So., 02.05.21 | 19:20 Uhr
Das Erste
Frankreich: Helfer im Einsatz gegen Naturgewalten
Anpacken, das kann er: Alexandre Durand ist der Mann für alle Fälle: schnell, präzise, zuverlässig.
Die Basisstation von Breil: Depot für die abgeschnittenen Dörfer, weiter oben in den Bergen. Lebensmittel, Möbel, Werkzeug, alles, was gebraucht wird, schafft Alexandre mit seinem LKW dort hin. Auf geht’s: zweimal am Tag fährt er die Tour. Es geht über eine holprige Behelfspiste. Die eigentliche Straße ist zerstört, seit ein Sturmtief vor sechs Monaten hierüber gefegt ist. Alexandre hatte die Bilder im Fernsehen gesehen – und einen Entschluss gefasst: Er macht sich auf den Weg, per Anhalter, hierher, in dieses Alpental.
Der Metzger wartet schon. Raphael Lorilleux bekommt eine Palette Fleisch. Alexandre ist derzeit der Einzige, der hier hochkommt und liefert, pünktlich und zuverlässig. Alexandre will los. Er hat‘s eilig: Er muss rechtzeitig wieder am Checkpoint sein, andere warten auch schon darauf, denn die Behelfsstraße kann nur zu bestimmten Zeiten passiert werden.
Schwere Zerstörungen und ein neues Leben
Noch immer sind die Verwüstungen überall sichtbar. Die Arbeiten kommen nur schleppend voran: Milliardenschäden, vernichtete Existenzen. Die Beschaulichkeit der kleinen Stadt Breil in den französischen Alpen hat gelitten.
Mittagessen im Depot. Arbeitskollegen und ein paar ehemalige freiwillige Helferinnen und Helfer sind gekommen. Alexandre hat sie zusammengetrommelt. Alexandre hat hier ein neues Zuhause gefunden. Jetzt ist er einer von ihnen. Das war nicht immer so. Über sein früheres Leben spricht er nicht gerne: Er kam praktisch aus dem Nichts, war arbeitslos und obdachlos, lebte im Wald, als er von der Unwetterkatastrophe hier hörte.
Letzte Runde für heute. Weiter geht’s. Irgendwann im Sommer soll die Straße wieder für alle passierbar sein. Dann ist sein Job hier beendet. Doch Alexandre macht sich deswegen keine Gedanken. Er ist entschlossen: er will in diesem Tal bleiben.
Autorin: Sabine Rau, ARD Paris
Stand: 02.05.2021 20:39 Uhr
Kommentare