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Israel: Geisel-Angehörige hoffen auf die nächste Freilassung

PlayFrauen bei einer Demo mit ausgestopften Bäuchen.
Israel: Geisel-Angehörige hoffen auf die nächste Freilassung | Bild: NDR

Zum ersten Mal demonstrieren sie gegen eines der schlimmsten Verbrechen, dass die Hamas-Terroristen am 7. Oktober verübt hat – sexualisierte Gewalt. Was ist, wenn unsere Geiseln von den Hamas-Terroristen geschwängert wurden, sollen die ausgestopften Bäuche der Frauen signalisieren.

Die Terroristen vergewaltigten nicht nur ihre Opfer vor laufender Kamera. Israelische Medien berichten, dass sie selbst Tote vergewaltigt haben sollen, schossen ihnen in die Genitalien. Immer öfter berichten auch freigelassene Geiseln von sexuellen Übergriffen der Hamas-Terroristen in Gaza. Darauf wollen Aktivistinnen nun aufmerksam machen. "Wir machen uns Sorgen, dass sie sexuell missbraucht worden sind. Vielleicht sind sie schwanger. Sie haben keine Zeit mehr. Es muss jetzt gehandelt werden", sagt Lee Hoffmann Agiv.
Die Demonstranten werden täglich mehr. Sie müssen laut sein, sagen sie. Den Druck auf Premier Netanjahu erhöhen, damit er endlich für die Freilassung der Geiseln sorgt. Wenn es sein muss, zu jedem Preis. Mehr als 100 Geiseln befinden sich noch in den Händen der Hamas.

Geiseln wie Dolev müssen zurückkommen. Sein Vater Yehiel Yehud denkt an nichts anderes. Die ganze Familie wartet auf ein Lebenszeichen. 128 Tage sind vergangen, seit seine Kinder Dolev und Arbel von den Hamas Terroristen verschleppt wurden. Es fühlt sich an, wie ein einziger langer Tag seit dem 7. Oktober, erzählen sie mir und zeigen mir Familienerinnerungen. Als ich Yehiel frage, ob er von den sexuellen Übergriffen weiß, ringt er um Worte. "Es ist mein Alptraum, meine größte Angst. Jeder Vater, jede Mutter denkt darüber nach, wenn sich seine Tochter, die sich unter Männern befindet, vor denen sie sich fürchtet."  Sie hatten so ein schönes Leben. Der Bruder der Geiseln zeigt mir auf seinem Handy ein Video aus dem Kibbuz Nir Oz, ihr Zuhause, bis zum Terrorangriff der Hamas. "Das ist ein Video aus unserem Leben vor dem 7. Oktober, wir haben es am 5. Oktober aufgenommen", erzählt Neta Yehud.

Kibbuz Nir Oz: Jeder vierte Bewohner ermordet oder verschleppt

Ein Ehepaar sitzt an einem Tisch, der Mann hat ein T-Shirt an, auf dem zwei Menschen angebildet sind.
Familie Yehud wartet auf ein Lebenszeichen ihrer entführten Kinder. | Bild: NDR

Am Morgen des 7. Oktober brechen mehr als 3.000 Hamas-Terroristen durch die Sicherheitszäune aus dem Gazastreifen nach Israel. Das Kibbuz Nir Oz liegt sieben Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Mehr als 150 der Terroristen stürmen das Kibbuz, zerstören die Häuser. Jeder vierte Bewohner wird ermordet oder verschleppt.Wie Dolev. Sigis Mann. Er war vor die Tür gegangen, erzählt sie mir, um gemeinsam mit den anderen Bewohnern des Kibbuz die Terroristen daran zu hindern, sich seiner Familie zu nähern. "Ich dachte, das ist das Ende. Es ist das Ende. Und dann wusste ich, wir können nur überleben, wenn wir keinen einzigen Laut von uns geben", erinnert sich Sigi Yehud. Sigi war am Tag des Angriffs im 9. Monat schwanger. Um sechs Uhr morgens verschanzt sie sich mit ihren drei kleinen Kindern im Schutzraum ihres Hauses. Ihr Mann gibt ihr über WhatsApp Anweisungen, wie sie die Sicherheitstür schließen muss. Um 8.52 Uhr liest Sigi den letzten Satz ihres Ehemannes: "Ich liebe Dich". Wenn er noch lebt, dann weiß er nicht, dass seine Tochter neun Tage nach dem Terrorangriff auf die Welt kam.

Sigi hat keine Kraft für ihn zu demonstrieren, ihre Kinder brauchen sie jetzt. Doch dafür tun das Tausende andere. Und sie werden mehr und lauter, von Woche zu Woche. Sie erhöhen damit den Druck auf Premier Netanyahu die Geiseln nach Hause zu holen. Netanjahu wird vorgeworfen, dass er den Angehörigen nicht zuhört. Doch eigentlich sind sie nicht zu überhören. 

Autorin: Natalie Amiri, ARD-Studio Tel Aviv

Stand: 11.02.2024 20:03 Uhr

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