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Kambodscha: Zwangsumsiedlung bei Angkor Wat

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Kambodscha: Zwangsumsiedlung bei Angkor Wat | Bild: Christiane Justus / ARD Singapur

Jeden Tag fragt sie sich, wie lange sie in ihrem Laden noch verkaufen kann. Un Sinat macht sich Sorgen, denn sie soll weg von hier, der Laden auch und ihre drei Kinder. Die Behörden wollen, dass sie umziehen.
Der Verkauf von Snacks und Getränken reicht, um die Ausbildung der Kinder zu bezahlen. Der Tourismus bei den Tempelanlagen ist für sie wie für viele Nachbarn die Lebensgrundlage. Familie Un lebt im weitläufigen Gelände von Angkor Wat.
Die riesige Tempelanlage ist mehr als 200 Quadratkilometer groß und umfasst mehrere hundert Tempel.

Ein neues Zuhause – weit weg von Angkor Wat

25 Kilometer entfernt von Angkor Wat: Eine neue Stadt wird aus dem Boden gestampft, Run Ta-Ek. Die Regierung Kambodschas will, dass 10.000 Familien ihre Heimat bei den Tempelanlagen verlassen und in diese wachsende Baustelle ziehen. Mittlerweile gibt es hier zumindest Wasser und Strom.
Yong Cheat hatte den Druck der Behörden nicht mehr ausgehalten und verzweifelt zugestimmt, hierher zu ziehen: "Die Stadt hier ist völlig anders. Hier ist nichts. In Angkor konnte ich auch ohne Geld gut überleben. Ich habe im Wald Kräuter und Insekten gesammelt und verkauft. Jetzt muss ich Gemüse einkaufen und bleibe auf den Kosten sitzen."
Die Umgesiedelten sind nun auf die monatlich gezahlte, staatliche Unterstützung von 125 Dollar angewiesen – früher hatten sie ein eigenes, höheres Einkommen.
Das sind die Reste von ihren Häusern, hier haben sie gelebt. Nur noch die Grundmauern sind erkennbar von ihrem Dorf in Angkor. Was die Regierung mit diesem freigeschaffenen Land in der Nähe der Tempel vorhat, ist nicht bekannt. Das alles sei eine Entwicklungsmaßnahme, zum Vorteil der Einheimischen, so der Sprecher der zuständigen Behörde. Die Familien zögen freiwillig um. Das sieht die Menschenrechtsorganisation Amnesty International ganz anders: Der Umzug in diese unfertige Satellitenstadt sei eine Zwangsumsiedlung, bei der die Menschenrechte verletzt würden.

Sinat Un möchte ihren Laden hier weiterführen – unbedingt, auch wenn ihre Schwester schon weggezogen ist und viele ihrer Nachbarn. Jeden Tag betet sie zu den Göttern von Angkor Wat für eine bessere Zukunft.
Für Touristen ist Angkor Wat in erster Linie nur ein spektakulärer, magischer Ort. Für Einheimische ist die Tempelanlage mit den Touristen ihre Heimat und ihre Lebensgrundlage.

Autorin: Christiane Justus, ARD Singapur

Stand: 05.05.2024 19:42 Uhr

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