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Israel und die Palästinenser: Der Konflikt spitzt sich zu

PlayVerbrannte Reste eines Hauses im Kibbutz Nir Oz
Israel und die Palästinenser: Der Konflikt spitzt sich zu | Bild: picture alliance/dpa | Ilia Yefimovich

Was hier, in Umm al Fahm, einer arabischen Stadt in Israel, gleich stattfinden soll, ist verboten. Deswegen ist auch noch unklar, wie viele kommen. Die Stimmung ist angespannt. Dieser Mann, der nicht erkannt werden will und die anderen hier, wollen für die zivilen Opfer in Gaza demonstrieren. Trotz des Verbots ist auch sie hier, eine junge Frau, die nicht erkannt werden will. Zu dem Anschlag der terroristischen Hamas möchte sie sich nicht äußern.

Langsam füllt sich der Platz, ein jüdischer Israeli ist auch hier. Er ist der Einzige, der ohne Unkenntlichmachung mit uns sprechen will. Alle anderen haben zu große Angst vor rechtlichen Konsequenzen: "Die Israelis verhaften Menschen nur deshalb, weil sie sagen, dass es nicht in Ordnung ist Frauen und Kinder zu töten, unschuldige Menschen in Gaza. Sie verhaften sie und schlagen sie und so weiter."

Bürger zweiter Klasse?

Der Protestzug setzt sich in Bewegung. Alle hier sagen uns, es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Polizei eingreifen wird. Israelische Araber, die oft lieber als palästinensische Bürger Israels bezeichnet werden, machen mehr als 20 Prozent der israelischen Bevölkerung aus. Hier in Umm al Fahm lebt eine der größten arabischen Gemeinden in Israel. Viele fühlen sich schon seit Jahren wie Bürger zweiter Klasse, dürfen zum Beispiel nicht zum israelischen Militär.
Seit dem Terrorangriff der Hamas, werden Araber in Israel noch mehr unter Generalverdacht gestellt. Allein schon für das Posten oder Liken von Social Media-Beiträgen werden arabische Israelis von israelischen Sicherheitskräften festgenommen oder verlieren ihren Job, so wie Dr. Abed Samara: er sitzt noch in seiner Praxis, doch seine Arbeitserlaubnis wurde ihm vor wenigen Tagen entzogen.

Zurück bei der Demonstration in Umm al Fahm. Bisher kam keine Polizei. Selbst wenn, der jungen israelischen Araberin ist es inzwischen egal, was ihr passieren könnte: "Ich habe noch nie etwas gemacht, das gegen das Gesetz verstößt. All die Demonstrationen waren friedlich. Nachdem der Krieg ausgebrochen ist, habe ich mir gesagt: Schluss, ich kann nicht mehr schwiegen. Es ist so weit gekommen, dass ich denke, was passiert, passiert eben. Ich habe keine Angst mehr."

Plötzlich: Polizeieinsatz: Es werden Blendgranaten geworfen. Es herrscht Chaos und Angst. Unbeabsichtigt gerät Anwalt Mahmoud Madany mit seiner Familie mitten in den Einsatz. Die Polizei rückt immer näher. Die Demonstranten beginnen zu laufen, um sich in Sicherheit zu bringen. Auch Mahmoud Madany rennt. Er will nicht verhaftet werden wie Kollegen von ihm. Denn er wird gebraucht, vertritt in den letzten Tagen immer mehr israelische Araber: "Man kann davon ausgehen, dass es noch weitere Festnahmen geben wird, wir werden uns also als Anwälte zusammentun für deren Gerichtsverhandlungen."

Währenddessen gehen die Verhaftungen der Demonstranten weiter. In Sicherheit gebracht ruft Mahmoud seine Kontakte an und erfährt: Vier Minderjährige und sieben Erwachsene wurden heute verhaftet: "Wir glauben dass es keine Verhaftungen geben sollte. Wir reden über Menschen, die ihre Wut durch eine Demo äußern wollen. Sie sind wütend dass unschuldige Menschen umgebracht werden, egal ob Araber oder Juden. Doch der Staat befindet sich in einem Ausnahmezustand, deshalb verhält er sich so."
Die Terrororganisation Hamas setzt darauf, dass die arabischen Israelis für Unruhen sorgen, die den Staat Israel zusätzlich schwächen sollen. Dieser wehrt sich und trifft dabei auch Menschen, die nur ihre Solidarität mit den Palästinensern in Gaza äußern wollen.

Autorinnen: Natalie Amiri und Hanna Resch

Stand: 22.10.2023 21:39 Uhr

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