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Südafrika: Frauen jagen Wilderer

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Südafrika: Frauen jagen Wilderer | Bild: ARD

Ja, auch dafür muss Zeit sein: Lippenstift und Tarnanzug – so gehen die Black Mambas auf Patrouille. Die jungen Frauen sind auf der Jagd nach Wilderern – im südafrikanischen Balule-Reservat unterwegs. Der Naturpark ist Teil des Krüger-Parks. Zahlreiche Nashörner leben hier – wieviele genau wollen uns die Mambas nicht verraten – das könnte nur noch mehr Wilderer anlocken, sagen sie. Die Frauen haben es mit bewaffneten Kriminellen zu tun, die sich selbst von elektrischen Zäunen nicht abhalten lassen – wie die Bilder einer Überwachungskamera zeigen.

Vor ein paar Monaten haben Wilderer hier ein Loch in den Zaun geschnitten – dieses eine Mal waren die Mambas zu langsam. Drei Nashörner mussten sterben.

Ohne Verschwiegenheit geht es nicht

"Wir Frauen sind die Richtigen, um diese Tiere zu schützen", sagt Black-Mamba-Rangerin Nocry Mzimba. "Weil wir Geheimnisse besser für uns behalten als Männer. Und das ist sicher der Grund dafür, dass hier jetzt weniger gewildert wird." Tatsächlich setzt man wegen ihrer Verschwiegenheit auf die Frauen. In der Vergangenheit waren es oft männliche Ranger, die Informationen über den Aufenthaltsort der Nashörner gegen Geld an Wilderer weitergaben.

Vor allem in der Dunkelheit schlagen die Nashornjäger zu. Plötzlich ein Elefant – ganz nah. Keine ganz ungefährliche Situation. "Männer und Frauen sind doch gleich," sagt Nocry, als wir fragen, ob sie als Frau manchmal Angst hat in der Wildnis. "Auch wir Frauen haben Power. Am Anfang war das alles neu – weil ausserhalb des Reservats keine Elefanten frei herumlaufen. Aber immerhin machen wir das nun schon mehr als zwei Jahre." Nur ein Mann ist mit im Team – und sein Job ist der des Fahrers.

Bedachte Jagd auf Wilderer

Plötzlich geht ein Funkspruch ein. Ein Schwarm Geier wurde gesichtet. Das könnte ein Hinweis auf ein totes Nashorn sein. Nur zu Fuss wäre der Ort zu erreichen, an dem die Geier kreisen – und das wäre nachts sehr gefährlich, denn auch Löwen und Leoparden leben hier. Stattdessen gehen zwei der Frauen auf Horchposten in einer Hütte ganz in der Nähe – während der Jeep weiter den Zaun kontrolliert, um möglichen flüchtenden Wilderern den Weg abzuschneiden. "Wir schauen und horchen – manchmal können wir die Wilderer sprechen hören – selbst wenn sie weit entfernt sind. Denn wir selbst sind ganz leise" sagt Goodness Mhlanga.

Durch Tierschutz gutes Geld verdienen

Die Black Mambas sind Frauen, die Wilderern nachstellen
Sie schützen wilde Tiere, die Black Mambas aus dem Krüger-Nationalpark. | Bild: ARD

Am frühen Morgen endet die Schicht der Mambas. In der Nacht haben sie Schüsse gehört – doch Spuren von Wilderern konnten sie nicht entdecken. Insgesamt 28 Black Mambas arbeiten hier. Während des Diensts leben sie mitten im Reservat. Denn das Township, aus dem sie stammen, ist eine Stunde Autofahrt entfernt. Hier spricht natürlich keiner offen mit uns über die Wilderei – aber jeder der Nachbarn könnte ein Wilderer sein.

Nocry und Goodness haben heute frei und gehen einkaufen. Und das ist auch eine Botschaft – nämlich die: Geld verdienen kann man auch indem man die Nashörner schützt – nicht nur, indem man sie tötet und ihr Horn teuer verkauft. "Wenn sie hier nicht einkaufen, wovon soll dann mein Lohn bezahlt werden?" sagt die Verkäuferin Prudence Bohlale. "Natürlich freuen wir uns, wenn sie im Reservat gut verdienen, denn das hilft uns auch."

Im Township ist Nocrys Haus eines der größeren. Die Familie konnte es sich nur durch ihren Verdienst bei den Black Mambas leisten – die junge Frau hat den Bau ganz alleine bezahlt. Heute hilft sie ihren Geschwistern und deren Freunden bei den Hausaufgaben. "Als ich noch arbeitslos war, habe ich oft zugunsten meiner Geschwister auf manches verzichtet," sagt Nocry. "Damit sie essen konnten, habe ich gehungert. Durch meinen Job hat sich das alles geändert."

Der Erfolg spricht für sich

Unterdessen ist die nächste Schicht der Black Mambas unterwegs – sie wollen klären was vergangene Nacht passiert ist. Ein Loch unter dem Zaun – das allerdings waren keine menschlichen Eindringlinge, sondern Warzenschweine. "Bisher gibt es nichts Auffälliges hier", funken die Frauen durch. Ein totes Nashorn finden sie nicht – aber etwas anderes: diese Drahtschlinge. Wie es scheint waren vergangene Nacht tatsächlich Wilderer unterwegs. "Mit dieser Falle kann man Impalas fangen oder Warzenschweine. Und wenn der Draht stark genug ist, sogar Nashörner oder Büffel" erklärt Leitah Michabela.

Erleichterung in der Einsatz-Zentrale und bei Chef-Wildhüter Craig Spencer. Er hatte die Idee beim Nashorn-Schutz auf eine reine Frauentruppe zu setzen. Und der Erfolg gibt ihm Recht: in den fast drei Jahren seit die Mambas im Einsatz sind, hat der Park nur ein einziges Mal Nashörner verloren – die drei Tiere Anfang des Jahres.

"Frauen sind viel gewissenhafter bei der Arbeit," ist Craig überzeugt. "Noch nie ist eine zu spät gekommen oder mit einer unordentlichen Uniform. Nie war eine betrunken. Dazu kommt, dass Frauen tatsächlich verschwiegener sind. Sie würden nie die 3.000 oder 4.000 Euro nehmen, die Wilderer oft anbieten, und dann verraten wo sich unsere Nashörner aufhalten. Denn die Loyalität dieser Frauen kann man nicht kaufen."

"Wir Frauen können vieles, wenn wir es nur wollen," sagen auch die Black Mambas selbst. "Wir schaffen alles was Männer so tun – und: vielleicht machen wir es am Ende tatsächlich sogar besser."

Autor: Thomas Denzel/ARD Johannesburg

Stand: 09.07.2019 10:21 Uhr

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