Türken um 21 Uhr an den Fenstern und Balkonen und applaudieren dem medizinischen Personal des Landes.

Dr. Irshad Shaikh arbeitet für die Weltgesundheitsorganisation in der Türkei. Er attestiert der Regierung in Ankara die richtigen Maßnahmen ergriffen zu haben. Inzwischen, so heißt es offiziell, werden fast 19.000 Tests pro Tag durchgeführt.

Zwei Wochen sind vergangen: Cem kocht und backt weiter. Die Nachfrage sei groß. Die Sorge vor der Zukunft aber auch. Zumindest hat er die Hoffnung, dass die Türkei es wirtschaftlich schafft. Viele hätten Gold unter dem Kopfkissen. Nun müsse das Land eben an seine Reserven.

Autor: Oliver Mayer-Rüth, ARD Istanbul

Stand: 05.04.2020 22:23 Uhr

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